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Platz 44: Anohni & The Johnsons - "Scapegoat"

"You're so killable": Allein in diesem Jahr wurden in amerikanischen bundesstaatlichen Parlamenten nahezu 600 Gesetzesentwürfe eingereicht, die sich spezifisch gegen Trans-Personen richten, 85 davon traten in Kraft. Über 300 Trans-Personen verloren dieses Jahr auf teils brutalste Art und Weise ihr Leben. Der Kulturkrieg, der sich von den USA aus wie ein Lauffeuer um den Globus verbreitete, wird immer mehr zum Selbstläufer und fordert reale Opfer. Es geht nicht länger um Politik, um Fakten oder Meinungen, sondern um blanken Hass. Hass, von dem Anohni persönlich betroffen ist.

"Scapegoat" ist ihre Abhandlung damit, ein Rollenspiel, eine objektive Analyse, wie sie selbst von weiten Teilen der Welt wahrgenommen wird. Als Sündenbock nämlich, als laufende Zielscheibe, als Abschaum, als jemand, der es nicht verdient hat, zu leben. Sie singt Zeilen wie "I can punch you / And take all of my hate / Into your body" mit einer solchen stoischen Ruhe, dass sich einem der Magen umdreht. Die Schwelle zur Trauer ist längst überschritten, aus ihren Worten strömen nur noch reine Verzweiflung und Ohnmacht.

Die Katharsis des Songs überlässt sie deshalb den Instrumenten ihrer wieder neu formierten Band. Der Kloß im Hals schwillt solange an, bis ihn das messerscharfe Riff plötzlich im Rekordtempo in den Tränenkanal katapultiert und wie eine nasse, offene Wunde freilegt. Das ist kein Song, der einem ein wenig Pipi in die Augen treibt, das ist ein Song, der einen emotional auseinanderbricht wie ein Streichholz. Und das ist gut so.

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