H. Grönemeyer: G8-Beschlüsse sind "unverschämt"
vom 8. Juni 2007
Kurz nach seinem Auftritt beim "Deine Stimme gegen Armut"-Konzert hat sich Herbert Grönemeyer gestern Abend deutlich von seinen Mitstreitern Bono und Bob Geldof distanziert. Im Tagesthemen-Interview erklärte er, warum er persönlich keinerlei Wert darauf lege, mit Politikern zu sprechen: "Ich traue …
Das war auch nicht ganz wörtlich gemeint. Wie du sicher bemerkt hast, ähnelt es dem "Du bist Deutschland"-Kram. Du bist natürlich weder das Eine noch Andere. Aber die Politik der G8 nützt logischerweise zuerst den Völkern ebendieser Länder, also uns. Wie gut das jetzt innerhalb Deutschland verteilt wird ist ein anderes Thema. Wenn man dann mit Kampfrufen wie "Unser Wohlstand ist auf anderer Armut begründet" demonstrieren geht, muss man halt auch sehen, dass wir auf der Sonnenseite der Erde sitzen, dank dieses Systems. Wer seinen "Wohlstand" gerne abgibt, kann das ja gerne tun, aber der Großteil des Volkes hegt wohl nicht diesen Wunsch...
Warum sollte die Merkel, denn eher Politik machen, die ihr nützt als ihrem Volk? Die hat schon ausgesorgt, die anderen G8-Regierungschefs auch(Bush ist Millionär o.O). Oder was meinst du mit "Politiker machen nicht, was für die Mehrheit des Volkes am Besten ist". Innenpolitisch ist das bisweilen durchaus wahr, daher auch die Politikverdrossenheit mancher Volksteile, aber auf internationaler Ebene vertritt die Merkel deutsche Interessen, die entsprechen durchaus der Mehrheit des Volkes.
Die anderen Völker schauen in die Röhre, aber ich wäre ehrlich gesagt sauer, wenn die Merkel sagen würde, dass sie unseren Wohlstand reduziert und den von Malawi, Sierra Leone, Ghana oder so anhebt, bis alle gleichviel haben und es "gerecht" ist. Die ganz schlimmen Ungerechtigkeiten sollten durchaus aus der Welt geräumt werden, aber ich hab den Platz an der Sonne eigentlich recht gerne...
du bist ein erbarmungsloser egoist und nur auf dein bestes bedacht. die g8 gegner wolln halt auch besseres für andere und sind dafür teilweise auch bereit, selber weniger gut zu leben.
Deine Meinung. Ich seh aber nicht, dass die selber großartig viel spenden, sie fordern nur Großzügigkeit von der Regierung, die aber nicht nur die spendable Minderheit vertritt. Also: An die eigene Nase fassen.
@Attila (« Komisch, dass die G8-Kritiker hier im Thread (wie z.B. Radi_against_G8) teilweise gute und ausführliche Argumente und Diskussionsansätze liefern, währned die "G8-Freunde" (oder sollte icch besser sagen "G8-Kritiker-Hasser") hier meist platte Sprüche wie "Soll der Grönemyer doch sein eigens Geld spenden" oder ähnlichen Unsinn von sich gegeben.
Es ist sehr eindeutig, je mehr man sich mit der Materie beschäftig, desto mehr wird man "Kritiker", weil es im Welthandel (nicht nur mit Afrika) himmelschreiende Ungerechtigkeiten gibt. »):
Je mehr man sich mit der Materie beschäftigt, desto differenzierter wird das Meinungsbild. Das ist zwar ein ziemlich abgedroschener Allgemeinplatz, aber mir geht's jedenfalls so.
Selbstverständlich gibt es eine ganze Reihe von korrupten und menschenrechtsfeindlichen Regimes in Afrika. Aber den Aufbau einer "Zivilgesellschaft", "Good Governance" usw. von Staaten zu verlangen, in denen der Großteil der Menschen ausschließlich mit dem täglichen Existenzkampf (Krankheiten, Nahrungs- und Wasserbeschaffung) zu tun hat, ist einfach unsinnig. Diese Menschen können die korrupten Eliten in ihren Ländern nicht beseitigen, weil man für eine politische Betätigung ein Mindestmaß an existenzieller Sicherheit benötigt. Eine ziemlich alte Erkenntnis übrigens. Und wohin militärische Eingriffe von außen führen, sieht man im Irak. Die reine Exisztenzsicherung - so wie es in den Milleniumszielen beschrieben ist - sollte man von den wirtschaftlichen und politischen Forderungen abkoppeln und unter allen Umständen realisieren.
Ungeachtet dessen: Die Agrarsubventionen in Europa sind in vielfacher Hinsicht eine Schande. Irgendjemand hat ausgerechnet, dass für eine Kuh in Europa pro Tag mehr an Staatskohle gezahlt wird, als ein Bauer in Afrika verdient, der von Aktionen dieser Art betroffen ist. Und ich glaube, auch Frau Merkel hat in diesem Punkt dem Drängen der Franzosen nachgegeben, auch weil dieses Thema ihre eigenen Wähler in Deutschland einfach nicht interessiert.
Das Problem, das ich mit Bono oder Grönemeyer habe, besteht eher darin, dass sie ihre politischen Anliegen (die nicht alle unvernünftig sind) nicht vom Musik-Business trennen. Schon der Musik wegen: Sie hat einen solchen Missbrauch als Vehikel für den Transport politischer Botschaften einfach nicht verdient. Es gibt für Leute wie Grönemeyer Möglichkeiten mehr als genug, ihren Einfluss als "Prominente" in die Öffentlichkeit zu tragen.
Darüber hinaus sind sie als "Superstars" - ob sie es nun wollen oder nicht - grundsätzlich Teil des Problems. Denn der Superstar-Kult ist (ein sehr wesentlicher Teil) des Problems der globalen Reichtumspolarisierung. Das ist keineswegs nur als abstrakte Medienkritik gemeint. Sie stehen auch ganz direkt und höchstpersönlich einer diversifizierteren globalen Popkultur und damit einer gerechteren Welt-Ökonomie zumindest in ihrem eigenen "Geschäftsbereich" im Wege.
