Lesebefehl!
"Können wir Hip Hop noch immer nicht differenziert betrachten? Wenigstens ein bisschen? Bitte?" Erst letzte Woche verzweifelte Yo Mama an der Berichterstattung der Kollegen von der FAZ über die Antisemitismusvorwürfe gegen Kollegah. Ein paar Tage später erhört tatsächlich jemand ihren Ruf. Und zwar Spiegel-Redakteurin Kendra Stenzel, die sich mit ihrem Artikel zu selbigem Thema sogar Lob vom Boss höchstpersönlich verdient:
"Bei all dem oft planlosen Gelaber der meisten Mainstream-Medien über Deutschrap kommt es doch erfrischend, mal zur Abwechslung einen überraschend reflektierten Artikel mit Substanz zu lesen", schreibt Kollegah auf seiner Facebookseite. Im Gegensatz zum Zentralrat der Juden setzt Stenzel das Problem in einen Kontext. Mit Bezug auf die vermeintlich sexistischen Zeilen aus alten RBA-Runden Kollegahs verweist die Autorin auf den überspitzenden Charakter eines Battleraps und schreibt: "Ist die Zeile herabwürdigend und für viele schwer zu verdauen? Absolut. Belegt sie, dass Kollegah, oder vielmehr Felix Blume, die Person hinter der Kunstfigur, Gewalt an Frauen verherrlicht? Nein." Vielmehr sei es unumgänglich, dass Rap in seiner Funktion als Spiegel der Gesellschaft auch ihre hässlichsten Ausprägungen aufweist.
Stenzel beweist aber nicht nur den nötigen Weitblick, um sich dem Thema angemessen zu widmen, sondern hat auch noch ihre Hausaufgaben gemacht. Ob nun Haftbefehl, Massiv, oder Fard & Snaga: Neu ist der Antisemitismusvorwurf in Deutschrapgefilden nicht. Stenzel resümiert schlussendlich, es lasse sich nun einmal nicht so einfach beantworten, ob ein Rapper, "der sich Stereotypen über Juden bedient, abseits des Mikros Antisemit" sei. Wichtig sei aber vor allem die Frage: "Müssen sich Rapper, die offiziell Gleichheit, Brüderlichkeit und Toleranz propagieren, die Frage gefallen lassen, warum sie zulassen, dass ihre Zeilen Spaltung und Ressentiments nicht nur spiegeln, sondern [...] in einer jungen Generation von Hörern verfestigen?" Eine einfache Antwort gibt es, wie bei allen komplexen Problemen, auch auf diese Frage nicht, einen Blick ist der Artikel aber allemal wert: Hier entlang!
3 Kommentare mit einer Antwort
kein kaisa?
haha da gabs damals Heckticks wegen der einen Line hier
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Das größte Problem im Hip Hop, ist mangelnde Intelligenz.
http://musicthatmakesyoudumb.virgil.gr/Mus…