Augen zu, Mama!
... und über die Bücher schlagen wir halbwegs elegant den Bogen zurück ins Land der Dichter und Denker: Zuna hat im letzten Jahr - mit der Hilfe von Dennis Sand - auch eins geschrieben, und, huch! Obwohl ich schlimmstes erwartet hatte, geriet "Richtung Paradies" doch ausgesprochen lesenswert. Es führte zumindest überdeutlich vor Augen, was ständige Entwurzelung mit Kinderseelen anstellt. Dass aus immer und immer wieder aus ihren Koordinatensystemen gerissenen Jungs leicht Männer mit einem Wertesystem in Schräglage werden, verwundert nach der Lektüre vielleicht ein bisschen weniger.
Eher schon, wie sich der riva Verlag seinerzeit diesen Mumpitz aus den Fingern saugen konnte: "Als Teil der KMN Gang revolutionierte er den Sound von Deutschrap." Das muss ein ganz schön mikroskopisches Revolutiönchen gewesen sein: Irgendeine bemerkenswerte Nummer von Zuna hab' ich zumindest nicht im Kopf, und sein jüngster Track samt Video: auch wieder ein einziges Klischee-Bingo: "Guck, Mama", fordert er seine Mutter bereits zum zweiten Mal auf. "Ich hol' uns raus aus dieser Drecksgegend." Yeah, Mama wird sicher entzückt sein über ihren Sproß "im Fickmodus", der verlangt: "Geh, hol' mir deine Bitch, ja, und mach' Foto", um den Rest dann mit einer Kugel zu erledigen. Da stehen Mütter drauf. Vor allem solche, die (lest das Buch!) ihre eigenen Karriereträume geopfert haben, damit ihren Söhnen irgendwann andere Möglichkeiten offen stehen als in der kriminell-korrupten Vetternwirtschaft in ihrer Heimat.
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