Porträt

laut.de-Biographie

Ja Rule

Ja Rule spaltet die Hip Hop-Geister. Für Underground-Headz, besonders in Europa, ist er nur ein kleinwüchsiger Gangsta-Prolet, der andauernd "Murda, Murda" brüllt, ohne jegliche Skills zu besitzen. Zudem rappt er meistens über hektische 08/15-Beats, die sich im Moment zwar gut verkaufen, die nötige Tiefe aber oft vermissen lassen. Das macht ihn zum Inbegriff alles Negativen im Rapgame. Die Medaille hat aber bekanntlich immer zwei Seiten. Denn in den USA ist Ja Rule außerordentlich erfolgreich. Seinem heiseren Flow in Kombination mit bouncenden Beats können sich nur wenige Amis entziehen. Doch was steckt hinter der Maske des Ja Rule? Ist er jetzt ein Möchtegern-Thug oder ein Real Life-Emcee?

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Ja Rule heißt mit bürgerlichem Namen Jeff Atkins (J.A.) und wächst im New Yorker Stadtteil Holis, Queens auf. Mit 16 beginnt er Texte zu schreiben. Sein erstes Cameo hat er auf Mic Geronimos 1995er Release "Time To Build", der B-Seite der Maxi "Masta I.C.". Der Produzent und Queens-Nachbar Irv Gotti hört von Ja Rule und nimmt ihn unter seine Fittiche. Für beide soll sich die Zusammenarbeit ein paar Jahre später auszahlen. Doch aller Anfang ist schwer. Ja Rule und zwei Kumpels gründen "The Cash Money Click" und unterschreiben einen ersten Vertrag bei Blunt/TNT Records. Als einzige Single erreicht "Get the Fortune"/"For My Click" (1995) die Rotation auf New Yorks Radiokanal Hot 97. Daraufhin vermittelt Irv Gotti ein Treffen Ja Rules mit Def Jam-Präsident Lyor Cohen. Dieser zeigt sich ebenso begeistert vom Talent des Rappers wie von Irv Gottis Spürnase. Er nimmt Ja Rule unter Vertrag und verpflichtet Irv Gotti als A&R-Manager für Def Jam.

Während Gotti zu einem der mächtigsten Männer im Musikbiz aufsteigt, geht Ja Rule erst einmal durch die bewährte Feature-und Kollabo-Schule. Wie heißt es so schön: "It's All In The Family." So darf er seine Reibeisenstimme mit den Labelkollegen DMX und Jay-Z ("Can I Get A...") messen. Zudem ist er mit seinen Stücken auf dem "Streets Is Watching"-Soundtrack (mit "Murdergram") und auf DJ Clues "The Professional" (mit "Gangsta Shit") vertreten. Bei den Def Soul-Chorknaben Blackstreet und Dru Hill beweist er seine Wandlungsfähigkeit vom harten Burschen zum zärtlichen Lover. Als '99 dann die Nachfrage nach Ja Rule groß genug scheint, steht auch schon sein Debut "Venni Vetti Vecci" in den Läden.

Das Album hat in Sachen Beats und Lyrics eindeutig die gerade angesagten Ruff Ryders und Roca-Fella-Posse zum Vorbild. Synthie-Sounds a là Swizz Beats (gebastelt von Irv Gottis Top Dawg Produktionteam) garniert mit kitschigen Thugstories von den Straßen NYs. Als Gaststars dürfen die üblichen Verdächtigen Jay-Z, DMX und Memphis Bleek natürlich nicht fehlen. Zum Inhalt der Platte äußert sich Ja Rule folgendermaßen: "Es ist nicht so sehr ein Sieg über die Welt als vielmehr ein Sieg über mich selbst. Deswegen habe ich die Scheibe "Venni, Vetti, Vecci" genannt. Ich weiß, wo ich hin will, und was ich dort vorhabe."

Das Album wird ein passabler Erfolg. So bietet sich Ja Rule die Möglichkeit seinen Rang durch weitere Kollabos (LL Cool J, Method Man/Redman) zu festigen. Einen kleinen Knick erhält seine Karriere jedoch nach dem The Murderers-Werk, das gnadenlos floppt. Auch machen Gerüchte die Runde, dass Ja Rule den Style von DMX kopiere. Beide dementieren aber möglichen Beef. Den hat Ja Rule kurzzeitig mit dem Rapper 50 Cent, der u.a. ihn, Jay-Z und den Ghostface Killah im ironischen Song "How To Rob An Industry Nigga" disst. Doch wahre Thugs verstehen keinen Spaß und so wird 50 Cent unter dubiosen Umständen von einem Unbekannten angeschossen.

Mit seiner zweiten Soloscheibe "Rule 3:36" gelingt Ja Rule der endgültige Durchbruch. Dank ruhiger Stücke wie dem Smash-Hit "Put It On Me (feat. Vita)" holt sich das Album Doppelplatin (2 Millionen verkaufte Einheiten). Einzig und allein im Hip Hop-Underground hat Ja Rule im Gegensatz zu Megaseller-Kollegen wie Jay-Z oder Eminem bisher keine Freunde sammeln können.

