Platz 1: Rosalia - "Saoko"
Das Haupthandwerk eines Popstars besteht darin, Aufmerksamkeit zu lenken. Manche großartigen Popsongs haben deswegen großartige Refrains, manche großartige Strophen, aber wenn die jüngere Vergangenheit etwas gezeigt hat, dann, dass Songstrukturen genau wie Genregrenzen eigentlich langsam der Vergangenheit angehören dürften. Rosalía beweist auf dem furiosen Opener ihres neuen Albums "Motomamí", wie es gemacht wird. Zweieinhalb Minuten lässt der Song sich Zeit, der sich wie das Highlight-Medley der Greatest Hits anderer Künstler anfühlt.
Die Frau stopft diesen Track einfach von vorne bis hinten mit geilen, einprägsamen und unerwarteten Momenten zu. "Saoko" ist Hook nach Hook nach Hook. Erst einmal dieses bretternde, schneidende Piano-Riff, das sich subtil verschiebend gegen einen pulsierenden Reggaeton-Drumbeat drückt. Die Lyrics - von der Referenz auf den Daddy Yankee-Klassiker "Saoco", die "Makeup de drag queen, yo me transformo"-Stelle, die sie mit genug Druck rappt, um jeden Rapper alt aussehen zu lassen, der ins Ende eingestreute Jazz-Interlude ...
Rosalía zeigt auf dem besten Song des Jahres, dass wir in einer Zeit aller Möglichkeiten leben und man jede absurde Idee durchziehen kann, ohne auch nur ein Quäntchen Pop-Effektivität dafür aufgeben zu müssen.
7 Kommentare mit 4 Antworten
Eine Hook nach der anderen? Sorry, aber da ist exakt eine Hook in diesem Track. Ein Bassline-Loop. Der Rest ist zugegebenermaßen eine ziemlich schicke, abwechslungsreiche Produktion. Aber halt nix, was Genres aufgibt oder einen geilen musikalischen Part nach dem anderen serviert. Der Rap funktioniert, mehr nicht. Das Musikvideo ist allerdings der Wahnsinn. Selten so ein gutes gesehen!
Die finden sogar meine alten, weißen Jazz-Nerds gut. Deine Meinung ist ungültig.
Ich finde Rosalia exzellent. Nur halt den Standardscheiß nicht, den sie seit ein-zwei Alben macht. Deine Jazzmänner sind ungültig.
c452h, warum redest du von dir in der dritten Person Plural?
Gut, 46 davon nicht zu kennen
Cooler Einstieg in ihr abwechslungsreiches Album, aber bis auf die Bassline-Loop und den Jazzpiano-Break nicht besonders spannend. Finde überhaupt, dass von den vielen guten Alben in diesem Jahr häufig nicht der beste Song in diese Liste reingewählt wurde.
Sehe ich auch so, beides. Andererseits stellt 22 dbzgl jetzt auch nicht die ganz große Ausnahme dar. Wär ja irgendwie auch schade, wenn immer die Singles die Highlights bedeuten würden und man sich bei denen immer großflächig einig wäre.
Bin froh, mit Pipi Langstrumpf aufgewachsen zu sein. Die hatte wenigstens ein Äffchen und ein Pferd.
Und war nicht auf hässliche eBikes und Botoxpopos angewiesen. Und singen konnte sie auch viel besser. Und hatte Sommersprossen.
Und alle, die ihre Zeit mit einem gewissen Fußballcomputerspiel verbringen, denken jetzt nicht „Kenn ich“, ne?
Ist das einer von diesen Demenz-Witzen? Wobei ich den Song vor allem wegen dem irren Bassriff und dessen Sound wirklich toll finde, und der Jazzteil bringt tatsächlich einen (!) neuen Teil rein. Mehr ist ja auch gar nicht nötig. Falls beim Verfasser kein Alzheimer vorliegt, würde ich gerne auch was von dem Zeug rauchen...