Doubletime-Rückblick: Das Comeback der Disstracks

Dezember: Alben / International

Freshman Mirco: Man ist es ja gewohnt, dass der Dezember jetzt nicht gerade reif an neuen Releases ist, aber dieses Jahr erlebten wir in den letzten Wochen schon seine außerordentliche Durststrecke. Das größte und gefühlt auch einzige Release diesen Monat bot gleichzeitig eine der größten Enttäuschungen des Jahres. Es ist ja nicht so als hätte ich von einem neuen Nicki Minaj-Album eine musikalische Offenbarung erwartet, aber "Pink Friday 2" kommt viel eher einem Offenbarungseid gleich. Wenn ich dieses Jahr noch einen Song höre, dessen einziger Trick es ist, ein dahingerotztes Sample zu melken, zünde ich meinen Weihnachtsbaum an.

Yo Grandama Fromm: Ich hol' die Streichhölzer. Ehrlich, ich hab' im Dezember im Wesentlichen eh nur Jahresbestenlisten zusammengebastelt und vom Rest der Welt nicht viel mitbekommen. Deswegen für mich ganz gut, dass ich zumindest Release-technisch nicht so viel verpasst zu haben scheine. Yannik? Famous last words zu diesem Hip Hop-Jahr?

Dieser Yannik™: Ne, tote Hose, und ich hör mir ja eigentlich wirklich eine Menge Stuff an. Ich kann auch nicht so tun, als wären neue Tapes von YTB Fatt oder BigWalkDog irgendwelche Offenbarungen in diesem dürren Newcomer-Jahr gewesen. Nicki hat ihr großes Comeback mit einem Tape gemacht, das auf eine schockierend ähnliche Art beschissen war wie das aktuelle Coi Leray-Material. Ich würde gern ein oder zwei Jahre Fame-Sample-Verbot verhängen, es hat nämlich wirklich dicke gereicht. Vielleicht mach' ich noch einen großen Artikel über die beschissensten Samples des Jahres. Eine solche Retrospektive wäre bitter nötig, denn langsam finde ich echt, dass wir ein bisschen zorniger auf diesen Status Quo der künstlerischen Bankrotterklärung reagieren sollten.