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Haben die Hater recht?

Im Zuge dieses Mini-Hypes auf das Chance-Comeback bin ich noch einmal durch seinen Katalog gestiefelt, um zu schauen, ob all die Geschichtsrevisionisten Recht damit haben, "Acid Rap" seinen Status als kleinen 2010er-Klassiker abzusprechen.

... und was soll ich sagen? So ganz widersprechen möchte ich nicht. Das Mixtape zeigt zweifelsohne die besten Qualitäten von Chance in ihren grellsten Farben. Es klingt verspielt und vernebelt zugleich, nach dem Gefühl, komplett breit Videospiele zu daddeln, während einem die Sonne ins Gesicht strahlt. Es fängt damit einen ähnlichen Vibe wie Mac Millers "K.I.D.S" ein, setzt aber gerade in Sachen Kreativität und Verspieltheit noch einen drauf. Aber das hat eben nicht immer nur Vorteile.

Das Tape hat zweifelsohne großartige Highlights: "Cocoa Butter Kisses", das Intro, "Smoke Again" oder das zuckersüße "Lost". Aber als ganzes Werk lassen einen die übergreifende Ästhetik und auch die Nostalgie vergessen, dass man für manche der 14 Tracks ziemlich dicke Nerven haben muss, um nicht von Chances Flummi-Energie geplättet zu werden. Auch die ruhigeren Momente wie "Chain Smoker" oder "Paranoia" klingen deutlich weniger impactful, als ich in Erinnerung hatte, und sorgen immer wieder für Längen.

Vielleicht hat ein Stoner-Tape wie "Acid Rap" es gar nicht verdient, so genau unter die Lupe genommen zu werden, am Ende zählt, was unterm Strich steht: dass es zu großen Teilen immer noch Spaß macht. Aber wenn das hier den Peak von Chances Karriere markiert, dann schmälert das in der Retrospektive noch einmal meine Hoffnung auf ein gelungenes Comeback. Dass er gerade nach den letzten Jahren dieses Level an Locker- und Unbekümmertheit wiederfinden kann, scheint mir ebenso unwahrscheinlich wie eine 180-Grad-Wende hin zu einem gehaltvollen Statement-Album. Dafür, und das macht "Acid Rap" auch ziemlich deutlich, fehlen dem Mann leider doch ein wenig die Mittel am Mic.

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