Timo Kumpf (Delta-Konzerte)
Auch 2021 wird es mit Konzerten schwierig - hast du noch Durchhaltewillen oder denkst du schon über einen Berufswechsel nach?
Timo Kumpf: Über einen Berufswechsel hab' ich schon vor der Pandemie nachgedacht. Damals war ich einfach am Ende und musste vieles neu ausrichten. Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich meinen Traumberuf ausübe und versuche, mich ausschließlich auf das Positive daran zu konzentrieren. Das sind insbesondere die vielen tollen Menschen hinter und vor den Bühnen, mit denen ich diese Leidenschaft teile. Damals hab ich allerdings auch gelernt, dass ein Privatleben abseits der Bühne mindestens genauso wichtig ist. Aber zurück zur Frage: Ich hab' trotz allem gerade viel Spaß an meiner Arbeit und mein Wille ist nicht nur ungebrochen, sondern weiterhin steigend. Wenns weitergeht, bin ich am Start. Aber klar: Mir war auch noch nie so bewusst, dass es nur 'halb' eben auch nicht weitergehen kann. Aber dank Neustart.Kultur können wir derzeit wenigstens wieder an irgendwas arbeiten. Und hoffen.
CTS Eventim brachte jüngst den Gedanken ins Spiel, den Konzertbesuch an eine Impfung zu knüpfen. Der Ethikrat erteilte jeglichen Privilegien für Geimpfte eine Absage. Wie stehst du dieser Thematik gegenüber?
Ich vertrete schon auch den Standpunkt, dass die Impfung berücksichtigt werden muss. Aber ein Privileg darf es nicht sein. Ich kann mir beispielsweise vorstellen, dass entweder Impfung oder negativer Schnelltest zur Bedingung wird. Selbstverständlich bei gleichen Kosten und Chancen.
Verschwörungstheorien haben Konjunktur. Obwohl Umfragen zufolge eine Mehrheit der Bevölkerung die Maßnahmen der Politik stützt, bröckelt die Zustimmung zu Maskenpflicht, Impfnotwendigkeit und harten Lockdownregeln. Gehen auch in deinem Freundeskreis die Meinungen auseinander?
Hm, ich seh' ja kaum noch Freund*innen (lacht) Aber soweit ich das überblicken kann, sind das vernünftige und reflektierte Menschen, die natürlich wissen, dass diese Maßnahmen notwendig sind und sie auch weiterhin berücksichtigen. Wobei mittlerweile sicherlich viele auch abwägen zwischen Ansteckungsrisiko vs. Langzeitschäden der Einsamkeit. Beispielsweise arbeiten wir derzeit weiterhin im Büro. Halt mit den AHA + L-Regeln. Aber besser so, als dass wir uns zuhause irgendwann vom Balkon stürzen.
Welche Lehren ziehst du für dich aus dieser historischen Zäsur? Hast du dich als Person verändert?
Naja, mein persönlicher Prozess der Veränderung setzte ja, schon vorher ein (siehe die Maifeld Derby-Pause 2019). Aber die Pandemie hat mich da noc hmal gebremst und lässt mich immer reflektierter an mich und meine Arbeit rangehen. Wie immer: Wenn man eine Krise überlebt, dann wird man gestärkt aus ihr hervorgehen. Aber man muss sie halt überleben ... Dieses von Ast zu Ast hangeln und von der Hand in den Mund leben kenne ich als Veranstalter nur zu gut ... und es ist mein größter Wunsch, mein Schaffen irgendwann zu konsolidieren und einfach alles ein wenig beständiger angehen zu können. Schon im ersten Lockdown ist meine Spießigkeit aufgeblüht und ich finds super!
In Mannheim beheimatet, veranstaltet Delta-Konzerte-Geschäftsführer Timo Kumpf u.a. das Festival Maifeld Derby.
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