Sein Nachfolger ändert auch an diesem Fakt nichts. Im Gegenteil, denn nach "Pain Is Love" bringt man Ja eher mit schmalzigen Duetten als mit hartem Rap in Verbindung. Kommerziell zahlen sich aber Hits wie "Always On Time" mit Murder Inc.-Küken Ashanti oder "I'm Real" mit Jennifer Lopez allemal aus. Nun hat er also quasi im Alleingang das Label Murder Inc. in das richtig helle Spotlight gebracht und besonders für eine Künstlerin den steinigen Weg geebnet. Denn die schon angesprochene Ashanti kommt mit ihrem Debüt 2002 richtig groß raus.

Für Ja wird es Zeit, einen neuen Schritt zu wagen und in neue Gefilde aufzubrechen. In dem Hollywood-Streifen "The Fast And The Furious" gibt er sein Debüt vor der Kamera, um aber 2002 wie der Schuster erneut zu seinen Leisten zurückzukehren. Doch der Schritt in Richtung harter Beats und rougher Texte bringt keine zusätzliche Streetcredibility. Eigentlich hagelt es fortan nur Probleme.

Ja Rule - R.U.L.E.
Ja Rule R.U.L.E.
Der nachdenkliche Gangster zieht eine neue Blutspur.
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So ist Ja Rule mittlerweile zum meist gedissten Rapper avanciert und muss sich tagtäglich Beschimpfungen von so illustren Gegnern wie 50 Cent, Eminem, DMX, Dr. Dre und anderen anhören. Und obwohl 2003 seine Single "The Reign" zumindest in Deutschland kommerziell erfolgreich wird, scheint er in Sachen Status im Rap-Business am Tiefpunkt angelangt zu sein. Jedenfalls sehen Erzfeinde wie 50 Cent in Ja Rule eher eine Lachnummer: "I think he's a clown, all he's missin is a red nose, a wig, and the shoes."

Ja Rules Fehde mit 50 Cent beschränkt sich nicht nur auf Boxkämpfe und Diss-Tracks. Auch kommerziell schicken die beiden Künstler im November 2003 neue Alben ins Rennen, das Ja Rule verliert. Nur 150.000 verkaufte Einheiten gehen von "Blood In My Eye" in der ersten Woche über die Ladentische. Nur ein Bruchteil von 50 Cents G-Unit-Album.

In den folgenden Jahren baut Curtis "50 Cent" Jackson sein G-Unit-Imperium weiter aus und hört nicht auf, sich über Ja Rule lustig zu machen. Blöd für Ja Rule, da Fifftys Alben millionenfach über die Ladentische wandern. Dementsprechend sinkt die Popularität des viel gescholtenen Rappers. Da verwundert es doch tatsächlich, dass Rule 2004 zu einem angsteinflößenden Gegenschlag in Form des Tracks "New York" ausholt.

Gut, der Anspruch auf den Titel "King of New York", den er auf dem dazugehörigen Album "R.U.L.E." erhebt, scheint angesichts des immensen Erfolgs von 50 Cent tatsächlich zu hoch gegriffen. Trotzdem hinterlässt Rule durch die Kollaboration mit Jadakiss und Fat Joe eine Blutspur durch den Big Apple.

50 Cent gefallen diese Besitzansprüche gar nicht. Er sogar so angepisst, dass er Fat Joe und Jadakiss mit vernichtenden Worten auf seinem Track "Piggy Bank" disst. Einmal mehr bleibt Fiffty seiner streitfreudigen Maxime treu. Für Ja Rule selbst hat er jedoch keine Worte übrig. In ihm sieht er lediglich den gescheiterten Rapper, der vor den Trümmern seiner Karriere steht.

Womit er gar nicht so Unrecht hat. Die Verkaufszahlen von "R.U.L.E." liegen in einem Bereich, der weder Ja Rule noch seiner Plattenfirma gefällt. Deswegen verwundert es auch, dass der Rapper, der 2005 in einer kleinen Rolle des Action-Thrillers "Assault On Precinct 13" neben Ethan Hawke und Laurence Fishburne zu sehen ist, nur ein Jahr später, quasi auf dem Tiefpunkt seiner Karriere, ein Best Of-Album auf den Markt schmeißt. Auf "Exodus" stammen viele Tracks bezeichnenderweise aus der Zeit, als Rule seine Reibeisenstimme noch neben DMX und Jay-Z einem Millionenpublikum präsentierte.

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Ja Rule - R.U.L.E.: Album-Cover
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  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2004 R.U.L.E.

Kritik von Alexander Engelen

Der nachdenkliche Gangster zieht eine neue Blutspur. (0 Kommentare)

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