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3: Sonic Youth

Mitte der 70er-Jahre bildet sich in der Lower East Side in New York die No-Wave-Szene heraus. Mit wüsten Noise- und Avantgarde-Klängen überwinden die frühen Pioniere wie Suicide und Teenage Jesus & The Jerks die Grenzen der Rock-Musik. Zu Beginn des angehenden Jahrzehnts schließen sich Sonic Youth dieser Bewegung an.

Die "Schalljugend" rufen 1981 Kim Gordon (Bassistin und Sängerin), ihr Freund (und späterer Ehemann) Thurston Moore (Sänger und Gitarrist) und Lee Ranaldo (Gitarrist) ins Leben. Zunächst entwickeln sie in Anlehnung an Can die einzelnen Songs, die häufig nur aus lauten Gitarrenrückkoppelungen bestehen, aus Improvisationen heraus. Von klassischen Genregrenzen und Geschlechterrollen möchte sich die Band befreien.

Da befinden sie sich mit Lydia Lunch in bester Gesellschaft. Mit ihr entsteht 1984 die Nummer "Death Valley '69" und der erste Underground-Hit Sonic Youths. Auch auf dem dazugehörigen zweiten Album "Bad Moon Rising" 1985 halten allmählich zugänglichere Pop-Strukturen Einzug im Soundkosmos. Für Stabilität im Line-Up sorgt danach Schlagzeuger Steve Shelley. Mit dem Nachfolger "E.V.O.L.", das 1996 abgründige Texte, verstörende Klangcollagen und bittersüße Melodien auf beeindruckende Weise miteinander verschmilzt, gelingt ihnen schließlich ein düsteres Meisterwerk.

Mit "Sister" (1987) und "Daydream Nation" (1988) spielen sie sich anschließend in die Herzen der Indie-Hörer, opfern jedoch dafür ihre Experimentierfreude und morbide Faszination. 1990 unterzeichnen sie beim Major-Label Geffen und veröffentlichen dort ihre Erfolgsplatte "Goo". Nirvana, für die Sonic Youth eine Menge Pionierarbeit geleistet haben, erobern ein Jahr später die Charts, Alternative-Rock erreicht ein Massenpublikum. Plötzlich sieht man die Videos der New Yorker regelmäßig auf MTV.

In der Folgezeit errichten Sonic Youth in ihrer Heimatstadt ein eigenes Tonstudio und nehmen dort viele Platten zwischen Nachlassverwaltung und schwer verdaulichen Soundexperimenten auf. Die Ehe zwischen Kim Gordon und Thurston Moore zerbricht 2011. Seitdem bleibt die Zukunft der Formation, auf die sich mittlerweile fast jede Indie-Band bezieht, ungewiss. Sämtliche Mitglieder gründen später neue Projekte. Gordon schreibt mit "Girl In A Band" eine Autobiographie, die 2015 erscheint. Sie erzählt darin unter anderem von ihren Schwierigkeiten, sich im männerdominierten Musikbiz durchzusetzen.

Album-Tipp: "E.V.O.L."

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