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Weitere Zahlen?

Auch, wenn man das leicht glauben könnte: Kay One hat mitnichten das Gruseligste geliefert, das ich diese Woche gehört habe. Diese Leistung vollbrachte Absztrakkt, dessen Track "Weitere Zahlen" mich aus mehreren Gründen im Strahl kotzen lässt.

Klaro, an dieser Stelle steht immer erstmal die Überlegung, ob ich solchem Gedankengut hier wirklich eine Bühne geben möchte. Als alter Prezident-Versteher (oder jemand, der das zumindest ungebrochen versucht) will ich hier aber seine Anregung aufgreifen: "Es hat ja zum Beispiel auch noch keiner dieses Wutbürgeralbum von Absztrakkt rezensieren und mal kucken wollen, was da drinsteckt", stellte er kürzlich im (nur unwesentlich ausgeuferten) Interview fest. "Diese Haltung finde ich völlig unverständlich: Wenn ich etwas so krass gefährlich finde wie dieses Absztrakkt-Album, dann hör' ich mir das doch erst recht an, um zu checken, was der Typ eigentlich will."

Also hören und checken wir jetzt "Weitere Zahlen (Für Daniel aus Chemnitz)":

Die Schamlosigkeit beginnt bei der simplen Tatsache, ein Mordopfer zur Verbreitung seiner kruden Ansichten zu instrumentalisieren. Sie setzt sich fort darin, sich ausgerechnet am Tod eines Menschen hochzuziehen, der sich zu Lebzeiten explizit gegen die Plitik von AfD und Konsorten positioniert hatte. Möchte mir überhaupt nicht vorstellen, wie das bei den Hinterbliebenen ankommen muss.

"Weitere Zahlen", wie der Titel suggeriert, liefert der Track natürlich nicht. Er füttert dafür, ohne jeden Beweis, versteht sich, zu allererst einmal die schräge Theorie von den alles verdrehenden Medien. "Alle, die deinen Tod nicht gutheißen, gehören zum rechten Mob. So wird es dargestellt." Möchte wirklich wissen, welche Medien Absztrakkt so konsumiert. Noch nicht einmal in meiner linksgrünversifften Gutmenschenfilterblase habe ich irgendjemanden gesehen, der diesen Mord gutheißt oder verlangt, dass das irgendjemand tun sollte.

"Immer mehr wachen auf, immer mehr, die sich trauen, zum Schutz unserer Kinder, zum Schutz unserer Frauen" ... ja, WAS GENAU zu tun? Zur Jagd zu blasen auf jeden, der nicht arisch genug aussieht? Weil sich Selbstjustiz schon immer so unglaublich gut bewährt hat? Weil es auch nur rudimentär Sinn ergibt, für die Verbrechen eines Geflüchteten irgendeinen (oder gleich alle) anderen zu steinigen? Von dem Blödsinn mit "unseren (!) Kindern, unseren (!!) Frauen" will ich gar nicht erst anfangen, sonst platzt mir die frische Rückennaht. Möchte aber bitte mal den Kaufbeleg sehen. Wieviele Frauen haltet "ihr" euch denn so?

"Ich schwör' dir, Daniel, du bist auf meinem nächsten Mixtape verewigt." Na, hurra. Vor allem ist er jetzt erst einmal auf einem richtig schön lupenreinen Nazi-Sampler verewigt, in Gesellschaft etwa von Chris Ares oder Kategorie C. Herzlichen Glückwunsch, Absztrakkt, zur erfolgreichen Erschließung neuer Zielgruppen.

Dafür auch noch AZ' und Nas' "Life's A Bitch" zu samplen, einen Track zweier Künstler, die ihrer Hautfarbe wegen im Mistgabelmob von Chemnitz vermutlich eher wenig Gehör gefunden hätten, find' ich schon ziemlich dreist. Für den Einfall, das Video ausgerechnet mit einem Stolperstein zu bebildern, fehlen mir echt die Worte. Solche Stolpersteine, falls es jemand tatsächlich nicht weiß, erinnern, eingelassen in die Straße vor ihren ehemaligen Wohnhäusern, an Opfer des Nationalsozialismus.

Ja, DAS war zur Abwechslung mal richtig brauner Mist. Da frage ich mich schon, wo angesichts dessen die ganzen aufgeregten Kollegen stecken, die sich so engagiert an Prezidents Vorabsingles zu "Du Hast Mich Schon Verstanden" abgearbeitet haben.

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