Doubletime: Happy Birthday, Hip Hop!

Zwei Mal Drei

Weil ich so lange krankheitsbedingt ausgefallen bin, holen wir zuerst noch ein wenig Material aus den vergangenen vierzehn Tagen nach, bevor wir ins Tagesgeschäft einsteigen. Den Anfang macht eins der spannendsten Comebacks des Jahres.

Nach dem überraschenden Ableben von Steppa J. Groggs und dem aus diesem Trauma geborenen Album "By The Time I Get To Phoenix" war abzusehen, dass Injury Reserve unter diesem Namen keine weitere Musik mehr veröffentlichen werden. Ob die verbliebenen Mitglieder Ritchie With A T und Parker Corey wirklich gänzlich von der Bildfläche verschwinden, erschien dennoch etwas fraglich. Nun melden sie sich tatsächlich unter dem Namen By Storm als Duo zurück, verabschieden mit dieser Doppelsingle ihren früheren Freund und Bandkollegen und leiten gleichzeitig in das nächste Kapitel ihres neu gegründeten "Double Trios" über.

Dieses führt den kollagenhaften, hirnschmelzenden Sound, den sie zusammen auf ihrer letzten LP ausgeheckt haben, logisch fort, befreit ihn aber von der melancholischen Schwere und ersetzt all die Verzerrung und die musikalischen Krisselbilder mit geradewegs schönen Klaviermelodien und hellen, strahlenden Farben. Wie schon "By The Time I Get To Phoenix" klingt auch "Double Trio" mehr nach einem organischen, abstrakten Klangkonstrukt als nach einem traditionellen Rap-Song, Free Jazz-Rap, wenn man so will. Nur kann man hier kann unter all dem Chaos immerhin wieder eine etwas klarere Struktur erkennen. Die entführt einen noch tiefer in die musikalischen Visionen von Ritchie und Parker und offenbart, dass der Wahnsinn von "Phoenix" womöglich erst der Anfang war.

Ich hab' mich noch nicht entschieden, ob mir das Ambient-Intro, Ritchies anarchischer, fast schon triumphaler erster Verse oder Coreys Glitch Hop-Crescendo in der zweiten Hälfte besser gefällt, aber nahezu jede Sekunde an diesem Song drückt bei mir alle richtigen Knöpfe. Viel besser kann man ein neues Projekt kaum in die Wege leiten. Wenn da ein Album kommt, können wir das Musikjahr eigentlich schon vorzeitig beenden.