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Mit:
Datum: 17. Juli 2000
Location: Hohentwiel Stadion
Singen
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Review von Gurly Schmidt

Heftige Regenfälle machten das Schlangestehen vor dem Hohentwiel-Stadion in Singen zu einer nassen Tortur. Ein Meer von Regenmänteln und Schirmen war zu sehen. Aber für Joe Cocker nehmen die Fans alles in Kauf und so war die Stimmung im Publikum zwar verfroren, aber heiter.

Die Regenschirme konnten dann - dem Himmel sei dank - bald zugeklappt werden und Fury in The Slaughterhouse begannen ihre Vorgruppen-Show. Erstaunlich freundlich und begeistert wurden die Hannoveraner und erklärten EXPO-Gegner vom doch eher reifen Publikum aufgenommen und so sorgten die Furies nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit spontanen Kommentaren zwischendurch für Spaß (Gitarrist Christof Stein: "Ich darf jetzt singen in Singen" - dazu der Keyboarder: "Immer noch besser als Dort...Mund"). Sie waren sich dessen sehr bewusst, "nur" die Vorgruppe für Joe Cocker zu sein, trugen dies aber mit Ehrerbietung, Charme und Professionalität. Nach einer vom Publikum erklatschten Zugabe wurde für den alten Herrn umgebaut.

Joe Cockers erster Song "First we take Manhattan" sorgt sofort für die nötige Stimmung und mehrere tausend bunte Regenmäntel wippen und tanzen begeistert umher. Der graue und dickliche alte Mann hat's einfach immer noch drauf: Er steht einfach da, kneift die Augen zusammen, bewegt sich so, wie ein Joe Cocker sich eben bewegen muss, spielt Air-Klavier und singt mit einer solch gewaltigen Stimme, dass man nicht mehr unterscheiden kann, ob die Gänsehaut vom Regen oder von der Bühne kommt.

Nur seine Schreie ("ooooaaaaaarggggchhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh") waren schon mal besser: so was macht eben kein Stimmband auf Dauer mit. Und was er choreografisch einfach nicht drauf hat, machen seine exzellenten Background-Sängerinnen locker wieder wett.

Natürlich sind es die Hits wie "You are so beautiful", "You can leave your hat on" oder "Unchain my heart", "When the night comes" oder "Don't you love me anymore", die das Publikum hören will und bei denen die Paare sich für einen Moment eng umschlungen der Romantik ihrer ersten Jahre erinnern. Selbst Polizisten, Bratwurstverkäufer und Bierausschenker sind entspannt und lauschen verzückt den schönen Melodien.

Trotz der Regengüsse und der Kälte, die diesen Festival- und Open-Air-Sommer bisher fest im Griff zu haben scheinen, ist und bleibt Joe Cocker immer wieder einen Konzertbesuch wert: Kaum einer versteht es, die Menschen mit seiner Musik und vor allem der Stimme so zu berühren, wie er es kann.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Joe Cocker

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