Seite 20 von 40

T La Rock & Jazzy Jay - "It's Yours"

Das hier, Ladys, Gentlemen und alle anderen, mag aus heutiger Sicht reichlich angestaubt klingen. Gut möglich aber, dass es sich dabei um den einfluss-, weil folgenreichsten Song der ganzen Liste handelt. "It's Yours" hat in so vieler Hinsicht Hip Hop-Geschichte geschrieben, man weiß kaum, wo man anfangen soll:

Tatsächlich hören wir hier die erste Aufnahme, die das später ikonisch gewordene Def Jam-Label ziert. Mit seinem Produzenten-Debüt feuerte Rick Rubin nicht nur den Startschuss für seine eigene Plattenfirma ab, er erfand ganz nebenbei auch noch die Bass Music, die später in Form von Miami Bass wilde Blüten treiben sollte. "It's Yours" wurde zum Untergrund-Hit, zu einer Hymne der B-Boys, blieb aber keineswegs in diesen nerdishen Zirkeln: Nö, er lief im Radio! Von Public Enemy bis Playboi Carti sampleten Rap-Artists später den Track. Die Liste der Songs, die Auszüge daraus verwenden, verzeichnet an die 400 Einträge.

Das alles entstand Mitte der 80er in einem New Yorker Wohnheimzimmer: Ein gewisser Frederick Jay Rubin hauste dort und hatte sich in den Kopf gesetzt, eine Rap-Platte aufzunehmen. Für den Job am Mic hatte er Special K im Sinn. Der stand als Mitglied der Treacherous Three aber bereits in den Diensten von Sugarhill Records und war ohnehin viel zu beschäftigt, so dass er als Ersatz seinen älteren Bruder T La Rock vorschlug.

Der wiederum trug für seine Zeit beispiellose lyrische wie technische Fähigkeiten spazieren. LL Cool J schaute sich wenig später bei ihm Style und Attitude ab, genau wie unzählige andere MCs, die ihnen nachfolgten. Kaum jemand hat anno 1984 das Game stärker verändert als T La Rock. Dass während der Aufnahmen noch Freunde von Rubin in dessen Bude abhingen, die im Chorus mitgrölen: lustige Randnotiz. Wir hören hier die Beastie Boys, noch ehe die überhaupt so hießen.

Jazzy Jay kam übrigens nur ins Spiel, weil ihn Rubin als Ersatz an Bord geholt hatte. Ursprünglich hatte sich um die Scratches T La Rocks DJ und bester Kumpel Louie Lou gekümmert. Der allerdings geriet nach der Aufnahmesession so dermaßen mit Special K aneinander, dass zweiterer hinterher T La Rock gegenüber verfügte: "Bring den bloß nie wieder mit!" Dessen Reaktion: "Natürlich musste ich da zu meinem Bruder halten." Zum Zerwürfnis hatte die Frage geführt, wer die eine (in Ziffern: 1!) Demo-Kassette, die am Ende der Aufnahmen vorlag, mit nach Hause nehmen durfte. Kein Witz, aber mit Pointe: Louie war daraufhin zwar raus, das legendäre Band jedoch befindet sich angeblich noch immer in seinem Besitz.

Seite 20 von 40

Weiterlesen

Best of 1984 40 Jahre, 40 Songs

Die NDW hat sich selbst überrollt, einige deutsche Acts starten trotzdem durch. Bereit für Synthies, Saxofone und die echte Agathe Bauer?

Noch keine Kommentare