laut.de-Biographie
50 Cent
"Viel Feind, viel Ehr", unter diesem Sprichwort-Stern stehen und agieren nicht wenige Emcees im Rap-Game. Hip Hop ist Wettkampf, doch Competition heißt hier: Ich will da hin, wo du bist - an die Spitze. Also wird aus Rohren gedisst, was das Zeug hält. Das Paradebeispiel: Curtis Jackson aka 50 Cent.
Er verliert schon früh seine Mutter und Freunde im Drogenkrieg auf den Straßen von Queens. Trotz aller Widrigkeiten unterschreibt er einen Deal bei JMJ, dem kleinem Label von Run DMC-DJ Jam Master Jay. Dort stößt er jedoch bald an logistische Grenzen, so dass er mit Hilfe des renommierten Produzententeams der Trackmasters den Weg zum Majorlabel Columbia Records findet.
Die erste Single "How To Rob (An Industry Nigga)" avanciert zum Underground-Hit. Hier kriegen die angesagten R'n'B-Acts, Emcees und Produzenten gleichermaßen ihr Fett weg. Namentlich pisst 50 Cent dem RZA, Raekwon, Ghostface Killah, ODB, Jay-Z, Big Punisher, Busta Rhymes, DMX, Jermaine Dupri, Da Brat, Master P, Silk The Shocker, Timbaland, Missy Elliott, DJ Clue, TQ, Naughty By Nature, Joe, Will Smith, Juvenile, Heavy D, Sticky Fingaz, Blackstreet, Kurupt, Harlem World, Slick Rick, Foxy Brown, Bobby Brown, Whitney Houston, Lil' Kim und Mariah Carey ans Bein. Doch 50 Cent hält sich nicht mit billigen Battle-Worten auf, sondern disst die Stars so parodistisch, dass sich vor lustigen Wortspielen die Balken biegen.
Die Antwort der Gefoppten lässt nicht lange auf sich warten. Fiddys Plan geht auf – sein Name ist in aller Munde. Gegenüber Allhiphop.com äußert er Umstände und Beweggründe, die zum kontroversen Track führen: "Der Song war das Beste, was mir passieren konnte. Ich nahm ihn auf, da ich mich von den anderen hundert Acts meines Major Labels abheben musste. Nach dem Lied kannte jeder diesen 50 Cent-Typen.”
Ein Ereignis jedoch stoppt den Höhenflug: Am 24. Mai 2000 treffen 50 Cent neun Kugeln ins Gesicht, in Arme und Beine. Doch er hat Glück im Unglück und muss nur 13 Tage im Krankenhaus verweilen. Trotz des kurzen Aufenthaltes steht er nach der Entlassung vor den Trümmern seiner Rap-Karriere.
Seine Plattenfirma Columbia schreckt die negative Publicity und lässt den geplanten Videodreh mit Beyoncé Knowles zur Single "Thug Love" platzen. Zudem zieht das Label auch gleich das ganze "Power Of A Dollar"-Album aus dem Verkehr und löst den Vertrag mit dem Rapper auf.
50 Cent muss zurück auf die Straße. Er dealt mit Drogen, um wieder Kohle für Demobänder zu haben, und um Präsenz auf Mix-Tapes zu zeigen. Parallel zu seinen ersten Schritten Richtung Comeback beginnt 50s Fehde mit Queens-Kollege Ja Rule, die sich bis zu seinem Durchbruch und darüber hinaus hinziehen soll.
Am höchsten kocht der Beef, als 50 Cent endlich wieder Licht am Ende des Tunnels sieht und bei Dr. Dres Aftermath- bzw. Eminems Shady Records unterschreibt. Mit so viel geballter Firmenmacht im Hintergrund rückt der Streit vor allem on wax wieder ins Blickfeld der Medien.
Ob die Auseinandersetzung jedoch etwas mit dem Mord an 50 Cents-Mentor Jam Master Jay im November 2002 zu tun hat, bleibt ungewiss. Nach dem tragischen Tod des Run DMC-Mitglieds brodelt es in der Gerüchteküche, auf der Speisekarte stehen die Drogen ganz oben.
So soll Ja Rules Murder Inc.-Label mit Geld vom Mafioso McGriff finanziert worden sein, mit dem 50 Cent zufälligerweise schon zu seiner Dealer-Zeit Probleme hatte. Auch Aftermath und Eminem, das Violater Management, Suge Knight und Death Row rutschen in diesen abstrusen Gang-Strudel. Doch trotz intensiver Ermittlungen des FBI bleibt die Wahrheit vorerst im Dunkeln.
