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Gefangen in der Bubble

Apropos Bubble: Ich bin ja nach wie vor ein bisschen verstört darüber, dass dieser strunzlangweilige "Oberbürgermeister"-Song der Antilopen Gang auf so gar keinen Gegenwind stößt. Für mich ein ziemlich eindeutiges Indiz dafür, dass diese Crew wirklich ausschließlich in ihrer eigenen Blase stattfindet. In Punk-Kreisen kann niemanden groß jucken, was die machen. Ich meine: Ich versteh' ja nicht wirklich was davon, aber wirklich einhundert Prozent der Punk-affinen Menschen in meinem Freundeskreis haben meinen Laieneindruck bestätigt, dass dieser Track komplett belanglos ist.

Tja, und jetzt guckt mich die Antilopen Gang mies gelaunt vom Cover von Ox herab an, einem Magazin, bei dem sie zweifellos Ahnung von Punk haben, und ich frag' mich: Stecken Danger Dan, Koljah und Panik Panzer vielleicht DOCH tiefer drin im Genre als ich dachte? Verteten sind sie bei Ox jedenfalls nicht zum ersten Mal.

Das aktuellle Interview zum Titelbild zeichnet dann aber ein ähnlich trauriges Bild wie der "Oberbürgermeister": Ihre Selbstinszenierung als Genre-Wechsler wirkt auch da komplett aufgesetzt und nicht, als sei sie der ehrlichen Liebe zum Punk entsprungen. Die hätte ich vorher eigentlich noch nicht einmal bezweifelt. Die ständigen Seitenhiebe, von wegen, alle anderen im Punk seien auf Kinderpoesie-Niveau unterwegs und hätten es einfach nicht drauf, sprechen allerdings eine andere Sprache.

Alter, sogar ich, die ich wirklich nur äußert blassen Dunst von der Materie habe, kenn' Combos wie die Deutschen Laichen oder Rumble Deluxe, es gibt also ganz bestimmt tausendundeinen herzigen Punk-Act, der es verdient gehabt hätte, von jemandem, der angeblich Liebe zur Sache hat, geshoutoutet zu werden. Statt dessen treten die Antilopen vom hohen Ross aus um sich und gebärden sich, als müssten erst die klugen, kritischen Rapper kommen, um diesen dummen Punk-Dullis mal zu zeigen, wie es geht? Nicht sehr sympathisch.

Wenn sie dann wenigstens einen Track geliefert hätten, der abreißt ... aber diese kreuzbrav-cleane Dienstleister-Mucke? Überzeugt mich nicht.

Interessant auch, dass in der Antilopen-Gefolgschaft niemanden zu stören scheint, dass sich da drei Typen als "Band" aufplustern, die nicht nur ihre Instrumente nicht selber spielen, sondern den Typen unter den Schweinsmasken noch nicht einmal irgendwelche Credits geben. Naja. Bestätigt alles meine Vermutung, dass das außerhalb der ergebenen Antilopen-Bubble keinen juckt. Hoffentlich juckts keinen! Dieses komische Interview dient jedenfalls nicht dazu, das außerhalb der eigenen Szene in aller Regel eh schon nicht gerade vorteilhafte Image von Hip Hoppern zu polieren.

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2 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 12 Stunden

    vom hohen ross aus haben sich die antilopen auch gegenüber (anderen) rappern, rapfans, der eigenen fanbase oder anderen linken gebärdet. das gehört seit jeher zum stilmittel. die werden aber auch innerlinks angegriffen.

    die haben schon ahnung von punk bzw eine ehrliche liebe dafür. die haben, wie gesagt, die ep atombombe auf deutschland zusammen mit diversen (ex)punkern und dem fetti von fsff aufgenommen und haben auch immer wieder punk referenzen in ihren liedern

  • Vor 8 Stunden

    Ox auch so eine Zeitschrift für hängengebliebende, linksverspießte Mittvierziger die siffige Schiebermützen tragen, Astra trinken und beim Plattenladen in ihrem Szeneviertel absolute Mondpreise für die limitierte Doppel-Vinyl im Gatefold von Feine Sahne Fischfilet bezahlen.