Das Problem, das ich mit Bono oder Grönemeyer habe, besteht eher darin, dass sie ihre politischen Anliegen (die nicht alle unvernünftig sind) nicht vom Musik-Business trennen. Schon der Musik wegen: Sie hat einen solchen Missbrauch als Vehikel für den Transport politischer Botschaften einfach nicht verdient. Es gibt für Leute wie Grönemeyer Möglichkeiten mehr als genug, ihren Einfluss als "Prominente" in die Öffentlichkeit zu tragen. »):
Ich sehe das eher umgekehrt. Jedenfalls so lange und so weit, wie gewisse Herren wie Grönemeyer oder Bono es mit ihren in die Musik verwobenen politischen Aktionen nicht dermaßen übertreiben, daß es inflationär oder auch unglaubwürdig wird. Bei Bono sehe ich einen Grenzfall, der Mann ist fast extrem politik- und gesellschaftskritisch unterwegs, wirkt jedoch auf mich persönlich in seinen Anliegen immer noch glaubwürdig und respektabel. Ich frage mich dabei auch, wie diese Stars ihre politischen Aktivitäten vom Musik-Biz trennen wollen, sie sind nun einmal (sehr bekannte) Musiker und Künstler und haben dieses Transportmedium zur Verfügung, weshalb es also nicht nutzen? Es gab einmal eine Zeit der (fast) rein politischen Liedermacher, die sind allerdings seit Jahren kaum oder gar nicht mehr gefragt, aber das ist wiederum ein anderes Thema. Was Grönemeyer im Artikel in der Sache sagt, ist zwar nicht neu und auch nicht außergewöhnlich, aber im Grunde hat er absolut Recht. Mir ist jedenfalls ein Musikstar, der sowohl seine Popularität wie auch seine Musik als Mittel zur politischen Kritik nutzt, wesentlich lieber, als irgendwelche anderen Stars, die nichts weiter tun, als auf irgendwelchen Charity-Veranstaltungen rumzueiern. Nichts gegen solche Veranstaltungen, sie bringen immerhin einiges an finanziellen Mitteln auf. Sie dienen aber allzu oft der reinen Selbstdarstellung gewisser Stars und Sternchen, die kaum mehr an politischen Aussagen zustande bringen als "ich bin auch für den Weltfrieden und gegen Hungersnöte". @Kukuruz (« Darüber hinaus sind sie als "Superstars" - ob sie es nun wollen oder nicht - grundsätzlich Teil des Problems. Denn der Superstar-Kult ist (ein sehr wesentlicher Teil) des Problems der globalen Reichtumspolarisierung. Das ist keineswegs nur als abstrakte Medienkritik gemeint. Sie stehen auch ganz direkt und höchstpersönlich einer diversifizierteren globalen Popkultur und damit einer gerechteren Welt-Ökonomie zumindest in ihrem eigenen "Geschäftsbereich" im Wege. »):
Das ist im Kern natürlich richtig. Aber machen wir uns doch nichts vor: es gab immer Reiche und Superreiche und es wird sie immer geben. Das eigentliche Problem sehe ich eher darin, daß die Armut global gesehen als solche rasant wächst. Und das wird nicht dadurch gestoppt, daß man einfach nur mit dem Finger auf eine sicher ebenfalls steigende Zahl von begüterten Menschen bis hin zu Superreichen zeigt (was ich dir jetzt sicher nicht unterstellen will). Diese Polarisierung oder auch Fixierung auf "die Reichen" und mehr oder weniger unterschwellige Auffassung "lasst uns bei denen mal ans Eingemachte gehen" halte ich im Grundsatz für nicht angebracht und auch nicht für dienlich, einer gerechteren Weltökonomie förderlich zu sein. Also nicht unbedingt die Reichen bekämpfen, sondern die Armut als solche. Ich bin fest davon überzeugt, die finanziellen Mittel staatenübergreifend wären vorhanden. Allein es fehlt am wirklichen, echten und ehrlichen politischen Willen. Und eben genau das haben mir wieder die G8-Beschlüsse gezeigt. Sie sind weder Fisch noch Fleisch und bewirken im Grunde nur das, was ähnliche Absichtserklärungen in den letzten Jahrzehnten immer bewirkt haben, nämlich "verschieben wirs mal in die Zukunft, uns fällt schon noch was ein".
Der Artikel enthält sehr viel Wahres. Aber auch recht wenig an echten neuen Schilderungen. Es ist das alte Problem zwischen vielen Milliarden an Entwicklungshilfegeldern einerseits und der vernünftigen und hilfreichen Verwendung derselben andererseits sowie zur Anpackung und ggf. sogar Lösung von wirklichen Grundproblemen. Hinzu kommt, daß -wie ich meine- viele westliche Staaten der Auffassung sind, sich rein mit finanziellen Zuwendungen aus dem eigentlichen Grundproblem quasi freikaufen zu können. Ob massig Milliarden in Kriegen sinnlos verheizt und in den Kassen gewisser hochgradig korrupter Landesfürsten z.B. in Afrika landen, kümmert irrsinnigerweise kaum jemanden.
@Anonymous (« Also jetzt mal ein ganz persöhnliches Statement: Ich denke, dass der G8-Gipfel mehr der persöhnlichen Darstellung der Politiker dienen soll. Sicher darf man nicht vergessen, dass (wenigstens) etwas beschlossen wurde, aber:
1. Die Zeitspanne ist viel zu groß (Reduzierung der Abgase bis 2050) - die Meisten von denen Leben dann eh nicht mehr
2. es geht doch nur um Rohstoffe
und 3. Bush ist es doch vollkommen egal was mit uns passiert, solange er seine Kohle kriegt.
Niemand tut auch nur annähernd was gegen ihn (wobei ich die Politiker meine), aber das ist ein anderes Thema.
Was gefordert werden sollte ist kein Geld nach Afrika zu schicken oder Bands auftreten zu lassen. WIR sollten dorthin und endlich mal anfangen den Afrikanern zu zeigen wie sie (natürlich mit unserer Unterstützung) sich eine vernünftige Infrastruktur aufbauen können. Die einfachen Leute müssen angehalten werden, selbständig aufzuklähren und zu agieren. Sicher klappt das schon recht gut in einigen Gebieten, aber eben nur in einigen wenigen. WIR müssen tätig werden. WIR müssen in die Krisenregionen. Politiker reden nur und machen letzten Endes gar nix. Wenn es heißt: "Wir reduzieren die Treibhausgase bis 2050" müssen WIR (das Volk) schon Jahrzehnte vorher reagieren. Wenn Geld nach Afrika geschickt wird, müssen WIR (das Volk) gleich mitgehen und es auch sinnvoll nutzen.
