laut.de-Kritik
"Dance Of Death" bringt gute Laune und eine mitreißende Bühnenshow.
Review von Giuliano Benassi"Das ist das Beste, was Heavy Metal in Deutschland in den letzten zehn Jahren passiert ist", erklärte Bruce Dickinson am 25. Oktober 2003 beim Auftritt seiner Iron Maiden in der Stuttgarter Schleyerhalle. Er bezog sich auf Platz zwei in den Charts, den das neuestes Album "Dance Of Death" im September erreicht hatte. Sticheleien gegen die noch erfolgreicheren Metallica (Platz eins) beiseite, es war ein Konzert, das begeisterte. Genau wie das im Züricher Hallenstadion fünf Tage später.
Die Ansagen des Sängers beschränkten sich in der Schweiz zwar auf die Präsentation der Bandmitglieder, die Setlist war jedoch die gleiche, und die Stimmung, wenn möglich, noch aufgeheizter. Schon das Eröffnungsstück "Wildest Dreams" stieß auf helle Begeisterung, spätestens mit den darauf folgenden Oldies "Wrathchild", "Can I Play With Madness" und "The Trooper" hatte die britische Band ihr Publikum fest im Griff. Der hauptberufliche Charterflugpilot Dickinson rannte wie ein Berserker über die riesige Bühne, Bassist Steve Harris sang alle Lyrics mit, während die seit über zwanzig Jahren amtierenden Gitarristen Adrian Smith und Dave Murray die linke Seite beherrschten. Der dritte Gitarrist Yannick Gers zog Fratzen auf dem rechten Flügel, Nicko McBrain verschanzte sich hinter seinem riesigen Schlagzeugturm und kam nur gelegentlich zum Vorschein. Jedes Mal aber von Jubelrufen begleitet.
Neues Material wechselte sich mit älteren Stücken ab. Rechts und links standen zwei Todesfiguren mit Sicheln und bewachten das Geschehen von zwei Türmen aus, die die Bühne seitlich beschränkten. Im Hintergrund sorgten Leinwandgemälde ebenso für Abwechslung wie die Lichtshow. Eine riesige Scheinwerferkonstruktion schwebte bedrohlich über den Akteuren und setzte beleuchtete Akzente, die bei "Dance Of Death" und "Paschendale" besonders beeindruckend ausfielen. Für den Titeltrack bekleidete sich Dickinson mit einem schwarzen Seidenmantel und mimte Mephisto, beim Lied über die Gräuel des Ersten Weltkriegs flackerten erst Lichtgeschosse, bevor der Sänger mit Mantel und Stahlhelm auftrat, umgeben von Stacheldraht und toten Soldaten. Zwischendrin sorgten "Rainmaker" und vor allem "Brave New World" für anhaltende gute Stimmung.
Die anschließend nicht mehr zu bremsen war, denn nach "Lord Of The Flies" und "No More Lies" begann die Best Of-Show. Vier Schläge McBrains kündigten "Hallowed Be Thy Name" an, und der Pogo verbreitete sich sogar bis in die vordersten Reihen der Tribüne. Es folgten "Fear Of The Dark" und "Iron Maiden", bei dem Masköttchen Eddy als riesiger Tod mit Sichel und Zeigefinger hinter dem Schlagzeug seinen ersten Auftritt hatte. Die Band verschwand und es begannen die Vorbereitungen für die Zugabe.
Als die Scheinwerfer wieder aufleuchteten, hatte sich die gewaltige Lichtmaschine der Bühne genähert. Die drei Gitarristen saßen auf Stühlen mit Akustikklampfen in der Hand, selbst der stehende Harris blieb wie angewurzelt an seinem Platz. "I know what I want, and I say what I want, and no one can take it away", verkündete Dickinson in dem ungewohnt schnulzigen "Journeyman". Die Welt war wieder in Ordnung, als die Stimme von Horrordarsteller Vincent Price die Apocalypse verkündete. "666, the number of the beast" sangen alle mit, während ein satanischer Eddy erst auf Leinwand die Fäden zog, um anschließend noch mal persönlich über die Bühne zu stapfen.
"Run To The Hills" hieß die Devise zum Schluss, bevor die Musiker artig Plektren und Schlagzeugstöcke verteilten. So endete das Konzert nach einer Stunde vierzig etwas unvermittelt, ohne aber beim erschöpften Publikum auf Unmut zu stoßen. Denn, wie Bruce Dickinson verkündete: "Wir kommen wieder!".
Mehr Bilder vom Gig in Zürich gibt es hier.