Heidi Süß (Hg)- "Rap & Geschlecht"
Worum gehts?
Für einen akademischen Band sucht dieser Text sehr aktiv nach Praxis. Klar bekommen wir ein paar verkopfte Analysen und ein paar Einordnungen voller Referenzbingo und hochsprachlichen Ausschweifungen, aber lesen lässt die Angelegenheit sich fast durchgängig sehr angenehm. Besonders, wenn ein paar der Highlights dann doch die Grenzen von Academia und praktischer Genre-Reflektion verwischen: Heidi Süß' Psychoanalyse der Rolle des Vaters im Deutschrap ist ein Banger, Jelica Popovic reißt Weiblichkeiten im postjugoslavischen Rap nach, Jeanine Arn erzählt die female Rap-History der Schweiz nach, Sookee reflektiert erzsympathisch zehn Jahre Karriere als queere Rapperin und Aktivistin. "Rap & Geschlecht" mag nischig klingen, aber die Erkenntnisse darin sollte man an Häuserwände malen.
Wer hats geschrieben?
Heidi Süß - sie forscht, lehrt, referiert und schreibt unter anderem über Gender, Sexismus, Sprache und soziale Ungleichheit im Rap - hat es herausgegeben, Texte kommen von allen möglichen Autorinnen und Autoren.
Wer solls lesen?
Jeder, der mit Soziologengewäsch und Deutschrap nicht nur klarkommt, sondern aktiv Bock drauf hat.
Das beste Zitat:
"Über Geld sprechen ist wesentlicher Bestandteil von Hip Hop-Kulturen und des 'coming to voice' […]. Die Zurschaustellung von Geld, Reichtum und Besitz kann als Ablehnung bzw. Unterwanderung weißer, bürgerlicher Ideale gesehen werden. HipHop-Musiker*innen eifern nicht bloß dem reichen/weißen Lebensstandard nach, sondern eröffnen kritische Genealogien kapitalistischer Ökonomien an der Schnittstelle von Rassismus, Weißsein und Kolonialismus." (Naomie Gramlich in ihrem Essay über die Ästhetik afrodiasporischer Hip Hop-Kulturen)
Wertung: 4/5
Text von Yannik Gölz
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Heidi Süß (Hg) - "Rap & Geschlecht"*
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