Soviel mal dazu. »):
Wer ist WIR? Des Volkes Engagement (falls das gemeint ist) wird nichts bewirken. Warum? Weil "das Volk" nicht fähig und willens ist, es in dem Maße zu tun, in dem es notwendig wäre bzw. so, daß es Wirkung zeigen würde. Und mit Wirkung meine ich nicht einzelne medienträchtige Aktionen, die übermorgen wieder vergessen sind. Deine Euphorie in allen Ehren, aber sie ist sehr blauäugig und realitätsfern. Und einen ziemlichen großen Kardinalfehler lese ich da aus deinen geschriebenen Worten. Zusammengefasst heißt der: "Wir zeigen denen (den Afrikanern) jetzt, wie es zu laufen hat". Genau das ist seit etlichen Jahren immer wieder Punkt des politischen Anstoßes. Ich wage gar zu behaupten: ein Grundübel, welches entscheidend mit dafür verantwortlich ist, daß der heutige globale Terror erst entstehen konnte.
@Jan Dilba (« Es gab einmal eine Zeit der (fast) rein politischen Liedermacher, die sind allerdings seit Jahren kaum oder gar nicht mehr gefragt, aber das ist wiederum ein anderes Thema. »):
Ja. Darüber lohnt es sich mal nachzudenken. Ich bin mir darüber selbst nicht ganz im klaren. Scharf formulierte, polemische und wirklich auf den Punkt gebrachte politische Lieder - so in der Art von Wolf Biermann - warum würde auch ich sie heute als eher peinlich empfinden? Vielleicht, weil sie nur vor dem Hintergrund eindeutiger politischer Richtungsbekenntnisse im Sinne irgendeiner Traditionslinie funktionieren können, die es in der heutigen Welt aber wohl nicht mehr geben kann. Von Sachen, die schon seinerzeit oberpeinlich waren - wie zum Beispiel "Floh de Cologne" - will ich erst gar nicht reden.
Ich meinte auch gewiss nicht, dass Grönemeyer in Charity-Veranstaltungen herumgereicht werden solle, sondern dass er am normalen politischen und wissenschaftlichen Sachdiskurs teilnimmt. Also Artikel oder Bücher veröffentlicht, in Diskussionsrunden teilnimmt, in Interviews seine Meinung sagt usw. Heruntergekocht, sachlich und rational. Tut er ja auch. Aber musikalische Großveranstaltungen für die "gute Sache"... diese Zelebrierung von Wir-Gefühl mit Absingen und Lichterketten-Atmosphäre. Ich kann das selbst vor dem TV-Bildschirm nicht länger als ein paar Sekunden ertragen, ohne dass mir kotzübel wird. @Jan Dilba (« Das ist im Kern natürlich richtig. Aber machen wir uns doch nichts vor: es gab immer Reiche und Superreiche und es wird sie immer geben. Das eigentliche Problem sehe ich eher darin, daß die Armut global gesehen als solche rasant wächst. Und das wird nicht dadurch gestoppt, daß man einfach nur mit dem Finger auf eine sicher ebenfalls steigende Zahl von begüterten Menschen bis hin zu Superreichen zeigt (was ich dir jetzt sicher nicht unterstellen will). Diese Polarisierung oder auch Fixierung auf "die Reichen" und mehr oder weniger unterschwellige Auffassung "lasst uns bei denen mal ans Eingemachte gehen" halte ich im Grundsatz für nicht angebracht ... »):
Es geht mir ausschließlich um die Polarisierung des Publikums. Der materielle Eigenbesitz der Pop-Promis, auch der der wenigen Super-Promis (und übrigens auch der der Spitzenpolitiker) ist mir vollkommen schnuppe. Sie sollen damit tun, was sie wollen. Der ist im Vergleich zu den Summen, über die Fondsgesellschaften oder transnationale Konzerne verfügen ohnehin lächerlich.
... der Grundgedanke aller G8-Kritik lautet: Die mächtigen Acht sollen nicht die restlichen über Hundert dominieren. Und das ist perfekt meine Meinung. Nur, um diesen Gedanken auszudrücken, sind für mich Stadionrocker und Superpromis die denkbar ungeeignetsten Repräsentanten. Eine Art K8-Kamarilla als Kulturbehörde der G8-Kritiker? Absurd! Man könnte ja auch versuchen, Madonna oder Britney Spears oder einen Fussball-Promi oder irgendeinen Hollywood-Star als Fürsprecher dieser Bewegung zu gewinnen. Aber, Mensch, die sind doch genau das Problem! Zumindest im Bereich Medien, Kultur, Unterhaltung und vor allem "Prägung von Wertvorstellungen". Die Gemeinsamkeit eines fast mittellosen Einwohners in einem der Favelas von Rio de Janeiro und einem Sozialhilfeempfänger in Deutschland besteht in der Rolle, die der TV-Apparat in ihrem Leben einnimmt.
Bei den Unterschichten sind Körperkult und Geldgeilheit prägende Werte. Vermittelt durch Paris Hilton und Gangsta-Rap
Edit: Nutten und Drogen vergessen
Sowas zum Beispiel:
Zitat (« fickt euch ihr kleine bitches...ihr lügt alle es hat nicht mit TURKEN u tun und was redet ihr die ganze eit "ich rieche PROMO ichrieche deine mutta" das ist so anstrengen kleine kinder wie euch auf zu klären was los ist und was nicht und ihr seit die enigen die promo für ihn macht, ihr seit doch alle neidisch,ihr seit doch alle sauer, weil ihr nicht so ist wie MASSIV. Er ist unsere MANN er sagt das was wir DENKEN aber wie sollt ihr BONZER sowas wissen wenn ihr jeden TAG euch alles gefallen lässt ihr bekomt auf die fresse und sagt nichts ihr habt kein STOLZ und EHRE ichseit nur NEDIERRRRR...also redet nicht so viel wen ihr keine AHNUNG habt...geht und hört eure KARTOFFEL lieder »):
Meine Güte, man hat denen was versprochen... Das ist Politik und kein Kindergarten o.O Und abgesehen davon ist das Geldverschicken kontraproduktiv. Leute, die dann meinen "Aber arm ist doch, wenn man kein Geld hat! Also muss man denen welches geben!!1" beweisen nur, dass sie keine Ahnung haben. Als ob diese Millionen(und wir haben den afrikanischen Ländern schon wirklich viel Geld geschickt, und auch schon über einen längeren Zeitraum) zu einem noch so geringen Teil bei der notleidenden Bevölkerung landen. Gar nichts kriegen die davon, der Mugabe kauft sich einen neuen Maybach.
Ich finde, es ist ziemlich schwierig, das ganze komplizierte Geflecht von Interessen der verschiedenenen Gruppen (Regierungen, Wirtschaft, Bevölkerung usw.) zu durchschauen und das dann auch noch mit den Erkenntnissen der Mediziner, Klimaforscher, Ökonomen und Soziologen zu verknüpfen. Aber es führt dennoch kein Weg daran vorbei. Unmutsbekundungen von der Art wie "Wir haben denen schon genug Geld geschickt!" helfen überhaupt nicht weiter.
