Kim Gordon "Girl In A Band"
Einen besseren Titel als "Girl In A Band" hätte Kim Gordon für ihre Autobiografie nicht finden können. 30 Jahre lang stand sie als Sängerin und Bassistin der einflussreichen US-Indie-Rock-Band Sonic Youth vor. Eine Zeitspanne, in der sie zur Pop-Feministin und Stilikone reifte, ihren Bandkollegen Thurston Moore heiratete und ein Kind groß zog. Doch plötzlich zerbröselten diese 30 Jahre vor ihren Augen: wegen eines Seitensprungs von Moore, eine über zwei Jahre währende Story, deren absurd-filmreifer Soap-Charakter von ihr noch vergleichsweise knapp abgehandelt wird.
Kim Gordon hat ein völlig anderes Buch über das Leben eines Rockstars geschrieben, als ungezählte Kollegen ihres Geschäfts mit ihren Sex, drugs & Rock'n'Roll-Memoiren. Wer erwartet hier schon faszinierende Beobachtungen des Los Angeles ihrer Kindheit in den 60er Jahren, Erlebnisse aus Hongkong und Hawaii, wo sie aufgrund der Profession ihres Vaters eine Zeit lang lebte oder ihre Gefühle für die zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten ihres älteren, an paranoider Schizophrenie leidenden Bruders Keller.
Natürlich gestattet Gordon auch einen Blick ins Innenleben ihrer Band, man erfährt von ihrer No Wave-Begeisterung, taucht in die Downtownszene der Frühachtziger, und begleitet sie in frühe Jobs in Kunstgalerien, und ehe man sichs versieht, trifft sie Jean-Michel Basquiat oder Jeff Koons. Später natürlich auch Billy Corgan ("Heulsuse"), Courtney Love oder Kurt Cobain und damit Musiker-Begegnungen, deretwegen ein Gros ihrer Zielgruppe Gordons Autobiografie kaufen werden. "Ich wollte kein Sonic Youth-Buch schreiben", sagte Gordon zur Veröffentlichung in einem Interview. Das Resultat gibt ihr vollkommen Recht.
Kim Gordon, "Girl In A Band", Kiwi Verlag, 352 Seiten, gebunden, 19,99 Euro. Wertung: 5/5.
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