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Die Zukunft des Hip-Hop-Journalismus, Teil III

Und siehe da: Lädt man die richtigen Leute ein, kommt tatsächlich mal so etwas wie eine Diskussion zu Stande. Ich hätte nie gedacht, das einmal sagen zu müssen, aber gerade der Axel-Springer-Vertreter von der Welt gefällt mir in dieser Runde am besten. Das liegt hauptsächlich daran, dass er Falk, der sinnbildlich für unkritische Kuschel-Interviews steht, immer wieder auf den Schlips tritt und genau das leidenschaftlich fordert, wovor sich Juice und Co. zu fürchten scheinen: Einfach mal sagen, dass ein Majoe-Album gequirlte Scheiße ist. Kritisieren, wenn Fler Jan Böhmermann Gewalt androht und vor Frederic Schwildens Haustür steht. Hinterfragen, wenn SadiQ sich dem radikalen Islam annähert.

Während sich Weisbrod vornehm zurückhält, sehen sich Schacht und Leopoldseder genötigt, den guten Ruf des Hip-Hop-Journalismus zu verteidigen: Vor allem Falk beschränkt sich dabei immer wieder auf die herablassende Argumentation von der Innen- und Außenansicht. Wann genau ist man denn Teil dieses erhabenen Kreises der Deutschrap-Innenwelt, Herr Schacht? Ginge es nach dem Urgestein, dürften wohl nur die kritisieren und über Deutschrap berichten, die schon in den Neunzigern regelmäßig Jams besucht haben. Alles andere kommt von "außen", ist fremd, hat keine Ahnung, ehrt die heilige Kultur nicht und hat somit auch nichts zu sagen.

Wesentlich schlüssiger kommt da die Argumentation von Marc Leopoldseder daher, der ganz nüchtern die Wirtschaftlichkeit ins Feld führt: Es lohne sich einfach nicht für die Journalisten stundenlang zu recherchieren, damit der kritische Artikel am Ende dann genauso viele Klicks wie die News über Kollegahs neuste Tracklist bekommt. Außerdem hätten es Rapper im Zeitalter von Social Media eben nicht mehr nötig, die Medien als Plattform zu nutzen. Nerve man Rapper XY also mit zu kritischen Fragen, stehe er beim nächsten Album eben nicht mehr zum Interview bereit. Ein Teufelskreis.

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Doubletime Don't do the Dab!

Jeder ist am dabben. Sentino macht sich lächerlich, Drake ist in der Midlife-Crisis, Childish Gambino ein Genie. Lil Yachty provoziert, Gucci Mane kollaboriert, Tyler dokumentiert.

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