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Rap und Geschlecht, pt. 2

Aber wenn wir schon am Quasi-Rezensieren sind, kann ich euch zumindest noch einen kleinen Blick ins Inhaltsverzeichnis werfen lassen und sagen, was ich persönlich lesens- und skippenswert fand.

Die drei größten Hits für mich sind:

  • Jelica Popovic und ihre "Weiblichkeitsmodelle im postjugoslawischen Rap": Habt ihr schon einmal über Hip Hop auf dem Balkan nachgedacht - oder, noch doller, über die Rolle von Frauen in ebendiesem? Ich nicht. Aber wenn man ehrlich mit sich selbst ist, fällt es schwer, da nicht sofort Klischees vor Augen zu beschwören. Ihre Abhandlung über MCs in Zagreb oder Belgrad erzählt einfühlsam und leidenschaftlich die Werdegänge und Strategien von Rapperinnen, die dort ihr Ding gemacht haben. Wie sie sich inszenieren, was für Musik sie machen und was es eigentlich genau mit diesem Begriff von Balkan-Weiblichkeit auf sich hat.

  • "Rap, Geschlecht und Empowerment in der Jugendarbeit" von Anna Groß und Marie Jäger: Hier wird als praktischer Guide zusammengefasst, wie Jugendarbeiter am besten mit Kids ins Gespräch über Musik kommen. Natürlich sollten die auf Zwölfjährige zugehen können und die uncoolen Elemente darin ansprechen, ohne wie besorgte Muttis und Vatis zu wirken. Mein Lieblingstipp: Versucht nicht, den Kids Gzuz wegzunehmen und ihnen dafür Juse Ju anzubieten. Sie werden merken, dass ihr sie über den Tisch ziehen wollt!

  • "Quing Revisited" von Sookee: Das hier ist vermutlich mein klarer Favorit. Gegenüber Sookee habe ich bisher neutralen Respekt gewahrt, vielleicht auch einfach, weil ich von wenig Berührungspunkten davon ausgegangen bin, dass ihre Musik nichts für mich ist. Aber dieser Text, der ihr inzwischen zehn Jahre altes Projekt "Quing" neu auswertet, das war ein Hammer. Sookee wirkt hier einfach übersympathisch, wie sie ihre Ziele und Methoden neu durchdenkt. Sie stellt sich konstant in Frage, versucht andauernd, ihre eigenen Methoden und Denkmuster auf die Probe zu stellen, und kommt mit einem vielschichtigen und einfühlsamen Ergebnis daraus zurück.

Ich habe allein deshalb angefangen, noch einmal in ihre Diskographie zu tauchen. Zu meiner Scham musste ich gerade nach "Quing" eingestehen, dass da vieles war, das meine Vorurteile ihr gegenüber sehr in Frage gestellt hat. Das Tape ist angenehm, fun und hat ein paar regelrechte Banger zu bieten. Ich habe mich demletzt ernsthaft gefragt, ob viel von meiner Abwehrhaltung ihr gegenüber nicht doch aus Vorurteilen bestand, die man in eine Person wie sie einfach gerne hereinprojiziert, noch bevor man sich wirklich mit der Musik beschäftigt hat. Aber gerade die neueren Alben haben schon auch wirklich ein paar gurkig klingende Songs. Ich melde mich zurück, wenn ich weiter vorgehört und mich in den Gedanken weiter mariniert habe.

Nicht so super-essentiell fand ich witzigerweise die ersten beiden Texte, übrigens: Der erste spricht über kulturelle Aneignung in Shirin Davids Instagram und macht mir persönlich ein paar unnachvollziehbare Gedankensprünge. Die darauffolgende Analyse von einem Antifuchs-Song fand ich komplett sinnlos, da hat jemand sehr viel Methode und Analyse-Instrument für wirklich extrem uninteressante Ergebnisse aufgewendet. Aber das sind zwei Texte in einem sehr langem Buch, das ich in der Summe doch empfehle, sofern man sich für dieses Thema interessiert. Ja, es ist Hip Hop-Studies und dementsprechend akademisch. Aber es hat auch den Anspruch, für ein breites Publikum lesbar zu sein. Ihr werdet schon klarkommen.

Schafft es euch auf der Website des Beltz-Verlags an.

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