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Du da im Radio


(Martin Böttcher, ByteFM. Foto von Frauke Fischer. Danke vielmals!)

Wobei ich Sido wirklich gönne, dass er seinen Schnitt gemacht hat. Er hat ja auch wirklich geschafft, eine Kehrtwende vom Bürgerschreck hin zum Prototyp Mainstreamradio-Sound hinzulegen, das muss ihm ja auch erst einmal jemand nachmachen. Apropos Radio: Bei Radioszene, dem "Insider-Magazin für Radiomacher", beleuchten sie in einem aufführlichen Artikel die komplizierte Beziehung zwischen Rap und Radio.

Autor Michael Schmich rollt die Deutschrap-Historie von ihren ganz gruseligen Anfängen her auf und parliert mit ByteFM-Moderator Martin Böttcher über Vergangenheit und Gegegnwart. Die Diskrepanz zwischen Rap-Dominanz in den Charts und der doch eher unterdurchschnittlichen Präsenz von Hip Hop in den gängigen Radioprogrammen liefert dafür gute Aufhänger, genau so wie die gängigen (Vor-)Urteile, Hip Hop sei provokant und gewaltverherrlichend:

"Ja, in vielen Tracks wird Wut, Protest, Aggression geäußert", so Böttcher. "Aber warum auch nicht? Wir leben ja in einer Welt, die an so vielen Ecken kaputt ist, darüber kann man wütend sein. Außerdem: Alle sind wütend, warum nicht auch die Hip Hop-Welt? Viele der Rapper*innen haben ja auch Benachteiligung, die kaputten Verhältnisse, das Gefühl, nicht gewollt zu sein, selbst erlebt. Und wie wir gerade bei der Diskussion über Polizeigewalt und strukturellen Rassismus erneut hören können: Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit dunkler Hautfarbe, Menschen, die als 'nicht deutsch' gelesen werden, was ja auf viele der Künstler*innen im Deutschrap zutrifft, haben allen Grund, gegenüber der Polizei skeptisch zu sein. Natürlich äußert sich das dann auch in den Texten, das ist Kritik an den Verhältnissen, Kritik an den Herrschenden und ihrem verlängerten Arm, der Polizei."

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