Was die Bekämpfung von Malaria und Aids in Afrika anbelangt - daran führt tatsächlich kein Weg vorbei. Aber man sollte sich wohl ein gesundes Misstrauen gegenüber den Bekundungen der G8 und der Pharmaindustrie bewahren. Letztere wollen sicher auch was von der "Entwicklungs"-Hilfe haben.
Da gefällt mir der Ansatz der "Action Medeor" schon besser: Selbst Präparate entwickeln, vor Ort oder in Schwellenländern wie China oder Indien Arzneipflanzen anbauen. Sie haben - insbesondere was die Malariabekämpfung anbelangt - ziemlich interessante Konzepte. An den Interessen der großen Pharmakonzerne vorbei.
Und ähnlich geht es mir auch mit den "Großen und Mächtigen" der Pop-Industrie. Wenn ich mich gegen die Dominanz der "Großen Acht" in Politik und Wirtschaft ausspreche, kann ich auf der anderen Seite wohl schlecht die kulturelle Dominanz der USA auf dem Gebiet des Films oder die Dominanz der britisch-amerikanischen Kultur auf dem Gebiet der Popmusik hinnehmen.
Oder eben die Dominanz solcher Pop-Titanen wie Grönemeyer. Der hat - zumindest hier in Deutschland - in seinem eigenen Genre-Segment doch eine ähnliche Stellung wie ein G8-Staat in der Welt-Politik. Es gibt ein knappes Dutzend großer Namen, dann kommt eine Weile gar nix und dann kommen noch mal ein paar Dutzend Leute, die mal gerade eben so von der Musik leben können. Das hat aber weniger mit der musikalischen Qualität sondern eher damit zu tun, dass die spezifischen Marktmechanismen Identifikationssymbole ("Stars") verlangen und hervorbringen. Meine Ansicht dazu lautet klipp und klar: Hinweg (auch) damit. Und sie eignen sich auch nicht als "Fürsprecher".
@gästle (« Das man nun mit der Hilfe beginnen muss und und und hört man ja fast schon seit Jahrzehnten. »):
Man hat ja schon längst mit der "Hilfe" begonnen.
Und dabei hat man alles nur noch schlimmer gemacht. Damit die Afrikaner Hilfslieferungen erhalten mussten sie ihre Schutzzölle verringern, um die Märkte für europäische und amerikanische Konzerne zu öffnen. Das hat alles nur schlimmer gemacht. Das billige Getreide aus unserer subventionierten Agrarwirtschaft sorgt dafür, dass die Bauern dort nichts verdienen, da sie gegen unsere Preise nicht konkurrenzfähig sind..
Mit dem Geld was die Regierungen jetzt von den G8 erhalten werden, werden noch mehr billige Nahrungsmittel eingekauft und die eigene Bevölkerung hat weiterhin keine Chance sich einen gewissen Lebensstandard zu erhandeln, und somit bleiben die Afrikaner auf ein und dem selben Niveau stecken. Die Regierungen dort verlassen sich auf die internationalen Hilfslieferungen in Krisenzeiten, anstatt selbst etwas zu tun. Das macht den mächtigen dort das Leben sehr einfach.
Dass das Geld in Aidshilfe investiert werden soll ist löblich, doch fraglich ist, wie das ganze konkret aussehen wird.
Die Afrikaner müssen sich aber auch selbst langsam aufrappeln und unabhängiger werden, sonst wird das nie was. Und die internationale Politik sollte ihnen auch Chancen lassen, sich selbst zu entwickeln, anstatt auf der einen Seite den Heilsbringer zu spielen, und Afrika anderweitig auszubeuten.
Der "Präsident" von Gambia kann Aids heilen =P Dazu bedarf es seiner Spezialbehandlung und ein wenig von seiner Spezial-Bananenpaste...
Und der meint das auch noch ernst und schickt die ganzen europäischen und amerikanischen Hilfsärzte nach Hause. Der ehemalige Vize-Präsident von Südafrika hat sich mit Aids angesteckt, weil er gemeint hat, es reicht, wenn er sich danach gründlich duscht ._.
Zum Thema "Schuldenerlass" nochmal. Hat jetzt zwar nur indirekt mit Grönemeyers Äußerungen zu tun, aber hier findet halt grade die Diskussion zum Thema statt...
Wie läuft sowas zum Beispiel: In den siebziger Jahren kauft Sambia in Rumänien Traktoren für etwa 15 Millionen Dollar ein. Lange Zeit kann das Land die Summe nicht zurückzahlen. Irgendwann einigt man sich aber auf eine Rückzahlung von 3 Millionen Dollar. Kurz zuvor jedoch kauft ein britischer Vulture-Fond die Schulden für 4 Millionen von Rumänien ab, klagt vor einem Londoner Gericht einfach die Rückzahlung von 40 Millionen Dollar (wegen Zinsen) ein und bekommt von diesem schließlich immerhin für 20 Millionen das Recht. Diese werden jetzt entweder dem Sozialetat dieses nach wie vor sehr armen Landes aufgebürdet oder per Schuldenerlass aus dem G8-Haushalt direkt dem Vulture-Fons überwiesen. Der Fall ging ja in letzter Zeit mehrfach durch die Medien. Ob er exemplarisch ist weiß ich nicht. Aber "unverschämt" ist für diese Geschäftspraxis tatsächlich gar kein Ausdruck. Das eigentliche Problem scheint aber nicht der Fond zu sein - die machen halt, was die Gesetze (in dem Fall die britischen) so hergeben. Oder anders gesagt: Das, was ein auch nicht gerade reicher Staat nicht einfach eintreibt, wird vom wohlhabenden Großbritannien in der zehnfachen Summe einem der ärmsten Staaten der Welt abgepresst. Und der britische Regierungschef lässt sich auf dem G8-Gipfel zusammen mit seinen Amstkollegen auch nach als Retter Afrikas feiern.
Die wichtigen politischen Themen landen jetzt immer häufiger in den News-Threads. Aber da kann man eigentlich kaum noch diskutieren. Das sind wirklich nur noch Müllplätze zum Abladen von irgendwelchem Scheiß geworden. Schade. Ich hätte ja sonst gar nix gegen ein bisschen Boulevard-Unterhaltung.
