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Bob Vylan müssen draußen bleiben

Wenn wir jetzt schon bei den hässlichen Geschichten sind, können wir auch gleich noch Bob Vylan abfrühstücken. Die mochte ich eigentlich immer, weil garantierter Vollabriss. Mit ihrem Auftritt beim Glastonbury Festival haben sie sich allerdings schwungvoll in eine echt fragwürdige Ecke katapultiert.

Solidarität mit Gaza ist eine Sache. Eine gute sogar, niemand verdient, unter Bedingungen leben zu müssen wie aktuell die Menschen dort. Aus dieser Haltung aber in antisemitische Parolen abzudriften, volle Lunge ins Horn einer Terrororganisation zu tuten, dem Staat Israel das Existenzrecht abzusprechen und seinen Soldat*innen den Tod zu wünschen, und das alles vor einem Riesenpublikum und obendrein laufenden Fernsehkameras: Ey, ich frag' mir wirklich, was sich Leute dabei denken. Sehr viel kanns nicht sein.

In einem Instagram-Post rechtfertigen sich Bob Vylan, sie befürworteten keineswegs den Tod von Juden, Arabern oder irgendeiner anderen Gruppe von Menschen, sie haben lediglich "eine gewalttätige Militärmaschinerie entlarven" wollen.


Naja. Können wir uns drauf einigen, dass der Nahostkonflikt vielleicht einfach ein klitzekleines bisschen zu komplex dafür ist, als dass ihn irgendwelche Musiker*innen zwischen zwei Songs verhandeln könnten (oder Musikredakteur*innen zwischen zwei Videos)? Dass die Hamas ein verachtenswerter, rückschrittlicher Haufen selbsternannter Gotteskrieger ist, den niemand unterstützen sollte, der Freiheit für ein hohes Gut hält? Und dass Hasspredigten halt einfach nicht besser werden, wenn sie jemand hält, der sich auf der guten Seite wähnt? Ja? Danke.

So oder so spüren Bob Vylan gerade die Folgen ihres Auftritts: Ein Festival in Manchester hat das Duo bereits aus dem Line-Up gestrichen, und für die im Herbst geplanten Shows in den USA sieht es auch schlecht aus: Das US-Außenministerium verweigert den beiden Herren aus Ipswitch die Einreise.

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