Platz 2: Nick Cave & The Bad Seeds - "Wild God"
Ein kleines, zurückhaltendes Album muss man woanders suchen. "Wild God", das achtzehnte Werk des australischen Rock-Poeten Nick Cave, gleicht mindestens einer Kathedrale auf dem Mount Everest. Mächtige Musik, gewaltige Geschichten und ganz große Gefühle. Während Cave sich auf seinen letzten beiden Alben "Skeleton Tree" und "Ghosteen" verstärkt dem Schmerz zuwandte, der ihn nach dem Tod seines fünfzehnjährigen Sohns Arthur ereilt hat, leitet er auf "Wild God" einen hoffnungsfrohen Gottesdienst.
Obwohl der 67-jährige Musiker vor zwei Jahren auch noch seinen Sohn Jethro verloren hat, stemmt er sich zusammen mit den Bad Seeds entschieden gegen das Leid. Ihre Predigt lautet: Die Liebe, die Freude kann schlussendlich alle Schmerzen überwinden. "We've all had too much sorrow / Now is the time for joy", erklärt ein wilder Geist im großartigen Choral "Joy", der vielleicht stärksten Konzentration der spirituellen Heilung auf diesem Album mit all seinen vielen Geister- und Götterwesen und all seinen choralen und orchestralen Verzierungen.
Da ist der euphorische Opener "Song Of The Lake", der die Kraft der Kunst beschwört. Da ist die Großleinwand von" Frogs", die selbst der biblischen Brudermordsünde ein Erlösungsszenario gegenüberstellt. Gleich daneben entstehen die malerischen Kulissen der "Cinnamon Horses" zwischen Schlossruinen und Erdbeermonden, und aus düsteren Synth-Strudeln kommen in "Final Rescue Attempt" absolute Liebeserklärungen ans Licht.
Bevor Nick Cave sein bestes Album seit "No More Shall We Part" veröffentlichte, sprach er in der Late-Night-Show von Stephen Colbert ganze 23 Minuten über die neuen Lieder und das Leben. Dabei fiel der Satz ""I think music is a thing that makes things better." Diese hier auf jeden Fall.
[von Alexander Kroll]
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