Kurz nach seinem Auftritt beim "Deine Stimme gegen Armut"-Konzert hat sich Herbert Grönemeyer gestern Abend deutlich von seinen Mitstreitern Bono und Bob Geldof distanziert. Im Tagesthemen-Interview erklärte er, warum er persönlich keinerlei Wert darauf lege, mit Politikern zu sprechen: "Ich traue …
Das war auch nicht ganz wörtlich gemeint. Wie du sicher bemerkt hast, ähnelt es dem "Du bist Deutschland"-Kram. Du bist natürlich weder das Eine noch Andere. Aber die Politik der G8 nützt logischerweise zuerst den Völkern ebendieser Länder, also uns. Wie gut das jetzt innerhalb Deutschland verteilt wird ist ein anderes Thema.
Wenn man dann mit Kampfrufen wie "Unser Wohlstand ist auf anderer Armut begründet" demonstrieren geht, muss man halt auch sehen, dass wir auf der Sonnenseite der Erde sitzen, dank dieses Systems. Wer seinen "Wohlstand" gerne abgibt, kann das ja gerne tun, aber der Großteil des Volkes hegt wohl nicht diesen Wunsch...
Warum sollte die Merkel, denn eher Politik machen, die ihr nützt als ihrem Volk? Die hat schon ausgesorgt, die anderen G8-Regierungschefs auch(Bush ist Millionär o.O). Oder was meinst du mit "Politiker machen nicht, was für die Mehrheit des Volkes am Besten ist". Innenpolitisch ist das bisweilen durchaus wahr, daher auch die Politikverdrossenheit mancher Volksteile, aber auf internationaler Ebene vertritt die Merkel deutsche Interessen, die entsprechen durchaus der Mehrheit des Volkes.
Die anderen Völker schauen in die Röhre, aber ich wäre ehrlich gesagt sauer, wenn die Merkel sagen würde, dass sie unseren Wohlstand reduziert und den von Malawi, Sierra Leone, Ghana oder so anhebt, bis alle gleichviel haben und es "gerecht" ist.
Die ganz schlimmen Ungerechtigkeiten sollten durchaus aus der Welt geräumt werden, aber ich hab den Platz an der Sonne eigentlich recht gerne...
sie es einfach so:
du bist ein erbarmungsloser egoist und nur auf dein bestes bedacht.
die g8 gegner wolln halt auch besseres für andere und sind dafür teilweise auch bereit, selber weniger gut zu leben.
Deine Meinung.
Ich seh aber nicht, dass die selber großartig viel spenden, sie fordern nur Großzügigkeit von der Regierung, die aber nicht nur die spendable Minderheit vertritt.
Also: An die eigene Nase fassen.
@Attila (« Komisch, dass die G8-Kritiker hier im Thread (wie z.B. Radi_against_G8) teilweise gute und ausführliche Argumente und Diskussionsansätze liefern, währned die "G8-Freunde" (oder sollte icch besser sagen "G8-Kritiker-Hasser") hier meist platte Sprüche wie "Soll der Grönemyer doch sein eigens Geld spenden" oder ähnlichen Unsinn von sich gegeben.
Es ist sehr eindeutig, je mehr man sich mit der Materie beschäftig, desto mehr wird man "Kritiker", weil es im Welthandel (nicht nur mit Afrika) himmelschreiende Ungerechtigkeiten gibt. »):
Je mehr man sich mit der Materie beschäftigt, desto differenzierter wird das Meinungsbild. Das ist zwar ein ziemlich abgedroschener Allgemeinplatz, aber mir geht's jedenfalls so.
Selbstverständlich gibt es eine ganze Reihe von korrupten und menschenrechtsfeindlichen Regimes in Afrika. Aber den Aufbau einer "Zivilgesellschaft", "Good Governance" usw. von Staaten zu verlangen, in denen der Großteil der Menschen ausschließlich mit dem täglichen Existenzkampf (Krankheiten, Nahrungs- und Wasserbeschaffung) zu tun hat, ist einfach unsinnig. Diese Menschen können die korrupten Eliten in ihren Ländern nicht beseitigen, weil man für eine politische Betätigung ein Mindestmaß an existenzieller Sicherheit benötigt. Eine ziemlich alte Erkenntnis übrigens. Und wohin militärische Eingriffe von außen führen, sieht man im Irak. Die reine Exisztenzsicherung - so wie es in den Milleniumszielen beschrieben ist - sollte man von den wirtschaftlichen und politischen Forderungen abkoppeln und unter allen Umständen realisieren.
Ungeachtet dessen: Die Agrarsubventionen in Europa sind in vielfacher Hinsicht eine Schande. Irgendjemand hat ausgerechnet, dass für eine Kuh in Europa pro Tag mehr an Staatskohle gezahlt wird, als ein Bauer in Afrika verdient, der von Aktionen dieser Art betroffen ist. Und ich glaube, auch Frau Merkel hat in diesem Punkt dem Drängen der Franzosen nachgegeben, auch weil dieses Thema ihre eigenen Wähler in Deutschland einfach nicht interessiert.
Das Problem, das ich mit Bono oder Grönemeyer habe, besteht eher darin, dass sie ihre politischen Anliegen (die nicht alle unvernünftig sind) nicht vom Musik-Business trennen. Schon der Musik wegen: Sie hat einen solchen Missbrauch als Vehikel für den Transport politischer Botschaften einfach nicht verdient. Es gibt für Leute wie Grönemeyer Möglichkeiten mehr als genug, ihren Einfluss als "Prominente" in die Öffentlichkeit zu tragen.
Darüber hinaus sind sie als "Superstars" - ob sie es nun wollen oder nicht - grundsätzlich Teil des Problems. Denn der Superstar-Kult ist (ein sehr wesentlicher Teil) des Problems der globalen Reichtumspolarisierung. Das ist keineswegs nur als abstrakte Medienkritik gemeint. Sie stehen auch ganz direkt und höchstpersönlich einer diversifizierteren globalen Popkultur und damit einer gerechteren Welt-Ökonomie zumindest in ihrem eigenen "Geschäftsbereich" im Wege.
@Kukuruz («
Das Problem, das ich mit Bono oder Grönemeyer habe, besteht eher darin, dass sie ihre politischen Anliegen (die nicht alle unvernünftig sind) nicht vom Musik-Business trennen. Schon der Musik wegen: Sie hat einen solchen Missbrauch als Vehikel für den Transport politischer Botschaften einfach nicht verdient. Es gibt für Leute wie Grönemeyer Möglichkeiten mehr als genug, ihren Einfluss als "Prominente" in die Öffentlichkeit zu tragen. »):
Ich sehe das eher umgekehrt. Jedenfalls so lange und so weit, wie gewisse Herren wie Grönemeyer oder Bono es mit ihren in die Musik verwobenen politischen Aktionen nicht dermaßen übertreiben, daß es inflationär oder auch unglaubwürdig wird. Bei Bono sehe ich einen Grenzfall, der Mann ist fast extrem politik- und gesellschaftskritisch unterwegs, wirkt jedoch auf mich persönlich in seinen Anliegen immer noch glaubwürdig und respektabel.
