laut.de-Biographie
Drake
"I want the money. The money and the cars. The cars and the clothes. The hoes. I suppose I just want to be successful." Genauer wurden die kapitalistisch selbstzentrierten Karrierewünsche eines Künstlers wohl selten auf den Punkt gebracht. Die größtmögliche Angriffsfläche für alle großkotzigen Hip Hop-Macher weltweit lieferte Drakes "Successful" im ausgehenden Winter 2008 trotzdem nicht.
Mit Kollaborationen mit Indie-Helden wie Lykke Li, Peter, Bjorn and John und Santogold relativierte das neue kanadische Rap-Wunderkind seine engstirnige Weltsicht und avancierte zum so hübschen wie talentierten Vorzeigepüppchen der neuen mode- und musikbewussten Rap-Generation.
Da passt es eigentlich nur, dass die Vita des Aubrey Drake Graham, geboren im Oktober 1986 im kanadischen Toronto, auch die Zwischenstation als Hauptdarsteller in der kanadischen Seifenoper "Degrassi: The Next Generation" beinhaltet. Der klassische Karrierezug also: Die Figur Jimmy Brooks ist der Basketballstar der Schule, wird tragischerweise angeschossen und sitzt fortan im Rollstuhl. Er entwickelt eine künstlerische Ader und versucht sich als Rapper.
Auf einmal wird aus der Fiktion Realität, der Schauspieler entsteigt der Rolle (und dem Rollstuhl) und startet die eigene Karriere. Überschneidungen mit einem gewissen Will Smith sind rein zufällig, genau wie die öfter selbst gewählte Bezeichnung als der neue Fresh Prince of Bel Air.
Das klingt alles schwer nach groß angelegtem Business-Plan mit Major im Rücken. Drake wird jedoch nicht müde zu unterstreichen, dass ein Schulterschluss mit den großen Plattenfirmen (noch) nicht vollzogen wurde. Der Grund, wieso der Name Drake auf einmal in aller Munde ist, liegt eher daran, dass die TV-Serie "Degrassi" allein 40 Millionen Haushalte in Kanada und den USA erreicht und Drake als Sohn des Drummers von Jerry Lee Lewis über weitläufige Kontakte in der Musikwelt verfügt.
Zudem attestiert sich Drake selbst ein Höchstmaß and Talent und Motivation. In Eigenregie folgen erste Mixtapes, die weitläufig rezipiert werden. Auf "Comeback Season" tummeln sich Kollaborationen sowohl mit Little Brother, Dwele und Kardinal Offishall, als auch mit Clipse, Trey Songz oder Rich Boy. Die Zielgruppe ist also weit gestreut.
Die Blogosphäre meldet fortan ihr Interesse an, feiert jede neue Veröffentlichung des Kanadiers, als verkünde Tupac seine Auferstehung auf Dr. Dres "Detox", und Drakes Reimtalent, sowie sein Hang zu melodiösen Hooklines erntet überschwängliche Blogposts allerorten. Zudem umgarnt Lil Wayne Drake und will ihn für sein Young Money-Camp gewinnen - bei all der Liebe kann man sich selbst auch schon mal großspurig Young Angel nennen.
Mit einer Engelsgeduld arbeitet Drake jedoch an einem größeren Plan. Er leistet weiter Basisarbeit, veröffentlicht sein durchgehend gefeiertes Mixtape "So Far Gone", auf dem es zu besagten Kollaborationen mit Lykke Li, Peter, Bjorn and John und Santogold kommt, und obwohl Drake einen Vertrag mit dem Tochterunternehmen von Cash Money ausschlägt, lässt es sich der künstlerische Ziehvater Lil Wayne nicht nehmen, mehrere Verse zur Veröffentlichung beizusteuern.
Die Konsequenz: Drake unterschreibt auf der Erfolgswelle reitend bei der Business-Größe Interscope und spielt Shows mit Zuschauerzahlen im Zehntausender-Bereich, ohne auch nur einen offiziellen Release im Lebenslauf zu haben.
Sollte Erfolg in Twitter-Followern, Klamottenverträgen, Szene-Respekt und MySpace-Liebesbotschaften gemessen werden, hat es Drake bereits vor der Veröffentlichung seines Debüts "Thank Me Later" zum Superstar geschafft. "I suppose I just want to be successful."
Nur ein Jahr später legt er mit "Take Care" nach und trumpft mit einer Reihe von hochkarätigen Gästen auf: Nicki Minaj, The Weeknd, Kendrick Lamar, Rihanna oder auch Rick Ross. Damit zementiert er endgültig seinen Status als Rapstar: 4x Platin in Kanada, 2x Platin in UK und 6x Platin in den USA.
Danach etabliert Drake sein eigenes Musiklabel OVO Sound, das von Warner Music vertrieben wird. Dort finden sich neben dem Kanadier noch u.a. sein Landsmann PARTYNEXTDOOR und der jamaikanische Musiker Popcaan.
2013 erscheint das von Kritikern hoch gelobte Album "Nothing Was The Same", auf dem Drake seine ganze Bandbreite des HipHop demonstriert. Die drei Singles wurden allesamt zu weltweiten Hits: "Started From The Bottom", "Hold On, We're Going Home" und "Worst Behavior".
2015 ist für Drake ein sehr umtriebiges Jahr, denn er veröffentlicht gleich zwei Mixtapes: Zum einen "If You're Reading This It's Too Late" sowie das Kollabo-Tape "What A Time To Be Alive" mit Future. Insbesondere letztgenanntes lässt Drake mehr Richtung Trap gehen und er nimmt den Hype um das Subgenre direkt mit.
Direkt ein Jahr später stampft der Nimmersatt sein nächstes Album aus dem Boden: "Views". Darauf finden sich die viralen Meme-Hits "Hotline Bling" und "One Dance".
2017 erscheint mit "More Life" ein großes Mixtape, das er selbst als Playlist betitelt und satte 22 Songs bietet. Young Thug, 2 Chainz oder Kanye West sind nur einige seiner Features. Das Cover ziert seinen Vater Dennis Graham aus den 1970ern. Musikalisch bedient er sich vielen Musikrichtungen, wie etwas Dancehall, Grime und Afrobeats.
Die Fülle an Output erweitert er 2018 mit seinem fünften Studioalbum "Scorpion", das sogar 25 Songs aufwartet, die auf zwei CDs aufgeteilt sind. "A-Side" ist dabei sehr Rap-lastig, "B-Side" legt den Fokus aus verspieltere RnB-Klänge.
Zwischen all diesem musikalischen Output findet er noch die Zeit, seine OVO-Bekleidungsmarke weiter auszubauen oder auch seinen eigene Whiskey-Marke "Virginia Black" zu kreieren.
Ende 2019, Anfang 2020 ist die Social Media Plattform TikTok überall und bringt die Musiklandschaft gehörig durcheinander. Drake bleibt davon ebenfalls nicht unberührt und veröffentlicht mit "Toosie Slide" seinen ganz eigenen TikTok-Song, der sich dann auf seinem Mixtape "Dark Lane Demo Tapes" wiederfindet. Darauf sind mit "Deep Pockets" und "From Florida With Love" zwei Überbleibsel aus der "Scorpion"-Zeit zu finden.
Drake hat es geschafft. Vom kleinen Seriendarsteller zum absoluten HipHop-Superstar. Er bedient die Masse genauso gut wie die Genre-Liebhaber und bleibt sich dabei immer treu. Er probiert in gewissen Abständen neue Stilrichtungen und bleibt unermüdlich in seiner Musik. Neben The Weeknd und Justin Bieber der größte Star aus Kanada.
Noch keine Kommentare