Erfreulicher verläuft dagegen 50s Rap-Karriere. Nach dem Appetitanreger-Album "Guess Who's Back" erscheint im Frühjahr 2003 das von Dre und Em tatkräftig untersützte Werk "Get Rich Or Die Tryin'" und bricht mit über 850.000 verkauften Einheiten Snoop Doggs Debüt-Rekord.
Millionenschwere Multi-Platin Verkäufe schließen sich nach dem furiosen Start an und hypen 50 Cent in 2Pac'sche Regionen. 50 Cent ruft seine G Unit-Records (G steht für Guerilla) ins Leben, zu der u.a. auch die Mic-Talente Lloyd Banks, Tony Yayo und Young Buck zählen.
Zu "Get Rich Or Die Tryin'"-Zeiten geht G Unit noch als klassische Hip Hop-Crew durch. Doch 50 Cent wäre nicht der Vorzeige-Ghetto-Entrepreneur, wenn er nicht im Laufe der Zeit neben seinem eigenen Namen auch G Unit zu einem Multimillionendollar-Unternehmen ausbaute.
Llyod Banks Debüt "The Hunger For More" steigt im Sommer 2004 auf Platz eins der amerikanischen Billboardcharts ein, Kollege Young Buck platziert sich mit "Straight Outta Ca$hville" auf Nummer drei.
Im Jahr 2005 wirft Fiddys Klamottenlinie G Unit-Clothing über 75 Millionen Dollar ab. Fifty ist nun endgültig nicht mehr der strugglende Drogendealer aus Southside Queens, sondern das stärkste Zugpferd des Interscope-Stalles unter der Ägide von Labelboss Jimmy Iovine.
Emsig arbeiten Marketingexperten an der Wertigkeit der Marke 50 Cent weiter. "From Pieces To Weight" lautet der Name der Autobiografie in Buchform, "Get Rich Or Die Tryin'" der quasi biografische Hollywood-Blockbuster für den die Produzenten knapp 40 Millionen Dollar locker machen.
Fifty liefert für den Streifen nicht nur seine Geschichte, sondern spielt sich gleich auch selbst. Eminem und "8 Mile" lassen grüßen. Das eigene Videospiel "Bulletproof", entwickelt von Vivendi Games in enger Zusammenarbeit mit dem Rapper, geht 1,3 Millionen Mal über die Ladentische und lehnt sich natürlich an Fiddys Aufstieg vom Dealer zum Millionär an.
Bei all diesen Verkaufsbemühungen vernachlässigt Fiddy jedoch nicht seine zwei Lieblingsbeschäftigungen - Rapplatten aufnehmen und Streit vom Zaun brechen. 2005 erscheint "The Massacre" und auch hier bleibt 50 Cent ist der unbestrittene König der Ghetto-Poserei.
Daran ändert auch das neue Westcoast-Wunderkind The Game im Jahr 2004 mit der Veröffentlichung seines Debüts "The Documentary" nichts. Vielmehr geht Fifty auch aus dieser Auseinandersetzung als überheblicher Sieger raus. Die Story: Auf Wunsch von Aftermath-Boss Dr. Dre soll 50 Cent Dres neuem Sprößling Game auf seinem Debüt musikalisch unter die Arme greifen. Kurzerhand nimmt 50 Cent The Game sogar in seine G Unit-Crew auf und will so sein Imperium auf die amerikanische Westküste erweitern.
Der Schuss geht gehörig nach hinten los. Kommerziell und auch künstlerisch avanciert "The Documentary" zwar zum vollen Erfolg. Die Zusammenarbeit zwischen 50 Cent und The Game findet jedoch ein jähes Ende. The Game will sich nicht an Fifty Streitereien beteiligen und freut sich etwa über die Respektbekundungen von Nas.
Fifty wirft Game daraufhin mangelnde Loyalität vor und ist davon überzeugt, dass er mehr zum Erfolg von Games Debüt beigetragen hat, als The Game selbst. The Game verliert sich in der Folge in nicht enden wollenden Diss-Tiraden und startet seine Kampagne "G Unot", in der er darauf hinweisen will, dass Fifty gar nicht der harte Gangster ist, für den er sich hält. Was The Game bei seinen Schmähungen übersieht ist, dass er für weitere vier Alben bei Fifty auf G Unit Records gesignt ist. 50 Cent sitzt einmal mehr am längeren Hebel.
