laut.de-Biographie
Gipsy Kings
Ende der 80er stürmen die acht Franzosen mit Sommerhits wie "Djobi Doba" und "Bamboleo" zunächst die Strandcafés, Bars und Freiluftdiscotheken rund ums Mittelmeer. Die von den mitteleuropäischen Touristen in ihre Heimatländer eingeschleppten Ohrwürmer starten binnen kürzester Zeit ihren Eroberungszug in den Verkaufscharts der kühleren Breitengrade. Sie dürfen als Geburtshelfer des 'Sommerhits' gelten, denn kaum eine andere Formation versteht es zu der Zeit, Flamenco, Rock und Salsa zu einem ähnlich feurigen und spezifischen Soundgefühl zu verschmelzen.
Hinter den "Zigeuner Königen" verbirgt sich jedoch trotz entsprechender Verkaufszahlen kein kalkuliertes Kunstprodukt, sondern eine eingeschworene Familiendynastie. Der Kern der Band entstammt einem alten Familienclan, der während des Bürgerkriegs aus Nordspanien emigriert und sich jenseits der Grenze in Südfrankreich, in der Region Perpignan niederlässt. Um die Städte Arles und Montpellier herum gruppiert sich noch heute die größte Zigeuner-Gemeinde des Landes.
Die Geschichte der Gipsy Kings beginnt in den späten 70er Jahren, als sich die Brüder Nicolas und Andre Reyes – die Söhne des berühmten Flamenco-Musikers José Reyes – mit ihren Cousins Jacques, Maurice und Tonino Baliadrdo zusammenschließen. Zunächst nennt sich die Kombo Los Reyes und tingelt zwischen Hochzeiten, Festivals und Straßenauftritten hin und her. Aufgrund dieser zigeunerartigen Lebensweise ändern sie später auch ihren Bandnamen. Doch der große Durchbruch bleibt aus, die ersten beiden Alben ziehen nur wenig Aufmerksamkeit auf sich. Zu diesem Zeitpunkt spielen die Gipsies noch ihre traditionellen, wenn auch energetischen Flamenco-Rhythmen, vorangetrieben von Toninos präziser Gitarrenarbeit und Nicolas' Ausnahmestimme.
Um ihren Zuhörerkreis endlich zu erweitern, schließen sich die Musiker mit visionären Produzenten Claude Martinez zusammen. Er erkennt das Potential einer Weltklasse-Band und verpasst den Gipsies einen zeitgemäßen Sound, indem er die Songs mit neuen Einflüssen aus dem mittleren Osten, Lateinamerika und Nordafrika bereichert. Zusammen mit einem Spritzer Rock und der unbändigen Spielfreude der Gitarreros ergibt dies die explosive Mischung, die den zahlreichen Fans bis heute in Mark und Bein geht. Allen Widerständen in diesem als äußerst konservativ geltenden Zweig der Musikindustrie zum Trotz veröffentlicht die Band 1987 "Djobi Djoba" und "Bamboleo" auf einem Independent Label. Der Erfolg macht schnell Majors auf die ambitionierten Zigeuner aufmerksam, so dass einem Vertrag mit Sony Music bald nichts mehr im Wege steht.
Danach durchbrechen die Gipsy Kings alle Erwartungen: Allein in den Jahren 1989/90 erhalten sie Gold- und Platinauszeichnungen in fünfzehn Ländern. Ihr gleichnamiges Debütalbum geht stolze 500.000 mal über deutsche Ladentheken. Die beiden darauf folgenden Veröffentlichungen erreichen ebenfalls den Gold-Status.
Anfang der Neunziger Jahre haben die Gipsy Kings den Zenit ihrer Karriere erreicht. Seitdem zehren sie von ihrem Ruhm, und präsentieren lange Zeit bis auf einige Remix-Alben und Best of-Compilations keine relevanten Veröffentlichungen mehr. Dem Erfolg tut dies jedoch keinen Abbruch, so dass sich beispielsweise ihr "Greatest Hits"-Album zum bestverkauften Weltmusik-Album aller Zeiten entwickelt. Zudem können sich die Gipsy einer weiteren Vorreiterrolle rühmen: Sie sind hauptsächlich dafür verantwortlich, dass die feurigen Klänge des modernen pop-orientierten Flamenco bis heute viele Nachahmer findet. 2004 wendet sich die Band wieder mehr den musikalischen Wurzeln ihres Schaffens zu und veröffentlicht das Album "Roots".
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