Nemo - The Code (Schweiz)
Mein größter Hot Take dieses Jahr ist, dass ich "The Code" absolut grauenhaft finde. Laut den Buchmachern gilt der Schweizer Beitrag als der mit Abstand heißeste Kandidat auf den Sieg, und mir erschließt sich nicht so recht wieso. Ja, der Song ist campy as fuck, schlägt ein Dutzend Haken und verwurstet vier verschiedene Genres in drei Minuten, aber er macht es eben auch mit einer klinischen Berechenbarkeit, dass man das bei jedem Übergang förmlich die Kullis im Boardroom-Meeting klicken hört.
Ich will nicht sagen, dass die Elemente Drum'n'Bass, Rap, Pop und Klassik nicht zusammen funktionieren können, aber das hier ist sicherlich die mit Abstand die lebloseste und durchkommerzialisierteste Version davon, die ich mir vorstellen kann. Der Rap-Part? Furchtbar, das klingt wie ein verstecktes NF-Feature, dramatische Drones inklusive. Der Operngesang wirkt nicht minder fehl am Platz und kämpft in meinen Augen eher noch die eigentlich ganz catchy Melodie der Hook nieder, als dass er sie in irgendeiner Form bereichert. Das Instrumental schafft es sogar, seine Breakbeats uncool klingen zu lassen, weil er sie mit so viel Bombast untergräbt, dass Imagine Dragons glatt neidisch werden. Alles an diesem Song schreit: Fühle etwas! Nur weiß Nemo, glaube ich, selbst nicht einmal, was denn überhaupt.
"The Code" ist, wenn ich 'Ich hätte da doch noch eine Idee' ein Song wäre, musikgewordenes ADHS, und zwar auf die denkbar nervigste Art und Weise. Überproduzierter Müll, der alles, was beim Brainstorming auf den Tisch kam, durch fünf Kompressoren jagt, auf die Tonspur scheißt und nie müde wird zu betonen, wie campy und crazy das alles ist. Aber diese Art von Campiness hat keinen Charme. Das ist wie wenn Disney ein Remake der "Rocky Horror Picture Show" mit Chris Pratt und Gal Gadot in den Hauptrollen drehen würde. Bitte lasst diesen Song nicht gewinnen, ich flehe euch an.
Wertung 1/5
Buchmacher-Ranking: 1
Prognose: 2. Platz
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