Ich frage mich dabei auch, wie diese Stars ihre politischen Aktivitäten vom Musik-Biz trennen wollen, sie sind nun einmal (sehr bekannte) Musiker und Künstler und haben dieses Transportmedium zur Verfügung, weshalb es also nicht nutzen?
Es gab einmal eine Zeit der (fast) rein politischen Liedermacher, die sind allerdings seit Jahren kaum oder gar nicht mehr gefragt, aber das ist wiederum ein anderes Thema.
Was Grönemeyer im Artikel in der Sache sagt, ist zwar nicht neu und auch nicht außergewöhnlich, aber im Grunde hat er absolut Recht.
Mir ist jedenfalls ein Musikstar, der sowohl seine Popularität wie auch seine Musik als Mittel zur politischen Kritik nutzt, wesentlich lieber, als irgendwelche anderen Stars, die nichts weiter tun, als auf irgendwelchen Charity-Veranstaltungen rumzueiern. Nichts gegen solche Veranstaltungen, sie bringen immerhin einiges an finanziellen Mitteln auf. Sie dienen aber allzu oft der reinen Selbstdarstellung gewisser Stars und Sternchen, die kaum mehr an politischen Aussagen zustande bringen als "ich bin auch für den Weltfrieden und gegen Hungersnöte".
@Kukuruz (« Darüber hinaus sind sie als "Superstars" - ob sie es nun wollen oder nicht - grundsätzlich Teil des Problems. Denn der Superstar-Kult ist (ein sehr wesentlicher Teil) des Problems der globalen Reichtumspolarisierung. Das ist keineswegs nur als abstrakte Medienkritik gemeint. Sie stehen auch ganz direkt und höchstpersönlich einer diversifizierteren globalen Popkultur und damit einer gerechteren Welt-Ökonomie zumindest in ihrem eigenen "Geschäftsbereich" im Wege. »):
Das ist im Kern natürlich richtig. Aber machen wir uns doch nichts vor: es gab immer Reiche und Superreiche und es wird sie immer geben. Das eigentliche Problem sehe ich eher darin, daß die Armut global gesehen als solche rasant wächst. Und das wird nicht dadurch gestoppt, daß man einfach nur mit dem Finger auf eine sicher ebenfalls steigende Zahl von begüterten Menschen bis hin zu Superreichen zeigt (was ich dir jetzt sicher nicht unterstellen will). Diese Polarisierung oder auch Fixierung auf "die Reichen" und mehr oder weniger unterschwellige Auffassung "lasst uns bei denen mal ans Eingemachte gehen" halte ich im Grundsatz für nicht angebracht und auch nicht für dienlich, einer gerechteren Weltökonomie förderlich zu sein. Also nicht unbedingt die Reichen bekämpfen, sondern die Armut als solche. Ich bin fest davon überzeugt, die finanziellen Mittel staatenübergreifend wären vorhanden. Allein es fehlt am wirklichen, echten und ehrlichen politischen Willen. Und eben genau das haben mir wieder die G8-Beschlüsse gezeigt. Sie sind weder Fisch noch Fleisch und bewirken im Grunde nur das, was ähnliche Absichtserklärungen in den letzten Jahrzehnten immer bewirkt haben, nämlich "verschieben wirs mal in die Zukunft, uns fällt schon noch was ein".
und nochmal ein schöner kommentar:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,15…
@Paranoid_Android (« und nochmal ein schöner kommentar:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,15… »):
Der Artikel enthält sehr viel Wahres. Aber auch recht wenig an echten neuen Schilderungen.
Es ist das alte Problem zwischen vielen Milliarden an Entwicklungshilfegeldern einerseits und der vernünftigen und hilfreichen Verwendung derselben andererseits sowie zur Anpackung und ggf. sogar Lösung von wirklichen Grundproblemen.
Hinzu kommt, daß -wie ich meine- viele westliche Staaten der Auffassung sind, sich rein mit finanziellen Zuwendungen aus dem eigentlichen Grundproblem quasi freikaufen zu können.
Ob massig Milliarden in Kriegen sinnlos verheizt und in den Kassen gewisser hochgradig korrupter Landesfürsten z.B. in Afrika landen, kümmert irrsinnigerweise kaum jemanden.
@Anonymous (« Also jetzt mal ein ganz persöhnliches Statement: Ich denke, dass der G8-Gipfel mehr der persöhnlichen Darstellung der Politiker dienen soll. Sicher darf man nicht vergessen, dass (wenigstens) etwas beschlossen wurde, aber:
1. Die Zeitspanne ist viel zu groß (Reduzierung der Abgase bis 2050) - die Meisten von denen Leben dann eh nicht mehr
2. es geht doch nur um Rohstoffe
und 3. Bush ist es doch vollkommen egal was mit uns passiert, solange er seine Kohle kriegt.
Niemand tut auch nur annähernd was gegen ihn (wobei ich die Politiker meine), aber das ist ein anderes Thema.
Was gefordert werden sollte ist kein Geld nach Afrika zu schicken oder Bands auftreten zu lassen. WIR sollten dorthin und endlich mal anfangen den Afrikanern zu zeigen wie sie (natürlich mit unserer Unterstützung) sich eine vernünftige Infrastruktur aufbauen können. Die einfachen Leute müssen angehalten werden, selbständig aufzuklähren und zu agieren.
Sicher klappt das schon recht gut in einigen Gebieten, aber eben nur in einigen wenigen. WIR müssen tätig werden. WIR müssen in die Krisenregionen. Politiker reden nur und machen letzten Endes gar nix. Wenn es heißt: "Wir reduzieren die Treibhausgase bis 2050" müssen WIR (das Volk) schon Jahrzehnte vorher reagieren. Wenn Geld nach Afrika geschickt wird, müssen WIR (das Volk) gleich mitgehen und es auch sinnvoll nutzen.
Soviel mal dazu. »):
Wer ist WIR? Des Volkes Engagement (falls das gemeint ist) wird nichts bewirken. Warum? Weil "das Volk" nicht fähig und willens ist, es in dem Maße zu tun, in dem es notwendig wäre bzw. so, daß es Wirkung zeigen würde. Und mit Wirkung meine ich nicht einzelne medienträchtige Aktionen, die übermorgen wieder vergessen sind.