Auch sonst kann sich Curtis Jackson nicht beschweren: 20 Millionen weltweit verkaufte Tonträger, vier Millionen verkaufte Paar Schuhe seiner G Unit-Serie bei Reebok, knapp neun Millionen verkaufte Platten der von ihm verpflichteten G Unit-Künstler, über drei Millionen gedownloadete Klingeltöne der Hits "Candy Shop" und "Just A Lil Bit", 75 Millionen Dollar-Umsatz im Jahr 2005 seiner Bekleidungsmarke G Unit Clothing, 64 Millionen Dollar-Einnahmen aus seinem biografischen Filmdebüt "Get Rich Or Die Tryin'" und 25 Millionen-Umsatz für das Jahr 2006 beim Verkauf seines Vitamin-Getränks "Formula 50".
Genügend Gründe für das bekannte Forbes Magazin, in seiner Auflistung der "einflussreichsten Berühmtheiten" 50 Cent noch vor den Erfolgsautoren Dan Brown und J.K. Rowling, den Sängern Elton John und Paul McCartney oder dem legendären Boxer Muhammad Ali auf Platz 8 der Liste zu ranken.
Den nächsten Coup landet Fifty mit dem Ausbau seines G Unit-Plattenlabels. 2005 verpflichtet er das Queensbridge-Duo Mobb Deep und die Roc-A-Fella-Schreihälse M.O.P. Außerdem freuen sich Rap-Chanteuse Olivia, Spider Loc und DJ Whoo Kid über monatliche G Unit-Gehaltschecks. Die Ziele für G Unit-Records sind ähnlich hoch gegriffen. 50 Cent will sich mit seinem Label keine erfreuliche Nebenverdienstquelle aufbauen, sondern in direkte Konkurrenz mit den Genre-Majors treten.
Doch irgendwie hat Curtis Jackson seinen Fokus verloren. Die Arbeit an seinem neuen Album "Before I Self Destruct" läuft nicht nach seinen Vorstellungen, und der Traum vom großen Erfolg von G Unit Records löst sich mit jedem neuen Release weiter auf.
Tony Yayos, Llyod Banks und Mobb Deeps Alben floppen, und es soll Streit im G Unit-Camp geben. Präsident Sha Money XL, Young Buck, M.O.P., Mase, Mobb Deep und Olivia verlassen das Label oder bleiben öffentliche Loyalitätsbekundungen schuldig. 50 Cent konzentriert sich wieder auf die eigene Kariere. Mit seinen Solo-Alben "Curtis" und "Before I Self Destruct" versucht er lautstark den Gang zurück in die heiligen Hallen der Pop-Elite.
Doch auch wenn seine späteren Alben nicht den gewünschten Erfolg bringen, gehört 50 Cent weiterhin zu den vermögendsten Rappern überhaupt. Jahr für Jahr listet ihn die Forbes-Liste als einen der fünf reichsten Protagonisten im Hip Hop. Diesen Status erhält er auch nach "Before I Self Destruct" aufrecht, obwohl er bis zum Jahr 2014 nur zwei neue Singles, jedoch keinen neuen Langspieler veröffentlicht.
Stattdessen versucht Curtis Jackson, hauptsächlich mit Film-Projekten von sich reden zu machen. Nach mehreren kleineren Auftritten in hochkarätig besetzten Filmen spielt er 2012 in "All Things Apart" gar die Hauptrolle. Der Streifen über einen todkranken Footballspieler erhält jedoch vernichtende Kritiken und floppt an der Kinokasse. Großen Schaden trägt sein Image deshalb jedoch kaum davon. Auch in den Folgejahren zieht 50 Cent zahlreiche Cameo-Auftritte und Nebenrollen an Land.
Wirklich turbulent wird es in seiner Karriere jedoch erst wieder 2014: Nach der Auseinandersetzung mit Young Buck und weiteren G-Unit-Mitgliedern zerstreitet sich Fiddy auch mit Tony Yayo und Lloyd Banks und kündigt wenig später eine zumindest vorübergehende Auszeit der Formation an. Solo nimmt seine Rap-Karriere allerdings wieder Fahrt auf: In Frieden trennt er sich nach zwölf Jahren der Zusammenarbeit von seinem Label Interscope und damit auch von seinen Freunden und Förderern Dr. Dre und Eminem, um zu Caroline International zu wechseln, wo er fünf Jahre nach "Before I Self Destruct" sein fünftes Studioalbum "Animal Ambition" veröffentlicht.
Bei all den Veränderungen bleibt eines jedoch beim Alten: Fiddy bleibt der unangefochtene Beef-Meister im Game und lässt sich unter anderem in Fehden mit Rick Ross und French Montana verwickeln. So bleibt Curtis Jackson auch in musikalisch ruhigeren Jahren immer präsent und bedeutend. "Viel Feind, viel Ehr" eben.
1 Kommentar mit einer Antwort
Irgendwie nur commercial
Irgendwie correct. Dasselbe gilt seit 2002 für Eminem und seit 1999 für Jay-Z.