Aespachella
Einer der Hauptfaktoren, warum Gruppen aus der zweiten Generation ihren jüngeren Gegenübern eine ganze Ecke Bühnenpräsenz voraushaben, wird übrigens zur Zeit gerne ausgeklammert. Aber gerade Gruppen, die 2018 oder später debütierten, verbrachten mindestens die Hälfte ihres aktiven Gruppen-Daseins unter Lockdown-Bedingungen. Gerade Aespa wurde in letzter Zeit oft mangelnde Bühnenpräsenz vorgeworfen. Ein seltsames Argument, das ich nicht so richtig nachvollziehen kann - und von dem es mich auch überrascht, warum wir jetzt als Szene diesem Nischenkriterium auf einmal eine so gigantische Deutungsmacht zuweisen. Aber das Quartett hatte bisher keine drei Chancen, vor Publikum live zu singen. Gibt schon Sinn, dass sie da noch keine kampferprobten Veteranen sind.
Grund genug also, ein bisschen nervös über die Ansage zu sein, dass sie einen ihrer ersten Gigs direkt unangekündigt auf Coachella spielen. Vor allem, wenn es eine unerklärlich große Crowd an Leuten gibt, die im Grunde nur darauf wartet, sich darüber lustig zu machen. Sieh an, es gab sofort Videos, in denen jemand die letzte Reihe ihres Konzerts gefilmt hat, um zu beweisen, dass die Crowd sie gehasst hätte. Aber Coachella-Crowds gehen nicht einmal bei The Weeknd oder Doja Cat ab dieses Jahr und die meisten Konzerte sehen nicht sehr hype aus, wenn man die letzte Reihe mit fünfzig Metern Abstand filmt.
Das Ding ist: Von dem, was ich mir zusammengeklaubt habe, würde ich sagen, dass sie das ziemlich, ziemlich gut gemacht haben. "Aenergy" macht einen richtig guten Einstieg, "Next Level" wird ihnen als massiver Banger immer in der Hinterhand bleiben und der neue Song gegen die Hater mag ein abgedroschenes Thema sein, aber er steht ihnen wahrlich zu. Ich habe manchmal ein bisschen Angst davor, dass K-Pop-Kids die Pubertät verlassen und diesen klassischen "die Musik war früher besser"-Strudel lostreten, weil sie herauswachsen, obwohl die Musik eigentlich eher besser wird. Aber manche Prozesse sind eben im Hype-Zyklus natürlich.
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