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Kronzeuge der Anklage

Fler tut Fler-Dinge: Das scheint eine der ewigen Konstanten im Deutschrap zu sein. Eine andere: Deutschrap hat ein Antisemitismus-Problem. Um auf diese Idee zu kommen, hätte es eine neue wissenschaftliche Untersuchung eigentlich nicht gebraucht. Dafür könnte man zum Beispiel Ben Salomo zuhören, der über die Thematik aus eigenem Erleben ja sehr genau Bescheid weiß und seit Jahren davor warnt. Auch jetzt wieder, und Arafat Abou-Chaker dient ihm als Kronzeuge:

An der Universität in Bielefeld haben sie trotzdem Erhebungen durchgeführt und festgestellt: Die Befragten, bei denen sich starke antisemitische Tendenzen feststellen ließen, waren zu über 80 Prozent Raphörer*innen.

"Die Studie belegt erstmalig empirisch, dass Gangsta-Rap den Nährboden für spätere verfestigte antisemitische Einstellungen bereitet", zitiert der Musikexpress die Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. "Wir dürfen nicht zusehen, wie Musiker Antisemitismus propagieren und mit gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Texten Jugendliche indoktrinieren."

Ich gestehe: Der Reflex, die Wagenburg Deutschrap zu verteidigen, ist stark in mir. Die Behauptung, Raptexte (oder Horrorfilme oder Ballerspiele) machen Antisemiten (oder Massenmörder oder Amokläufer), verfolgt uns ja schon seit immer und kommt mir genau so lange schon ziemlich verkürzt vor. Dass allerdings ein Zusammenhang besteht zwischen Unsinn, den man in meist ja seeehr jugendliche Gemüter permanent hineinfüttert, und dem Unsinn, der dann in den Rüben kreist und teils echt ekelhafte Blüten treibt, lässt sich aber einfach auch nicht von der Hand weisen, und mit Wegschauen oder damit, die Umtriebe als Unterhaltung oder gar Kunst zu rechtfertigen oder zu entschuldigen, wendet sich nichts zum besseren, das sehen wir ja seit Jahren.

"Die Szenemedien schauen weg oder nennen es Entertainment", watscht Ben Salomo in obigem Track dann auch genau diese Wegschau-Mentalität ab. "Die Industrie ist involviert in dieses Framing. Denn Manager mit weit vernetzten Beziehungen tätowieren sich Porträts der Chefs von Terrorgruppierungen." Kann man nur saugruselig und bedrohlich finden.

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