Wo sind all die Dichter hin?
Mann, Mann, Mann. Ich berichte schon wieder nur über Klatsch und Tratsch. Die gestrenge rap.de-Sebstkontrolle würde diese Kolumne hier niemals passieren. Wobei ... vielleicht doch. Doch dazu gleich. Vorher brauchen wir noch ein, zwei gehaltvolle Themen. Dafür bietet sich regelmäßig - habe ich dieses Magazin heute schon ausreichend angepriesen? - Cuepoint an, eine echte Fundgrube. (Man könnte es auch Zeitgrab nennen.)
Heute bin ich dort - außer in der Autostatistik - in gleich zwei weiteren Artikeln hängen geblieben. Absolut lesenswert: Der GZA referiert über Rap-Texte im Wandel der Zeit.
"Musik verändert sich stetig", stellt er fest. "Hip Hop wird nie wieder sein, was es vor fünfzehn oder zwanzig Jahren war. Alles verändert sich. Es gibt andere Sounds, andere Tanzstile." So weit völlig in Ordnung. "Aber am Ende des tages geht es bei mir immer um die Lyrics."
Da sieht der GZA Anlass für Kritik. "Ich bin sicher, es gibt da draußen auch heute noch große Lyricists, aber wenn du dir Mainstream-Hip Hop anschaust, ist davon nichts zu sehen. Es gibt einige Künstler da draußen, die sich für tolle Geschichtenerzähler halten, aber sie sinds nicht. Es gibt bestimmte Dinge, die man von Rappern heutzutage gar nicht mehr hört. Ich hab' die Bezeichnung 'MC' schon lange nicht gehört, das Wort 'lyrisch' auch nicht. Eine Menge rapper halten sich für hardcore, sagen, sie kommen von der Straße, und dann sagen sie immerfort: 'Ich lebe, worüber ich reime, ich reime über mein Leben.' Dabei muss man das gar nicht immer tun. Mir geht es nicht darum, eine Story zu erzählen, sondern darum, eine Geschichte zu weben."
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