Platz 6: Parcels - "Day/Night"
Kaum ein anderer Act fusioniert die Ästhetik vergangener Tage so geschickt mit dem Zeitgeist der Gegenwart wie das australisch-berlinerische Quintett Parcels. Auf ihrem Doppelalbum "Day/Night", genauso wie mit den maßgeschneiderten Gucci-Outfits, kreiert die Band das warme, nostalgische Gefühl von Erinnerungen an eine mal wunderbar unbeschwerte, mal melancholische Vergangenheit, die gerade im Moment oft wie eine ferne, verschwommene Fantasie wirkt.
Den vielschichtigen Kosmos aus Disco, Funk, Jazz und Pop beherrschen von himmlischen Gesangsharmonien über verspielte Klaviermelodien bis hin zu filmmusikalischen Orchesterinszenierungen und zum Tanz auffordernden Gitarrengrooves hauptsächlich organische Elemente, die Musik in ihrer natürlichsten Form offenbaren und die Außenwelt vergessen lassen. Auch die Trennung der beiden Hälften erscheint viel mehr wie ein geschmeidiger Übergang und weniger wie ein harter Bruch. Wie im richtigen Leben, gehen Tag und Nacht fließend ineinander über, sodass man den exakten Augenblick bei der kleinsten Unaufmerksamkeit bereits verpasst hat.
Dennoch steckt "Day/Night" in seiner Gesamtheit voller starker Kontraste, die es zu einem einzigartigen Erlebnis machen. Es sorgt sowohl auf Seiten des Tages als auch auf Seiten der Nacht für Freude und Tränen, wandelt zwischen Seriosität und Kitsch, erzählt von Einsamkeit und Zusammenhalt. Es spielt mit der unergründlichen und verwirrenden Gefühlslandschaft, die jeder Mensch kennt und trotzdem in den wenigsten Fällen versteht. Antworten findet das Album dabei keine, aber das will es auch nicht. Die Suche ist das Ziel, und selten sind dabei knapp eineinhalb Stunden so schnell vergangen.
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