Deine Euphorie in allen Ehren, aber sie ist sehr blauäugig und realitätsfern.
Und einen ziemlichen großen Kardinalfehler lese ich da aus deinen geschriebenen Worten. Zusammengefasst heißt der: "Wir zeigen denen (den Afrikanern) jetzt, wie es zu laufen hat".
Genau das ist seit etlichen Jahren immer wieder Punkt des politischen Anstoßes.
Ich wage gar zu behaupten: ein Grundübel, welches entscheidend mit dafür verantwortlich ist, daß der heutige globale Terror erst entstehen konnte.
@Jan Dilba («
Es gab einmal eine Zeit der (fast) rein politischen Liedermacher, die sind allerdings seit Jahren kaum oder gar nicht mehr gefragt, aber das ist wiederum ein anderes Thema. »):
Ja. Darüber lohnt es sich mal nachzudenken. Ich bin mir darüber selbst nicht ganz im klaren. Scharf formulierte, polemische und wirklich auf den Punkt gebrachte politische Lieder - so in der Art von Wolf Biermann - warum würde auch ich sie heute als eher peinlich empfinden? Vielleicht, weil sie nur vor dem Hintergrund eindeutiger politischer Richtungsbekenntnisse im Sinne irgendeiner Traditionslinie funktionieren können, die es in der heutigen Welt aber wohl nicht mehr geben kann. Von Sachen, die schon seinerzeit oberpeinlich waren - wie zum Beispiel "Floh de Cologne" - will ich erst gar nicht reden.
Ich meinte auch gewiss nicht, dass Grönemeyer in Charity-Veranstaltungen herumgereicht werden solle, sondern dass er am normalen politischen und wissenschaftlichen Sachdiskurs teilnimmt. Also Artikel oder Bücher veröffentlicht, in Diskussionsrunden teilnimmt, in Interviews seine Meinung sagt usw. Heruntergekocht, sachlich und rational. Tut er ja auch. Aber musikalische Großveranstaltungen für die "gute Sache"... diese Zelebrierung von Wir-Gefühl mit Absingen und Lichterketten-Atmosphäre. Ich kann das selbst vor dem TV-Bildschirm nicht länger als ein paar Sekunden ertragen, ohne dass mir kotzübel wird.
@Jan Dilba («
Das ist im Kern natürlich richtig. Aber machen wir uns doch nichts vor: es gab immer Reiche und Superreiche und es wird sie immer geben. Das eigentliche Problem sehe ich eher darin, daß die Armut global gesehen als solche rasant wächst. Und das wird nicht dadurch gestoppt, daß man einfach nur mit dem Finger auf eine sicher ebenfalls steigende Zahl von begüterten Menschen bis hin zu Superreichen zeigt (was ich dir jetzt sicher nicht unterstellen will). Diese Polarisierung oder auch Fixierung auf "die Reichen" und mehr oder weniger unterschwellige Auffassung "lasst uns bei denen mal ans Eingemachte gehen" halte ich im Grundsatz für nicht angebracht ... »):
Es geht mir ausschließlich um die Polarisierung des Publikums. Der materielle Eigenbesitz der Pop-Promis, auch der der wenigen Super-Promis (und übrigens auch der der Spitzenpolitiker) ist mir vollkommen schnuppe. Sie sollen damit tun, was sie wollen. Der ist im Vergleich zu den Summen, über die Fondsgesellschaften oder transnationale Konzerne verfügen ohnehin lächerlich.
... der Grundgedanke aller G8-Kritik lautet: Die mächtigen Acht sollen nicht die restlichen über Hundert dominieren. Und das ist perfekt meine Meinung. Nur, um diesen Gedanken auszudrücken, sind für mich Stadionrocker und Superpromis die denkbar ungeeignetsten Repräsentanten. Eine Art K8-Kamarilla als Kulturbehörde der G8-Kritiker? Absurd! Man könnte ja auch versuchen, Madonna oder Britney Spears oder einen Fussball-Promi oder irgendeinen Hollywood-Star als Fürsprecher dieser Bewegung zu gewinnen. Aber, Mensch, die sind doch genau das Problem! Zumindest im Bereich Medien, Kultur, Unterhaltung und vor allem "Prägung von Wertvorstellungen". Die Gemeinsamkeit eines fast mittellosen Einwohners in einem der Favelas von Rio de Janeiro und einem Sozialhilfeempfänger in Deutschland besteht in der Rolle, die der TV-Apparat in ihrem Leben einnimmt.
Bei den Unterschichten sind Körperkult und Geldgeilheit prägende Werte. Vermittelt durch Paris Hilton und Gangsta-Rap
Edit: Nutten und Drogen vergessen
Sowas zum Beispiel:
Zitat (« fickt euch ihr kleine bitches...ihr lügt alle es hat nicht mit TURKEN u tun und was redet ihr die ganze eit "ich rieche PROMO ichrieche deine mutta" das ist so anstrengen kleine kinder wie euch auf zu klären was los ist und was nicht und ihr seit die enigen die promo für ihn macht, ihr seit doch alle neidisch,ihr seit doch alle sauer, weil ihr nicht so ist wie MASSIV. Er ist unsere MANN er sagt das was wir DENKEN aber wie sollt ihr BONZER sowas wissen wenn ihr jeden TAG euch alles gefallen lässt ihr bekomt auf die fresse und sagt nichts ihr habt kein STOLZ und EHRE ichseit nur NEDIERRRRR...also redet nicht so viel wen ihr keine AHNUNG habt...geht und hört eure KARTOFFEL lieder »):
Aus dem lustigen Massiv-Thread hier
geld alleine ist nicht alles...
Meine Güte, man hat denen was versprochen...
Das ist Politik und kein Kindergarten o.O
Und abgesehen davon ist das Geldverschicken kontraproduktiv. Leute, die dann meinen "Aber arm ist doch, wenn man kein Geld hat! Also muss man denen welches geben!!1" beweisen nur, dass sie keine Ahnung haben. Als ob diese Millionen(und wir haben den afrikanischen Ländern schon wirklich viel Geld geschickt, und auch schon über einen längeren Zeitraum) zu einem noch so geringen Teil bei der notleidenden Bevölkerung landen. Gar nichts kriegen die davon, der Mugabe kauft sich einen neuen Maybach.
Ich finde, es ist ziemlich schwierig, das ganze komplizierte Geflecht von Interessen der verschiedenenen Gruppen (Regierungen, Wirtschaft, Bevölkerung usw.) zu durchschauen und das dann auch noch mit den Erkenntnissen der Mediziner, Klimaforscher, Ökonomen und Soziologen zu verknüpfen. Aber es führt dennoch kein Weg daran vorbei. Unmutsbekundungen von der Art wie "Wir haben denen schon genug Geld geschickt!" helfen überhaupt nicht weiter.
