Sie ist keine Queen
Weiter im Text: Neben weiteren üblichen Verdächtigen verweilt auch wieder Schwesta Ewa in den Trends, die, nachdem der Song vergangene Woche bereits als Leak zu hören war, nun zusammen mit Xatar ihrem neuen Album "Awanta" offiziell die Single "Mehr Eier" inklusive Video vorausschickt.
Hat da jemand an der Uhr gedreht? Nicht nur wegen des simplen Straßenvideos und des (gottverdammten) Glockenbeats klingt das gewaltig nach der Art von Straßenrap, die das AON-Roster vor nunmehr auch schon über einer Dekade zur Vormachtstellung im Deutschrap verhalf. In den YouTube-Kommentaren jubeln sie: "Endlich ist die alte Ewa back!"
Ohne bisher großer Fan ihrer Musik gewesen zu sein, gehe ich da sogar ein Stück weit mit. Das tönt wirklich besser, als all die ekelhaft-anbiedernden Autotune-Auskopplungen ihrer letzten Alben. Xatar hat schon Recht, wenn er sagt: "Der erste Track braucht keine Melodien." Ewa steht dieser etwas holprige, rotzige Flow ausgesprochen gut, ihre Stimme knurrt hungrig aggressiven Shit-Talk, als hätte sie tatsächlich wieder etwas zu beweisen, und der ordentliche Beat erledigt sein Übriges.
Was mich in letzter Konsequenz dennoch davon abhält, den Track als 'gut' zu bezeichnen, ist eben doch Ewas Persönlichkeit. So gern ich auch ihre problematischen biographischen Missetaten für ein paar Minuten ausklammern würde, um der an Musik Gefallen finden zu können, so schwer macht es mir die Frau aber auch, wenn sie eine Zeile, nachdem sie über "Female Empowerment" spricht, solch eine Line droppt: "Die anderen Kahis machen mir jetzt auf 'Bad Bitch', mit dir mach ich 2K am Tag - FFM Strich." Oder die hier: "Girl, geht er zu weit, dann taggst du 'MeToo'. Doch bei Bela rufst du Schwesta, direkt fließt das Blut."
Vor kurzem sprach sie noch darüber, ihre weiblichen Mitstreiterinnen im Hip Hop unterstützen zu wollen. Ich kauf' ihr die Solidarität durchaus ab, Zeilen wie diese zeigen jedoch, dass sie letzten Endes nur Teil des Problems ist. Wer sich auf der einen Seite für Emanzipation einsetzen will und auf der anderen prahlend darüber rappt, Kahbas auf dem Strich zu verkaufen oder MeToo belächelnd denunziert, der hat einfach absolut gar nichts verstanden.
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