Anis Mohammed Youssef Ferchichi "Auch wir sind Deutschland"
Einerseits ist es so, andererseits ganz anders. Bushido preist den deutschen Rechts- und Sozialstaat, rechtfertigt dann aber im nächsten Atemzug, wenn er oder seine Brüder im Geiste auf dessen Regeln, Gesetze und Strukturen einen dampfenden Haufen setzen, sobald es ihnen gerade gerechtfertigt, angemessen oder vergnüglich erscheint. Ab- und Ausgrenzung erkennt Bushido als die Ursache allen Übels, was ihn allerdings nicht daran hindert, ständig von "ihr" und "wir", "den Deutschen" und "den Ausländern" zu sprechen.
"Auch wir sind Deutschland", betont der in Deutschland geborene und aufgezogene Sohn einer fränkischen Mutter. Ach, was!? Na, was denn sonst? In einem "Ach, was!?" erschöpft sich auch der Eindruck, den Bushido mit schreiberischer Schützenhilfe des ehemaligen rap.de-Chefredakteurs Marcus Staiger hinterlässt.
Seine Betrachtungen zur Integrationsdebatte: ein einziges unausgegorenes Kreisen um den eigenen Bauchnabel. Bushido spricht über kulturelle Differenzen und Mentalitätsunterschiede, über Erbanlagen und Sozialisation. Integration, Parallelwelten, Biologie, Kultur, Selbstjustiz, Religion, Familie, Stellung der Frau, Homosexualität, Zwangsehen, Ehrenmorde, Kopftuchfrage: Kein Thema scheint zu groß, kein Eisen zu heiß.
Dass er zu keinem Problem einen Lösungsansatz parat hat, kann man ihm nicht vorwerfen, das geht weitaus gebildeteren Zeitgenossen, die sich eingehender mit der jeweiligen Thematik befasst haben, schließlich auch nicht anders. Warum aber jemand, der noch nicht einmal seine eigenen Ansichten und sein eigenes Handeln stringent darlegen kann, glaubt, ein Buch über derart komplexe Sachverhalte schreiben zu müssen: ein echtes Rätsel.
Die schlauen Teile dieses Schinkens hätten problemlos in ein Pixibuch gepasst. Die unterschreiben wir dafür aber: Lernt Deutsch, allesamt. Redet miteinander. Zeigt Interesse aneinander. Dann wird das schon.
Riva Verlag, 272 Seiten, 19,99 Euro. Wertung: 1/5.
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