Getroffene Hunde
Eifrige Märchenleser*innen wissen: Im Wald verirrt es sich leicht, und auch in den Wirren der Pandemie kamen so einige vom Weg ab. Selbst Vita gesteht inzwischen ein, damals wohl die eine oder andere lockere Latte am Zaun gehabt zu haben. "Ich hab' offenbar gar nichts mehr gecheckt", kommentiert sie rückblickend in einem Statement die verschwörungstheoretischen Schwurbeleien, die sie zum Beispiel in Form ihres Tracks "Als Ob" unter die Leute brachte. Ihre Aussagen über Masken und Impfungen bedauere sie heute, besonders aber, dass ihr Song Beifall aus der rechten Ecke bekam. Sie selbst verorte sich politisch links, deswegen habe sie den Track offline nehmen lassen und später gegen einen mit anderem Text ausgetauscht.
Klingt eigentlich alles irgendwie plausibel und vor allem menschlich: Soll mal ruhig den ersten Stein werfen, wer noch nie etwas Dummes geglaubt oder gesagt hat. Ich bin das sicher nicht. Fehler zu erkennen und dann dazu zu stehen, ist doch eigentlich 'ne gute Sache. Eigentlich hätte Vita dem Kollegen Franz Pökler für den Anlass, sich von dem Scheiß, den sie verzapft hatte, zu distanzieren, also dankbar sein können, als der ihren Unsinn von damals in seiner "Corona im Deutschrap"-Reihe wieder ausgegraben hatte. Oder es wenigstens schlicht hinnehmen, Pökler hatte ja schließlich keine Unwahrheiten verbreitet.
Aber, nö: Als habe sie noch nie vom Streisand-Effekt gehört, ließ Vita das Pöklersche Video prompt sperren, und auch jetzt tritt sie noch einmal gegen ihn nach: Sie wirft ihm vor, ihr Privatleben in die Öffentlichkeit gezerrt zu haben (als hätten sie und ihr Ex das damals nicht selbst getan), und unterstellt Pökler, "Klicks auf ihren Nacken" zu machen. Überhaupt scheint sie schon grundsätzlich zu stören, dass er seine Arbeit monetarisieren will. (Echt frech.) Vita behauptet außerdem, Pökler betreibe "mehr Hetze als Aufklärung", jetzt, wo er "Reichweite" habe. Im selben Atemzug attestiert sie ihm aber, er erreiche nur "30 Jungs im Internet", und geht davon aus, er habe ein "persönliches Problem" mit ihr.
Ein Problem seh' ich da tatsächlich: Für mich klingt das alles nach schwerem Getroffener-Hund-bellt-Syndrom. Kann man nicht einfach mal sagen: "Ey, ja, da hab' ich 'nen Fehler gemacht, war dumm", ohne denjenigen anzupissen, der den Fehler aufgedeckt hat?
Eine Diskussion um Vitas "Entschuldigung" gibts bei reddit - hier entlang. Wir gucken, bis der dritte Teil kommt, einfach noch einmal Pöklers zweites Corona-Video. Zumindest, was davon noch übrig ist:
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