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10: Sinéad O'Connor

In der breiten Öffentlichkeit existiert die geschundene Seele Sinéad O'Connor schon längst nur noch als Abziehbild ihrer selbst, dem Spott der Leute preisgegeben. Wenn man über sie spricht, springen einem die Skandälchen und skurril anmutenden Episoden ihres Lebens nur so um die Ohren: die Glatze, ein zerrissener Papst, 16 Tage Ehe, eine später dementierte bipolare Störung, Mileygate, eigenwillige Tattoos, Depressionen, Selbstmordversuche sowie der mehrfache Rückzug aus dem Musikbusiness, dem in regelmäßigen Abständen ein Comeback folgte. O'Connor gilt als exzentrische Einzelgängerin, notorische Querulantin, Drama-Queen. "Die meisten Menschen halten mich sogar schlicht für verrückt", erzählt die Sängerin. "Dabei sage ich nur meine Meinung. Ich bin nicht immer diplomatisch."

Ihre Musik spielt bei dieser Außendarstellung seit Jahren nur noch eine untergeordnete Rolle. Eine Entwicklung, an der die laute, zerklüftete und ungeschminkte Person auch selbst Schuld trägt. Dass sie neben ihrem Prince-Hit "Nothing Compares 2 U" so viel mehr zu bieten hat, geht gerne unter. O'Connor arbeitete unter anderem mit Peter Gabriel, U2, Brian Eno, Massive Attack, Jah Wobble, Sly & Robbie, Ian Brown und Moby zusammen. Ihre Longplayer "The Lion And The Cobra", "I Do Not Want What I Haven't Got" und vor allem "Universal Mother" quellen vor unerschrockener Ehrlichkeit, Mut und Komplexität über. Sie gehört zu den besten Sängerinnen und Songwriterinnen ihrer Generation. Eine ganz besondere Stimme, die selbst in ihren lautesten Momenten anmutig und zerbrechlich, in ruhigen Augenblicken wütend und sarkastisch klingt.

Das feenhafte und zeitgleich gallenbittere New Age-Stück "Three Babies" schreibt O'Connor nach einer Reihe von Fehlgeburten. Ein in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenes Thema, dessen aufrichtige Trauer und Zärtlichkeit sich in jedem Wort widerspiegelt und direkt ins Mark trifft. "Each of these my three babies / I was not willing to leave / In my soul / My blood and my bones / I have wrapped your cold bodies around me / The face on you / The smell of you / Will always be with me."

Album-Tipp: "I Do Not Want What I Haven't Got"

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