Heinz Strunk "Der Goldene Handschuh"
Nö, "Der goldene Handschuh" ist eigentlich kein Musikbuch, überhaupt keins. Ist uns aber wumpe, denn: Heinz Strunk hat es geschrieben. Wer sich mit den literarischen Ergüssen dieses Mannes schon einmal befasst hat, weiß um seinen Hang zum Drastischen. Sein aktueller Roman setzt da trotzdem noch ordentlich einen drauf: Diesmal wird es richtig eklig. Geht ja kaum anders, wenn jemand sehr plastisch (und entsprechend widerlich) aus dem Leben des Frauenmörders Fritz Honka erzählt.
Strunk führt seine Leser zurück ins Hamburg der Siebziger, und dort in eine Spelunke mit dem euphemistischen Namen "Zum Goldenen Handschuh", einem Sammelbecken für die Abgehalftertsten unter den Abgehalfterten. Diese traurigen Gestalten zeichnet Strunk so detailgetreu, dass man es fast schon wieder liebevoll nennen muss. Es geht um Suff, Sex und Sadismus, um Einsamkeit und ums Krepieren. Schön ist das nicht, aber so ist das Leben manchmal eben auch nicht.
Heinz Strunk, "Der goldene Handschuh", Rowohlt, 256 Seiten, 19,95 Euro. Wertung: 4/5.
3 Kommentare mit 7 Antworten
Das Buch ist toll, aber definitiv kein Musikbuch!
Völlig überbewertet. Wer das ernsthaft schockierend findet, ist einfach nicht belesen.
Fand es auch nicht schockierend, wie der Medienrummel es weismachen wollte. Trotzdem einfach ein gutes Buch. Was das in der Liste der besten Musikbücher zu suchen hat, möchte ich hingegen nicht mal verstehen.
^this^
Das sprachliche Niveau des Buchs ist bestenfalls durchschnittlich (wenn man es nicht nur an der Gegenwartsliteratur misst), die Milieustudie der Oberschicht - zugegeben: im Gegensatz zu der der Unterschicht - völlig misslungen, weil klischeehaft, und diese Art von Verbrechens-Erklärung kann man doch um einiges besser und reflektierter bei Dostojewski lesen. Schon bezeichnend für den Stand der Literatur, dass so etwas konsensuell als "gut" durchgeht.
Schockierend finde ich eher, dass sowas überhaupt noch gelesen wird.
Der Vergleich mit Dostojewski ist großartig. Wenn ich in ferner Zukunft mal meinen Sohn vom Fußballspiel abhole, werde ich ihm auch erstmal vorwerfen, dass Sepp Maier es damals besser gemacht hat.
Schön, dass du zugibst, dass Strunk das literarische Äquivalent eines unreifen Amateur-Kickers ist.
Na ja Santachile als drittklassiger Literaturkenner, ist auch nicht schlecht.
"Aber eine gewisse Stumpfheit des Geistes ist ja, wie es scheint, fast eine notwendige Eigenschaft, wenn auch nicht jedes Tatmenschen, so doch jedenfalls eines jeden, der sich ernstlich mit Gelderwerb befaßt.
Fjodor M. Dostojewski"
fritz honka ♥ strunk ist ein spast