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Analyze It!

Deutlich interessanter gestalten sich da die Ausführungen von Dr. Sven Hanuschek, Professor für Literatur am Institut für deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er unterzog im Auftrag von Noisey Texte von Haftbefehl, Kollegah und Bushido einer sprachwissenschaftlichen Analyse.

Den Schluss, dass Haftbefehl-Texte im Vergleich zu denen Kollegahs die höhere Wortspieldichte aufweisen sollen, kann ich zwar nicht nachvollziehen. Interessant fand ich auf jeden Fall diesen Gedankengang:

"Die Provokation kann ich schlecht einschätzen. Was bedeutet das, wenn es heißt: 'Haftbefehl schiebt jetzt gerade seinen Cock rein / Ich komme rein und frag': Ist noch ein Loch frei?' Und generell bei allen dreien: Was bedeutet das Frauenbild, das ja nicht besonders schön ist, geradezu rückständig? Ist das jetzt eine Provokation? Anscheinend gehört es dazu, dass man dieses Sexismus-Gerede aufführt. Aber hat das noch ein provokantes Potenzial? Womit man Kunst und Lyrik unter anderem misst, ist ja, ob es Transgressionen gibt. Wird ein etabliertes Kunstmedium, etabliertes Sprechen in irgendeiner Weise überschritten? Das passiert natürlich dadurch, dass man Rahmen versetzt und provoziert, also zum Beispiel Obszönitäten verwendet, politische unkorrekte Rede führt und so weiter. Nur ist das hier im Rap ja die eingeführte Rede, insofern wird doch nichts mehr überschritten. Die Frage ist dann natürlich, warum man den Diskurs weiterführen muss, wenn es sowieso nicht mehr provokant ist - etabliere ich dann nicht wieder Sexismus als 'üblich'? Oder ist das eine Art manieristischer Pop-Barock, es geht nur darum, ob ich den bereits bestehenden Diskurs variieren kann, ob mir sozusagen noch ein neues sexistisches Bild einfällt?"

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