Ad Infinitum
Über wen natürlich geredet wurde, ist nicht der Baba aller Babas, sondern der Boss der Bosse. Kollegah geht inzwischen als die möglicherweise skurrilste Figur der Deutschrap-Szene durch. Sprechen wir überdies nicht über seinen White Savior-"Ich baue ein Waisenhaus in Uganda"-Move, der zwar offensichtlich cool ist, aber auch jedes Klischee bedient. Sprechen wir über seine neue Singleauskopplung aus "Alphagene 2", die er zum Jahreswechsel samt Video veröffentlicht hat.
Also, mit so einer Art Video. Im Grunde ist es nur Video-Footage von irgendwelchen Löwen, die im Greenscreen Löwendinge tun, während Kollegah selbst ungelenk davor rappt. Ein Video, das alberner nicht hätte ausfallen können, aber lassen wir uns davon nicht ablenken. Tatsächlich ist es einer seiner passableren Songs, zumindest von einem musikalischen Standpunkt aus gesehen. Er versucht zumindest einmal nicht, mit Doubletime-Partytricks das Publikum zu beeindrucken, sondern ist auf dem Beat. Der Beat ist kein abgestandener Chor-Epos-Pömpel-Beat, und der Stimmeffekt ist geschmackvoll eingesetzt. Zuerst dachte ich auch, dass es schön ist, ihn mal über etwas rappen zu hören, das sich nicht um seine eigene Großartigkeit oder vermeintliche Hater und Illuminaten dreht. Dass ich aber zwei Drittel des Liedes gebraucht habe, um zu verstehen, dass das sich hier um einen Lovesong handelt, spricht Bände. Erst dachte ich, es sei ein Song über den zweiten Weltkrieg, dann eine Hymne an seine Mama.
Erst am Ende kristallisiert sich so langsam heraus, dass er das hier an seine Partnerin adressiert. Ich meine: Cool für ihn. Sei jedem vergönnt, eine tolle Beziehung zu führen und sich darin sicher und geborgen zu fühlen. Ich weiß persönlich nicht, wie viel militante Paranoia ich in meinen Liebesliedern brauche und ob ich die Qualität eines Partners nur daran messe, ob er mit mir den Plot von "Rambo", Teil eins bis fünf, durchstehen würde, aber so hat ja jeder seine Vorstellungen. Wer also schon immer dachte, "Ich hätte gerne einen Song, in dem meine Freundin klingt wie ein Lazarett in Mad Max", der wird mit "Infinitum" bedient.
2 Kommentare mit 5 Antworten
Seine Delivery ist so hölzern und albern.
Selbst für ein Waisenhaus schafft man es hier noch, ihm mit einem Social Justice Warrior Kampfbegriff einen Strick zu drehen. Besser einen White Saviour, als weiter nichts zu essen.
Rap auf laut.de ist nur noch Antifa und Transgender, alles andere ist nicht woke genug.
So sehr mir dieserYannik auch mit seiner astamillenialhipsterlingo auf den Sack geht, er schreibt doch ausdrücklich, dass das eigentlich eine gute Aktion ist, nur dass seine Selbstinszenierung dazu ganz schön scheiße ist. Ist es dir nicht möglich, dass differenziert zu betrachten, weil du ein Fanhörnchen bist?
Und selbst, wenn Kollegah Krebs heilen könnte, bliebe seine Musik scheiße. Da muss man schon differenzieren.
Da sowieso. Wobei Krebs Heilen dieser Tage nichts außergewöhnliches mehr ist.
"Besser einen White Saviour, als weiter nichts zu essen.
Rap auf laut.de ist nur noch Antifa und Transgender, alles andere ist nicht woke genug."
Elendiger Spasst
Das "eigentlich gute Aktion" wurde aber in so viel Bessermenschen-Sprachhülsen gepackt, dass die Aussage genau das Gegenteil impliziert.
Das man hier direkt wieder den ganzen Christopher Street Day aufscheucht, wenn man das dann zur Sprache bringt..