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4. Yeezus

Eine der faszinierenden Qualitäten von Kanyes Dasein als Superstar war seit jeher, wie er nach eigener Lust und Laune die öffentliche Meinung gegen ihn auf- und abgewogen hat. Großartiges Album, Skandal, großartiges Album, Skandal. Aber als er nach "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" und "Watch The Throne" für Kritiker wie Fans völlig unverwundbar aussah, veröffentlichte er ein Album, so wild, dass er wieder im Limbus der völligen Polarisierung strandete. "Yeezus" war seiner Zeit voraus. Aber mit jedem Jahr, in dem die Wogen sich weiter glätten, kristallisiert sich die Platte mehr als das Meisterwerk heraus, das sie schon immer war.

Erster Einwand vorneweg: die Texte? Jupp, die sind über weite Strecken ziemlich für den Arsch. "Yeezus" macht zwei Sachen richtig: Im Aufkommen eines jungen Chief Keefs orientiert sich Kanye an dessen Beispiel der völligen Hemmungslosigkeit. Aber diese Hemmungslosigkeit serviert er in einem so radikal vorwärts denkenden Industrial- und Electro-Gewand, dass manche Kinnladen bis heute nicht wieder zurückgeschnappt sind. Die musikalische Radikalität von Nummern wie "I Am A God", "Black Skinhead" oder "Blood On The Leaves" klingt heute noch nach Zukunft und wurde 2013 bestenfalls von ein paar Untergrund-Acts bespielt. "Yeezus" markiert das Rückfahren des MCs vom Protagonisten zum Kurator, der sich selbst im Strudel seiner musikalischen Ekstase verliert. Die Wucht dieses Albums hat sich in den Jahren bis heute nicht verwaschen, sondern eher noch verstärkt. Die Tracklist knallt vom ersten bis zum letzten Song, das Album bringt bei jedem neuen Hördurchgang erneut einen Riesenspaß.

Beste Songs: "On Sight", "Black Skinhead", "Hold My Liquor", "Blood On The Leaves", "Guilt Trip", "Bound 2"
Schwächste Songs: "New Slaves", "Send It Up"
Größter Kanye-zismus: "Hurry up with my damn croissants."

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