Die Frau in der Musik: Folge 2: Deutsche Texte

18: Jennifer Rostock

Jennifer Rostock, die Band um Jennifer Weist, ist laut und eckt im zunehmend biederen Deutschland an wie kaum jemand anderes. Ständigen Hasstiraden ausgesetzt, finden sie deutliche Worte zur Gleichberechtigung, der Echo-Nominierung von Frei.Wild, fremdenfeindlicher Hetze und der AfD. Sie reiten von Shitstorm zu Shitstorm, ständig begleitet von den sich im Kreis drehenden Vorwürfen. "Diese linksversifften Gutmenschen machen das doch nur, um ins Gespräch zu kommen" "Was redet die mit ihren vergrößerten Titten von Feminismus?" "Tätowierungen bis unters Kinn und Frauen auf dem Konzert aufrufen, ihre Hupen zu zeigen. Was soll das für ein Vorbild für unsere Kinder sein?" "Was macht das für einen Sinn, von Gleichberechtigung zu singen und dann nackt im Video rumzuposieren?". Eine Frage, auf die Weist prompt selbst antwortet: "Ich glaube nicht, dass mein Körper deine Sache ist."

Das von Hip Hop-Produzentin Melbeatz wuchtig in Szene gesetzte "Hengstin" lässt sich 2016 als Antwort auf Macho-Gebaren interpretieren, ist nach Meinung der Band aber vor allem ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des Feminismus: "Unsere Gesellschaft gibt sich auf der Fassade progressiv und fortschrittlich, aber das Furnier ist dünn. Wir sind noch weit entfernt von echter Gleichberechtigung. Allerdings wollen wir uns nicht nur beschweren - sondern im Video zum Song auch eine ganze Bandbreite an Vorbildern präsentieren, die sich in ihren Nischen einen Weg geebnet haben. Wir hoffen, auf diese Weise eine nachwachsende Generation an Mädchen ermutigen zu können, ihr Leben selber in die Hand zu nehmen."

Jennifer Rostock wäre eine der wichtigsten deutschen Bands, fiele ihre Musik nur immer so gut und deutlich aus wie ihre politische Haltung und ihre Streitsüchtigkeit.

Album-Tipp: "Genau In Diesem Ton"