Ja Panik - "Futur II"
Wenn das Gefühl des Rausches sich langsam gelegt hat und man dem niedrigen Serotonin-Spiegel ins Auge sieht: Bereits auf ihrem letzten Album besangen Ja, Panik jene Post Shakey Time Sadness, den Kater danach – ein ständiger Begleiter der Wahl-Berliner. Diesen Eindruck bestärkt "Futur II", ihre Autobiografie nach zehn Jahren Bandgeschichte. Dabei sparen die Musiker spröde Wikipedia-Fakten aus und pfeifen auf ein stringentes Narrativ.
"Futur II" setzt sich vielmehr aus kryptischen Informationen und vielen Versatzstücken zusammen: Zeitdokumente wie alte E-Mails, Bildmaterial im Wechsel mit Briefen zwischen den drei Gründungsmitgliedern. Dabei weiß man nicht so recht, welchen der vielen geschilderten Anekdoten man Glauben schenken darf: Schlagzeuger Sebastian Janata stilisiert sich zum rastlosen Jetset-Dandy, Bassist Stefan Pabst macht spirituelle Erfahrungen in einem mysteriösen Ja, Panik-Archiv in Berlin und die neue Gitarristin/Keyboarderin Laura Landergott interviewt alte Weggefährten der Band.
Derweil scheint Andreas Spechtl sich weniger mit dem Fortgang der Band als mit deren Vergangenheit zu beschäftigen: "Wie erinnert man sich an die Zukunft? Und wie an eine Vergangenheit, die sich bloß aus verpassten Chancen und netten Anekdoten speist? Worüber werden wir später sprechen? Und werde ich hier die Antwort auf die Frage, warum ich eigentlich für diese Band keine Stücke mehr schreibe, finden?"
Da stecken sie also, mitten in den Post Shakey Times nach bewegten Jahren mit der Band. Ja, Panik fassen diese in vor Lethargie und Depression strahlende Texte und lassen inständig darauf hoffen, dass dieser Schreibprozess letztendlich etwas Selbstheilendes für die Gruppe hat.
Die Gruppe Ja, Panik, "Futur II", Verbrecher Verlag, Broschur, 272 Seiten, 16 Euro. Wertung: 4/5.
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