Seite 6 von 26

Keine Bühne für Faschos


(Illustration: Niklas Hengelhaupt für rap.de. Dankesehr!)

Ich bin noch immer unschlüssig, ob es wirklich das richtige Vorgehen ist, gewissen Personen, ihren Äußerungen oder Ansichten keinerlei Raum zu widmen. Hat etwas totschweigen wollen schon jemals funktioniert? Lässt man damit menschen- und/oder intelligenzverachtendes Gedankengut nicht bloß unwidersprochen im Raum stehen? Ist Auseinandersetzung mit einem Thema immer gleichbedeutend mit "eine Bühne bieten"? Räumt man die nicht vielmehr widerstandslos und überlässt sie ausgerechnet denen, von denen man sich wünscht, sie hätten keine Bühne?

Ich weiß das alles doch auch nicht. Es bleibt schwieriges Terrain. Vermutlich wird man wirklich von Fall zu Fall abwägen müssen, wie das jeweils zielführendere Vorgehen aussieht. Nazi-Rap und Nazi-Rapper haben, und das ist gut so, in Rap-Medien-Kontexten bisher keine größere Rolle gespielt. Es gibt sie aber halt trotzdem. Ein Chris Ares und sein völkisches Gedöns verpuffen leider genau so wenig im Nichts wie die, die ihm zujohlen, nur weil in einem Artikel über ihn sein Name nicht fällt. (Wie schön wäre das!)

Ich bin natürlich trotzdem (wie fast immer) ganz beim Kollegen Alex Barbian, der für rap.de ausgeführt hat, warum er das Interview, das Chris Ares nun doch bekommen hat (wenn auch bei einer komplett vernachlässigbaren Plattform), für einen fatalen Fehler hält.

"Rap ist – allein historisch – ein Sprachrohr für Menschen am Rand der Gesellschaft, für sozial Unterdrückte und Opfer von rechtem Hass. Wir sollten 'NS-Rapper' nicht als 'kontrovers' oder 'umstritten' labeln, sondern immer und immer wieder als das, was sie in Wahrheit sind: Nazis."

Voll dabei. Bloß wie labele ich jemanden, über den ich nicht spreche?

"Menschenfeindlichen Positionen keine Redezeit auf unseren Kanälen einzuräumen, hat nichts mit Zensur oder einer Beschränkung der Meinungsfreiheit zu tun."

Seh' ich genau so. Ich fürchte nur, dass, wenn diejenigen, die das könnten, die kritischen Gespräche nicht führen, dan tun es eben die, die sich weniger bis keine Gedanken machen oder denen schlicht das argumentative und journalistische Handwerkszeug fehlt, um die Äußerungen dieser Nazi-Rapper als das zu labeln, das sie sind: Nazi-Scheiße. Dann führen überforderte Radiomoderatoren oder die Betreiber irgendwelcher dubioser Einmannblogs oder Eva Herman freundlich lächelnd höfliche Gespräche mit diesen Rattenfängern, und die Ratten applaudieren. Genau das passiert ja, wie man sieht. Kann es die Lösung sein, denen das Feld zu überlassen? Ehrlich, ich weiß es nicht.

Seite 6 von 26

Weiterlesen

2 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 4 Jahren

    ich habe ein bisschen was von chris ares gehört. erinnert mich an eine etwas langweiligere nationale variante von kontra k. kämpfen, trainieren, gegen alle widerstände, aufstehen, kämpfen, sich für die heimat stark machen, kämpfen...
    wirklich nationalsozialistisches Gedankengut im eigentlichen Sinn habe ich da nicht entdecken können. und würde er nicht über deutschland sondern über palästina oder den libanon rappen bzw sich zu allah bekennen, gäbe es sicher auch keine probleme. er propagiert nein zu drogen und gemeinschaftsstärkung.
    aber, wie gesagt, habe nur ein bisschen was gehört und es als eher langweilig befunden. wenn der wirkliches NS zeug rappt, wie es zb DiSSau Crime ihrer Zeit gemacht haben, die dann auch auf Liste B gelandet sind und sich vor Gericht verantworten mussten, dann lasse ich mich gerne überzeugen, dass er ein böser Nazirapper ist

    • Vor 4 Jahren

      "Menschenfeindlichen Positionen keine Redezeit auf unseren Kanälen einzuräumen, hat nichts mit Zensur oder einer Beschränkung der Meinungsfreiheit zu tun."
      Sind Frauen Menschen? Weil frauenfeindliche Positionen finden Gott sei Dank genug Redezeit auf Rap.de. Sonst wüsste ich nicht, dass Ruffiction wieder was am köcheln haben :phones:

    • Vor 4 Jahren

      spaßfakten am rande:
      jaques KAISA(SCHNITT) Linon setzt im rap.de interview damals (2010) homosexuelle mit pädophilen gleich und äußert wenig verständnis für deren existenz(berechtigung) Ebefalls relativiert er den Holocaust und ist unverhohlen antisemitisch
      Der gute Jaques bzw sein aktulles Projekt 503gMBH wurden im april 2019 das letzte mal auf rap.de erwähnt in form von promo für ein video

      Blokkmonsta äußert im rahmen zur "zu hart für den markt" promo auf rap.de, dass er gerne im booklet besagten albums fotos gezeigt hätte, von Männern in strumpfhosen und Highheels, die vor ihm knien und einen Pistolenlauf im Mund haben. Aber das ginge nicht, weil "diese leute" ja eine lobby haben und man dann schnell in eine falsche ecke gedrängt würde.
      Außerdem boxt er den damaligen chefredakteur als er mit mehreren dudes da aufkreutzt und einen sucker punch landet. Besagter am boden liegender chefredakteur wird fotografiert und findet sich dann später in einem musikvideo wieder. Blokkmonsta, der 3-4 mal im jahr released, findet immer noch auf rap.de statt.

      wirklich konsequent ist man da nicht. und über sachen wie fards nationalismus und islamismus-anwandlungen oder die 187 Frauenschlägerbande will ich schon gar nicht erst reden.
      und ich wette drei karlskrone, dass sobald Chris Anus ordentlich klicks zieht, auch er ins rap.de interview eingeladen wird. natürlich um "kontrovers zu diskutieren" und ihn zu "konfrontieren" und ihn "in die mangel zu nehmen" usw usf bla bla

  • Vor 4 Jahren

    Naja, Stein des Anstoßes hier war ein Interview auf einem Kanal mit weniger als 2000 Abonnenten. Das hätte keine Sau mitgekriegt, wenn rap.de keinen Bock auf den Streisand-Effekt gehabt hätte und den Artikel geschrieben hätte, woraufhin besagter Opferrapper in seine Opferrolle geschlüpft wäre und seine Fans dazu aufgerufen hätte, bei rap.de die Kommentarbereiche vollzumüllen.

    Was ich damit sagen will, ist, dass "totschweigen" zumindest in diesem konkreten Fall schon die richtige Lösung gewesen wäre. Die Ideologie verschwindet dann nicht, aber sie bleibt zumindest in ihrem Mikrokosmos.

    Die Ideologie verschwindet auch nicht, wenn man dieser Sorte Rapper Interviews gibt. Auch dann nicht, wenn ein wirklich guter Deutschrap-Journalist das Interview führt. Denn entweder man "feiert" das Zeug oder die Opferrolle geht wieder los, weil man dem Kerl nicht beibringen kann, dass er schon alleine technisch gesehen bestenfalls ein mittelmäßiger Rapper ist.