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1: Hildegard Knef

Stereo Total, Die Sterne, Die Fantastischen Vier, Cäthe, Heike Makatsch, Bela B, Bonaparte, Samy Deluxe, Mark Forster, Götz Alsmann, Tom Liwa, Selig, DJ Koze, Erdmöbel, Max Raabe, Dendemann: Die Liste bekannter Knef-Bewunderer könnte man endlos fortsetzen. Leider scheiterten fast ebenso viele am Versuch einer tollen Coverversion. Bei der "größten Sängerin ohne Stimme" (Ella Fitzgerald) ist das aber vielleicht auch keine Schande.

All die Stürme der Entrüstung aufzuzählen, die Hildegard Knef in ihrem langen Leben über sich ergehen lassen musste, zumal in einer noch männerdominierteren Welt als heute, sprengte den Rahmen. Nur so viel: Auch die Knef ließ sich zunächst ihre Texte von Männern schreiben, weil sich das 1958 gefälligst so gehört hat. Erst vom Franzosen Boris Vian, später vom österreichischen Komponisten Charly Niessen. Letztlich war es ausgerechnet Knefs Ehemann, der angefangene Texte auf ihrem Nachttisch fand und den Startschuss für eine (weitere) einmalige Karriere vorantrieb.

Nach Broadway-Erfolgen und einigen Chanson-Platten wagt die 44-Jährige 1970 mit "Knef" einen Neuanfang. Das Album, eine Art "Electric Hildeland" mit Beat, Funk und großer Orchester-Geste, nach eigenem Urteil ihr bestes. Die mit spätem Mutterglück Gesegnete besingt darauf das Altern, überstandene persönliche Katastrophen und den Sinn des Lebens in melancholischen Liedern, die Arrangeur Hans Hammerschmid meisterhaft in Szene setzt. Vorliegenden Song paraphrasiert der ebenso unsterbliche Roger Willemsen beim Überreichen des Echos für ihr Lebenswerk im Jahr 2001, neun Monate vor ihrem Tod: "Hilde, wir waren glücklich, dass du gelebt."

Album-Tipp: "Knef"

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