Return Of The Ugly
Bleiben wir doch in Übersee und schauen uns an, was es dort in der letzten Woche an neuem Material gab, über das es sich zu reden lohnt. Die größte Überraschung gleich vorweg: Lil Ugly Mane ist aus der Versenkung zurückgekehrt, um mich Lügen zu strafen. Im Juli schrieb ich noch guten Gewissens, dass die Zeichen, in näherer Zukunft neue Musik von Travis Miller zu hören, nicht schlechter stehen könnten, und jetzt knallt mir die Underground Avantgarde-Koryphäe aus Virgina nicht einen, sondern gleich zwei neue Songs vor den Latz. Aber hey, ich will mich nicht beschweren, denn auch nach knapp vier Jahren Abstinenz beweist Ugly Mane mit "Porcelain Slightly" und "Into A Life", dass er immer noch zu den unberechenbarsten und einzigartigsten Stimmen im amerikanischen Hip Hop gehört.
So unberechenbar sogar, dass er sich mit der neuen Richtung, die er auf der Doppelsingle einschlägt, fast schon für diese Kolumne disqualifiziert. Mit "Porcelain Slightly" und "Into A Life" übt sich Miller, bitte festhalten, in Shoegaze und Dream Pop. Das ist eine solch radikale Kehrtwende von seiner bisherigen Komfortzone, dass sie 99 Prozent vergleichbarer Rapper wahrscheinlich mit Vollgas gegen die Wand setzen würden. Travis Miller gehörte allerdings noch nie zu diesen 99 Prozent, und so dürfte es wohl niemanden überraschen, dass er auch diese Hürde mit Leichtigkeit nimmt. Zugegeben: In diesem für ihn neuen Genre sticht seine Andersartigkeit nicht annähernd so prägnant hervor, wie sie es etwas auf "Mista Thug Isolation" tat, aber vor allem seine nach wie vor aberwitzig kreative Produktion macht aus den beiden Tracks weitaus mehr als nur vorzeigbaren Genre-Fluff.
Und das Beste? Das Cover scheint auf ein mögliches neues Album hinzudeuten, dass den Titel "Pinhead Barbarians" trägt. Jedoch wäre es nicht das erste Mal, dass Miller ein Album auf vielversprechende Art und Weist teast, nur um es dann in toxischer Kanye-Marnier für immer unter Verschluss zu halten. Da es das letzte Mal schon so gut klappte, behaupte ich deswegen jetzt einfach, dass "Pinhead Barbarians" niemals erscheinen wird und drücke beide Daumen, dass Miller mich erneut eines Besseren belehrt.
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