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Platz 28: Ethel Cain - "American Teenager"

Rein tonal sticht "American Teenager" auf "Preacher's Daughter" sofort heraus. Inmitten zahlreicher entschleunigter Balladen und überlanger Slowcore-Kompositionen, die wie blutroter Teer dahinfließen, wählt der Song einen deutlich aggressiveren und lebendigeren Ansatz. Zum Beginn der LP scheint die Welt zwar keineswegs in Ordnung zu sein, aber aus der Art, wie Ethel Cain hier das Bild einer amerikanischen Bilderbuch-Adoleszenz seziert, strömt eine juvenile Energie hervor, eine Rebellion, die im weiteren Verlauf der LP schnell erlischt.

"A long, cold war with your kids at the front / Just give it one more day then you're done": Achtet man nicht darauf, was sie da singt, könnte man glatt meinen, eine dieser kitschigen Rock-Hymnen zu hören, die das amerikanische Freiheitsdenken besingen. Doch dieses Amerika, das alle dir versprochen haben, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, es endet spätestens, wenn am ein Ende ein Riff einsetzt, das verdächtig an "Don't Stop Believing" erinnert, und Cain buchstäblich das Star Spangled Banner in Flammen aufgehen lässt. "I do it for my daddy and I do it for Dale": Egal, wie sehr du dein Land liebst, Amerika wird diese Liebe niemals erwidern: "I'm doing what I want and damn, I'm doing it well / For me, for me."

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