Was die Bekämpfung von Malaria und Aids in Afrika anbelangt - daran führt tatsächlich kein Weg vorbei. Aber man sollte sich wohl ein gesundes Misstrauen gegenüber den Bekundungen der G8 und der Pharmaindustrie bewahren. Letztere wollen sicher auch was von der "Entwicklungs"-Hilfe haben.
Da gefällt mir der Ansatz der "Action Medeor" schon besser: Selbst Präparate entwickeln, vor Ort oder in Schwellenländern wie China oder Indien Arzneipflanzen anbauen. Sie haben - insbesondere was die Malariabekämpfung anbelangt - ziemlich interessante Konzepte. An den Interessen der großen Pharmakonzerne vorbei.
Und ähnlich geht es mir auch mit den "Großen und Mächtigen" der Pop-Industrie. Wenn ich mich gegen die Dominanz der "Großen Acht" in Politik und Wirtschaft ausspreche, kann ich auf der anderen Seite wohl schlecht die kulturelle Dominanz der USA auf dem Gebiet des Films oder die Dominanz der britisch-amerikanischen Kultur auf dem Gebiet der Popmusik hinnehmen.
Oder eben die Dominanz solcher Pop-Titanen wie Grönemeyer. Der hat - zumindest hier in Deutschland - in seinem eigenen Genre-Segment doch eine ähnliche Stellung wie ein G8-Staat in der Welt-Politik. Es gibt ein knappes Dutzend großer Namen, dann kommt eine Weile gar nix und dann kommen noch mal ein paar Dutzend Leute, die mal gerade eben so von der Musik leben können. Das hat aber weniger mit der musikalischen Qualität sondern eher damit zu tun, dass die spezifischen Marktmechanismen Identifikationssymbole ("Stars") verlangen und hervorbringen. Meine Ansicht dazu lautet klipp und klar: Hinweg (auch) damit. Und sie eignen sich auch nicht als "Fürsprecher".
@gästle (« Das man nun mit der Hilfe beginnen muss und und und hört man ja fast schon seit Jahrzehnten. »):
Man hat ja schon längst mit der "Hilfe" begonnen.
Und dabei hat man alles nur noch schlimmer gemacht. Damit die Afrikaner Hilfslieferungen erhalten mussten sie ihre Schutzzölle verringern, um die Märkte für europäische und amerikanische Konzerne zu öffnen. Das hat alles nur schlimmer gemacht. Das billige Getreide aus unserer subventionierten Agrarwirtschaft sorgt dafür, dass die Bauern dort nichts verdienen, da sie gegen unsere Preise nicht konkurrenzfähig sind..
Mit dem Geld was die Regierungen jetzt von den G8 erhalten werden, werden noch mehr billige Nahrungsmittel eingekauft und die eigene Bevölkerung hat weiterhin keine Chance sich einen gewissen Lebensstandard zu erhandeln, und somit bleiben die Afrikaner auf ein und dem selben Niveau stecken. Die Regierungen dort verlassen sich auf die internationalen Hilfslieferungen in Krisenzeiten, anstatt selbst etwas zu tun. Das macht den mächtigen dort das Leben sehr einfach.
Dass das Geld in Aidshilfe investiert werden soll ist löblich, doch fraglich ist, wie das ganze konkret aussehen wird.
Die Afrikaner müssen sich aber auch selbst langsam aufrappeln und unabhängiger werden, sonst wird das nie was. Und die internationale Politik sollte ihnen auch Chancen lassen, sich selbst zu entwickeln, anstatt auf der einen Seite den Heilsbringer zu spielen, und Afrika anderweitig auszubeuten.
Der "Präsident" von Gambia kann Aids heilen =P
Dazu bedarf es seiner Spezialbehandlung und ein wenig von seiner Spezial-Bananenpaste...
Und der meint das auch noch ernst und schickt die ganzen europäischen und amerikanischen Hilfsärzte nach Hause.
Der ehemalige Vize-Präsident von Südafrika hat sich mit Aids angesteckt, weil er gemeint hat, es reicht, wenn er sich danach gründlich duscht ._.
Zum Thema "Schuldenerlass" nochmal. Hat jetzt zwar nur indirekt mit Grönemeyers Äußerungen zu tun, aber hier findet halt grade die Diskussion zum Thema statt...
Wie läuft sowas zum Beispiel: In den siebziger Jahren kauft Sambia in Rumänien Traktoren für etwa 15 Millionen Dollar ein. Lange Zeit kann das Land die Summe nicht zurückzahlen. Irgendwann einigt man sich aber auf eine Rückzahlung von 3 Millionen Dollar. Kurz zuvor jedoch kauft ein britischer Vulture-Fond die Schulden für 4 Millionen von Rumänien ab, klagt vor einem Londoner Gericht einfach die Rückzahlung von 40 Millionen Dollar (wegen Zinsen) ein und bekommt von diesem schließlich immerhin für 20 Millionen das Recht. Diese werden jetzt entweder dem Sozialetat dieses nach wie vor sehr armen Landes aufgebürdet oder per Schuldenerlass aus dem G8-Haushalt direkt dem Vulture-Fons überwiesen. Der Fall ging ja in letzter Zeit mehrfach durch die Medien. Ob er exemplarisch ist weiß ich nicht. Aber "unverschämt" ist für diese Geschäftspraxis tatsächlich gar kein Ausdruck. Das eigentliche Problem scheint aber nicht der Fond zu sein - die machen halt, was die Gesetze (in dem Fall die britischen) so hergeben. Oder anders gesagt: Das, was ein auch nicht gerade reicher Staat nicht einfach eintreibt, wird vom wohlhabenden Großbritannien in der zehnfachen Summe einem der ärmsten Staaten der Welt abgepresst. Und der britische Regierungschef lässt sich auf dem G8-Gipfel zusammen mit seinen Amstkollegen auch nach als Retter Afrikas feiern.
Die wichtigen politischen Themen landen jetzt immer häufiger in den News-Threads. Aber da kann man eigentlich kaum noch diskutieren. Das sind wirklich nur noch Müllplätze zum Abladen von irgendwelchem Scheiß geworden. Schade. Ich hätte ja sonst gar nix gegen ein bisschen Boulevard-Unterhaltung.
grönemeyer der millionär sollte lieber ruhig sein
die solln singen und sonnst lieber ne limo trinken. Wovür gibt es Menschen die mal zur Uni gegangen sind? Meine Fresse!