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Warum Waters nicht einfach mal mit Argumenten schlagen?

Jetzt mal Tacheles: Mit seinem israelkritischen Engagement für den BDS hat sich Waters in seinem ewig egozentrischen Weltverbesserertum mittlerweile derart verrannt, dass dem Mann mittlerweile zu Recht aus vielerlei Richtung die moralischen Leviten gelesen werden. Die Art und Weise, mit der Waters die Augen vor den radikal-fundamentalistischen Wurzeln des BDS verschließt und mit der er auf den stets friedlichen Boykotteffekt verweist, tut mir als Fan nicht nur beinahe körperlich weh – sie steht auch konträr zum Gros seiner Aussagen.

Wie leicht sollte es für politisch gebildete Feuilleton-Journalisten also angesichts der zurückgezogenen Konzertpräsentationen von WDR, NDR und RBB fallen, einem 74-jährigen Dauercholeriker argumentativ das Handwerk zu legen? Richtig. Scheiße leicht. Klappt aber nicht, wie in den vergangenen Wochen Medium für Medium bewiesen hat.

Während insbesondere in Berlin ansässige Tageszeitungen reihum vermeiden, beim Verweis auf das böse Ballonschwein mit dem Davidsstern zu erwähnen, dass Waters' hier (neben vielen weiteren) Symbole aller monotheistischen Religionen abbildet, spricht Der Spiegel gar nicht erst von Antisemitismus-Vorwürfen (schafft sogar Bild), sondern stempelt den Ex-Pink Floyd-Basser gleich im Teaser sang- und klanglos als Judenfeind ab.

Hat der nicht Floyd-affine Tagespressenkonsument denn etwa kein Anrecht auf eine halbwegs ausgeglichene Informationspolitik? Frage ich mich auch beim Lesen von MEEDIA, auf deren kritischen Blick man sich in der Vergangenheit immer wieder verlassen konnte. Stattdessen gräbt man hier ein vier Jahre altes Zitat aus, das Waters' der Nähe zur NSDAP-Propaganda bezichtigt. NS-Symbolik bei "The Wall"? Halleluja! Schon verrückt, dass das bedeutendste Antikriegsalbum aller Zeiten mit einer gewissen Dosis an diktatorischer Persiflage aufwartet. Doch das Wort der Gegenseite (oder der abstrahierende Kontext) hat hier keinen Wert.

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1 Kommentar

  • Vor 7 Jahren

    ...wenn ein israelischer Minister einen wirtschaftlichen Komplettboykott der (legalen) palästinensischen Siedlungen auf Israels Boden fordert, so kann man auch einen Kulturboykott Israels fordern- gleiches Recht für alle, nicht wahr?

    Was ist schlimmer?
    "Israelis, kauft nichtmehr beim israelischen Palästinenser!" oder "Wir spielen nichtmehr in Israel!"?