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Nina Simone - "Nina Simone In Concert"

Wer Dusty Springfield für schwierig hält, hatte vermutlich noch nie mit dieser Urgewalt hier zu tun. Trotzdem: Niemand vermittelt die Stimmung, die in den aufgeheizten 1960er Jahren in den USA herrschte, besser als Nina Simone in all ihrer Rage, die ihre Virtuosität durchzieht. Die Aufnahmen, die ihr erstes Album für Philips birgt, entstanden bei einem Konzert in der Carnegie Hall in New York.

Etliche Songs, darunter "I Loves You, Porgy", fanden sich schon auf Simones Debüt aus dem Jahr 1958, auch "Pirate Jenny" aus der "Dreigroschenoper" hatte sich längst bewährt. Dass sie bei "Go Limp" auf halber Strecke den Text vergaß, brachte eine derart routinierte Pianistin und Sängerin nicht aus dem Takt. Wer kann, improvisiert in so einem Fall halt, und, oh! Nina Simone konnte das.

Was sie hingegen weder konnte noch wollte: den Mund halten, wenn ihr etwas stank. Davon gab es in den frühen 1960er Jahren jede Menge. Den in den USA seinerzeit im Vergleich zu heute noch allgegenwärtigeren Rassismus ließ eine Nina Simone nicht unkommentiert. Mehr und mehr schlichen sich Songs wie "Old Jim Crow" mit politischen Botschaften in ihr Repertoire.

Den mächtigen Schlusspunkt auf diesem Album setzt ein Stück, das sich die Bürgerrechtsbewegung unmittelbar zur Hymne und zum Kampfgesang auserkor. Simone hatte es im Jahr zuvor erst geschrieben, unter dem Eindruck von und als Antwort auf die Morde an Emmett Till und Medgar Evers in Mississippi und ein rassistisches Bomben-Attentat auf eine Kirche in Alabama. Ku Klux Klan-Mitglieder hatten Sprengsätze gelegt und gezündet, vier kleine Mädchen starben in der Explosion, teils so übel zugerichtet, dass sie nur noch anhand ihrer Kleidung identifiziert werden konnten. "This is a show tune", moderiert Nina Simone ihr gallenbitteres Lied selbst an, "but the show hasn't been written for it yet": "Mississippi Goddamn".

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