laut.de-Biographie
Juliana Hatfield
"Es war ein Zeitpunkt, an dem Mädchen mit Gitarren für Furore sorgten. Die Industriestandards für (kommerziellen) Erfolg waren zwar nicht das, wonach ich mich richtete, aber ich bekam eine Kostprobe davon ... Ich dachte, es sei alles zu früh geschehen. Ich hatte es noch nicht verdient", erzählt Juliana Hatfield auf ihrer Homepage über sich selbst. Der Zeitpunkt ist 1993, der Erfolg gründet auf die Singles "My Sister" und "Spin The Bottle" aus dem Album "Become What You Are". Die erste landet in den oberen Etagen der US-Charts, die zweite ist Teil des Soundtracks zur Kinokomödie "Singles".
Schon zu diesem Zeitpunkt ist Hatfield alles andere als ein vorübergehendes Popsternchen. 1967 in Wiscarset, Maine geboren, entdeckt sie mit fünfzehn den Rock und beschließt, ihr Leben der Musik zu widmen. Ihre Hingabe zeigt sich auch darin, dass sie sich nicht auf ein Instrument festlegt. Zwar ist sie später hauptsächlich als Sängerin, Gitarristin und Bassistin bekannt, jedoch spielt sie bei den Aufnahmen ihrer Alben auch mal Keyboard oder Harmonika.
Nach dem Schulabschluss zieht sie nach Boston und nimmt ein Studium am renommierten Berklee College Of Music auf. Hier trifft sie auf John Strohm und Freda Love, mit denen sie 1986 die Blake Babies gründet. Hatfields mädchenhafte Stimme, gekoppelt mit einer Mischung aus Popmelodien und punkigen Kanten, macht sie innerhalb kurzer Zeit neben Lemonheads und Dinosaur Jr. zu einer der beliebtsten neuen Bands der Bostoner Szene. Durch das in Eigenregie aufgenommene Debüt " Nicely, Nicely" (1987) wird Produzent Gary Smith (Throwing Muses, Pixies) auf sie aufmerksam. Das Ergebnis sind die Alben "Earwig" (1989) und "Sunburn" (1990), mit denen sie sich in der College-Szene eine treue Fangemeinde erspielen.
Nach der EP "Rosy Jack World" (1991) gehen die Mitglieder getrennte Wege. Hatfields Solodebüt "Hey Baby" (1992) wird zur erfolgreichsten Indie-Platte des Jahres und führt zu einem Major-Deal. Nach den Verkaufszahlen ihres Zweitlings "Become What You Are" scheint der Weg zum Startum geebnet, die Musikerin fühlt sich im Blitzlicht aber unwohl und sucht einen Ausweg in Tablettenmissbrauch und Magersucht. Ihre Unzufriedenheit bringt sie auf "Only Everything" (1994) zur Sprache, wo sie den Verstärker aufdreht, einen pseudo-französischen Text unterbringt und im Video zur Single "Universal Heartbeat" eine bösartige Aerobic-Trainerin spielt.
Ihre restlichen Sympathien bei den Labelbossen verspielt sie sich mit "God's Hand" (1996), das sie fast im Alleingang in Woodstock aufnimmt. Hatfield bezeichnet es als ihr bestes Album, das ernüchternde Fazit der Verantwortlichen lautet jedoch: unverkaufbar. Zwar gelingt es ihr, aus ihrem Vertrag auszusteigen, die Aufnahme darf sie jedoch nicht mitnehmen. Bis auf "Mountains of Love" und "Fade Away" auf der Best Of "Golden Creature" (2002) bleibt es bis heute unveröffentlicht.
Enttäuscht bucht sich Hatfield für eine Woche in ein Studio ein und nimmt das schnörkellose "Bed" (1998) auf. "Es hört sich so rauh an, wie ich mich gefühlt habe. Die Fehler und hässlichen Seite habe ich dringelassen, nicht einfach weggelöscht. Genauso wie bei meiner Karriere. Und wie in meinem Leben", schreibt sie darüber. Immerhin schafft sie es, sich damit einen neuen Vertrag zu sichern.
1999 zieht sie für ein Jahr nach Los Angeles und feilt lange am Akustikalbum "Beautiful Creature" herum. Zurück in Boston ist sie vom Ergebnis so wenig überzeugt, dass sie einen Schlagzeuger und einen Bassisten verpflichtet und das wütende "Juliana's Pony: Total System Failure" aufnimmt. Beide Platten erscheinen im Mai 2000 und führen dank des Kontrasts zu erhöhter Medienaufmerksamkeit.
Neben ihrer eigenen Karriere betreibt Hatfield auch zahlreiche Zusammenarbeiten. So spielt sie den Bass bei den Lemonheads und ist auf Stücken von Giant Sand zu hören. Zudem lässt sie 2000 mit Strohm und Love überraschenderweise die Blake Babies wieder auferstehen. Neben einer Sammlung an neuem Studiomaterial "God Bless The Blake Babies" (2001) veröffentlichen die zwei Frauen in der Band unter dem Namen Some Girl das Album "Feel It" (2003).
2004 erscheint Hatfields neuntes Solowerk "In Exile Deo". Laut New York Times handelt es sich um "das beste Album, das Sheryl Crow nie aufgenommen hat".
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