Doubletime: Brutalo-Buddhist unter Beschuss

Heaven Will Welcome You

Clarence Reid, in Kopfnickerkreisen offenbar längst noch nicht bekannt genug unter dem Namen Blowfly, lebt nicht mehr. Er starb am 17. Januar an multiplem Organversagen. Wenige Tage zuvor war er infolge seiner fortschreitenden Leberkrebs-Erkrankung in ein Hospiz im Süden Floridas umgezogen.

Weird Al Yankovic bezeichnete Blowfly einmal als X-rated-Version seiner selbst. "Falsch", konterte Blowfly das. "Ich habe schon Parodien geschrieben, als Weird Al noch in den Windeln lag. Er ist die Goody-goody-Version von Blowfly."

Clarence Reid erarbeitete sich einen exzellenten Ruf als Songwriter und Produzent in Soul- und R'n'B-Kreisen. Den Wahnwitz ließ er aber in Gestalt seines Alter Egos Blowfly von der Leine. In glitzernden Masken und abenteuerlichen Kostümen erfand und prägte er den "dirty rap" schon lange vor der 2 Live Crew. Den Namen Blowfly, Schmeißfliege, bekam er dafür von seiner Großmutter verpasst.

Zahlreiche Hip Hop-Künstler, darunter Public Enemy, Ice T und der Wu-Tang Clan, coverten und zitierten Blowfly. Er streckte seine Tentakel allerdings auch in andere Genres aus. 2008 spielte er in Deutschland im Vorprogramm der Ärzte und legte selbst bei deren ... nun ... einiges gewohnter Klientel die Unterkiefer tiefer. Flea von den Red Hot Chili Peppers würdigt einen außergewöhnlichen musikalischen Weggefährten:

I had the great privilege of playing with BLOWFLY. So much joy. R.I.P. Clarence Reid.

— Flea (@flea333) 17. Januar 2016