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Mehr Sound als Ethos

Das bedeutet in meinen Augen erst einmal zwei Dinge: Es ist hierzulande mehr ein sehr partikulärer Sound als ein Ethos. Klar, die vielen Generationen PC Music bis Hyperpop haben sich auf ein paar auditive Staples geeinigt. Das exzessive Autotune, der Rubber-Bass, die glatten Synths, die Eurodance-Nostalgie. Aber die "Klassiker" hatten ein subversiveres Ethos, oft ein bisschen parodistisch, und haben das Übersteigern von Pop-Tropen benutzt, um ein Gegenmodell zu Pop zu schaffen. Es war queerer, subversiver Anti-Pop, der gleichzeitig ein Pop-Liebesbrief war.

Unsere Generation Hyperpop ist dagegen ein bisschen straighter und Hypebeast-iger, und das meine ich nicht in einem "Urhgs die Youngins verstehen nicht, was Hyperpop ist"-Sinne, sondern einfach nur als Beobachtung darüber, wie der Stil integriert und aufgenommen wird. Es ist einfach der trendy Sound gerade, und er klingt ja auch ziemlich fett. Es ist Zoomer-Core. Dementsprechend auch die zweite Beobachtung: Der Kram ist extrem post-ironisch und edgy. Was die Andockfläche an den modernen Hip Hop-natürlich nur noch einmal vergrößert.

Das klang jetzt wie eine Menge Gehate, aber grundsätzlich kommt mir das alles wie eine ziemlich interessante Entwicklung vor. Allem voran deswegen, weil ich das erste Mal seit einer Weile das Potetial sehe, dass wir hier in unseren Breitengraden eine Szene entwickeln, die ohne großes, überregionales Vorbild auskommt und wirklich ein bisschen für sich brauen kann. Wer weiß, vielleicht mutiert das alles ja noch weiter, und wir bekommen ein paar wirklich innovative Singles oder Alben, wenn das alles ein bisschen tiefer in die Petrischale hineinmutiert ist? Ich bin da auf jeden Fall sehr neugierig. Dieser ganze Schlag neuer Artists kommt mir definitiv vielversprechend vor.

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